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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 27.1913

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Lüppo-Camer, ...: Ueber das Haarsilber
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https://doi.org/10.11588/diglit.45029#0073

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6o

Ueber das Haarsilber.

Umständen ein Sulfidkügelchen wie einen Vorladepfropfen
mitnimmt, herausgeschossen.“ Auch Friedrich und
Leroux suchen nach Gründen für „die in der Haarsilber-
bildung zum Ausdruck kommende gewaltige Kraftentfaltung“.
Kohlschütter und Eydmann haben nun durch sorg-
fältige Untersuchungen im Vakuum festgestellt, daß Gase
an der Reduktion überhaupt nicht beteiligt zu sein brauchen
und daß doch haarförmiges Silber abgeschieden wird. Auch
sie betonen ausdrücklich, daß weder aus einer Schmelze,
noch aus einer Lösung das Silber in der typischen haar-
förmigen Gestalt erhalten wird, sondern daß die Abscheidung
unmittelbar aus einem festen Stoff zu erfolgen scheint.
Kohlschütter und Eydmann geben schließlich auf
Grund ihrer eingehenden Versuche eine Erklärung der Ent-
stehung der Haarsilberform, die ich bei ihrer voraussichtlich
großen Bedeutung auch für die Entstehung des Negativ-
silbers hier in extenso wiedergeben möchte. Sie legen
besonders Gewicht darauf, daß Silbersulfid wie auch Selenid
„bei relativ geringer Temperaturerhöhung in einen Zustand
deutlicher und sogar schöner Kristallisation übergehen.
Schon Spring hat festgestellt, daß, wie andere Sulfide,
auch pulvriges Schwefelsilber im luftleeren Raum bereits
bei 267 Grad in ein kristallisiertes Produkt verwandelt wird,
und amorphes Selensilber braucht man nur im Tiegel mit
kleiner Flamme zu erhitzen, um es in groben Kristallen
zu erhalten.“
„Diese unter solchen Umständen und so rasch sich voll-
ziehende Umwandlung setzt einen beträchtlichen Dampf-
druck, mit anderen Worten eine merkliche Verflüchtigung
der unzersetzten Verbindung voraus. Es ist uns allerdings
nicht gelungen, Schwefelsilber, selbst im hohen Vakuum bei
den für die Flaarsilberabscheidung in Betracht kommenden
Temperaturen, zu sublimieren, also wesentliche Mengen des
Dampfes von seiner Entstehungsstelle fortzutreiben, doch
läßt es sich im Schwefeldampf und bei noch tieferer
Temperatur im Dampf von Quecksilbersulfid sehr rasch zu
großen Individuen umkristallisieren, was wohl nicht anders
als mit einer gesteigerten Verflüchtigung1) erklärt werden
kann.“

1) In dieser Richtung verdienen die Untersuchungen von C. Zenghelis
(„Z. f. physikal. Chemie“ ) Bd. 57 [1907], S. 90) über die Verdampfung fester
Körper bei gewöhnlicher Temperatur ein besonderes Interesse, zumal dieser
Forscher die Verdampfung zahlreicher fester Körper durch ihre Wirkung
auf die photographische Platte nachwies. Anm. von L.-C.
 
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