Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik (27.1913)

66 Optische Studien in. Laienkreisen im 13, Jahrhundert in Aegypten.
der Neuzeit bei den Vertretern der Naturphilosophie oft
Gelegenheit gehabt zu beobachten.
Daß aber überhaupt solche Fragen aufgeworfen wurden,
zeigt von der Teilnahme, die weite Kreise des Islams an.
naturwissenschaftlichen Dingen nahmen.
Ich erlaube mir, im folgenden zunächst die 50 Probleme
mitzuteilen, und behalte mir vor, später auf die Lösung des
einen oder anderen zurückzukommen.
Die Probleme sind:
1. Warum sieht der Mensch sich selbst in einem Spiegel,
während sich doch nichts im Spiegel befindet?
2. Wenn der Mensch sich im Spiegel sieht, warum sieht
er das, was rechts an ihm ist, links, und umgekehrt? Dabei
sieht er entweder sich selbst an einem anderen als an seinem
eigenen Ort oder einen anderen Mann in einem anderen
Gewand. Warum sagt man dann, daß er sich selbst sieht?
3. Warum sieht der Mensch sich selbst in einem ge-
krümmten Spiegel mit dem Kopf nach unten und den Füßen
nach oben; dabei ist sein Bart unterhalb seiner Brust usw.,
während es doch in Wirklichkeit nicht umgekehrt ist?
4. Kann der Mensch seinen Rücken im Spiegel sehen?
Wenn er ihn sieht, wie kommt das zustande; er hat ja im
Rücken kein Auge und es gehen von dem Rücken keine
Strahlen aus? Kann der Mensch auch zwei Gesichter von
sich sehen? (Man hält hinter sich einen Spiegel und sieht
ein zweimal reflektiertes Bild.)
5. Warum sieht man von einem über einem Fluß auf-
rechtstehenden Gegenstände das Oberste zu unterst und das
Unterste zu oberst und den Himmel darunter, trotzdem er
sich doch über dem Gegenstand befindet?
6. Weit über einem Fluß sich befindende aufrecht-
stehende Dinge sieht man in großem Abstand von dem
Fluß in der Tiefe des Wassers in derselben Entfernung
als sie in der Luft wirklich von ihm entfernt sind, so daß
sie noch außerhalb des Wassers liegen. Ebenso sieht man
entfernte Gegenstände vor dem Spiegel ebenso weit hinter
ihm als sie vor ihm stehen.
7. Warum sieht man Siegelringe und kreisrunde Ringe
unter Wasser weiter als in der Luft? (Die Erklärung ist
sehr merkwürdig: es wird angenommen, daß ein Teil einer
feineren Flüssigkeit, also hier des Wassers, sich festen