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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 27.1913

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Plotnikov, Ivan S.: Das Prinzip der "Stationarität" in der Photochemie
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https://doi.org/10.11588/diglit.45029#0086

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Das Prinzip der „Stationarität“ in der Photochemie. 73
also die räumlich fortschreitende, Energie in die transportable
chemische umwandeln.
Der Unterschied zwischen diesen beiden Klassen der
Erscheinungen ist groß und demzufolge müssen auch die
Gesetze, die diese beiden Erscheinungsklassen beherrschen,
verschieden sein.
Gehen wir nun zu der Ableitung der photochemischen
Grundgesetze, ausgehend von dem Prinzip der Stationarität,
über.
Es ist klar, daß die Strahlen, die ungehindert ein System
passieren, auch nicht imstande sein können, irgendwelche
Wirkung auf dasselbe auszuüben. Also eine chemische
Einwirkung ist nur in dem Teil des ganzen Spektrums der
strahlenden Energie zu erwarten, der von dem System
absorbiert wird. Daraus folgt aber nicht, daß das ganze
absorbierte Licht gleich wirksam ist. Es können nur schmale
Absorptionsgebiete sein, die eine chemische Wirkung hervor-
zurufen imstande sind, die übrigen Teile stellen eine rein
thermische Absorption dar. Das trifft auch in der Tat zu. Es
ist wohl anzunehmen, daß für jeden Körper sich ein Absorp-
tionsgebiet herausfinden läßt, welches chemisch wirken kann.
Es mag nur nicht immer leicht sein, dasselbe experimentell
zu bestimmen, weil es entweder im äußersten Ultraviolett
oder gar noch in dem unerforschten Teile des großen
Spektrums der strahlenden Energie, das zwischen den
Schumannschen und Röntgenstrahlen liegt, sich befinden
kann; es kann auch die Wirkung selbst schwach sein, und
dementsprechend ist eine intensive und sehr lange dauernde
Belichtung erforderlich.
Es wird mit anderen Worten damit die Meinung aus-
gesprochen, daß jeder Körper unter geeigneten Versuchs-
bedingungen, wie Lichtintensität, Wellenlänge und Zeit, sich
als lichtempfindlich erweisen wird.
Diese Tatsache, daß nur das absorbierbare Licht
chemisch wirken kann, wurde schon seit längerer Zeit
beobachtet und ausgesprochen und immer bestätigt gefunden.
Bezeichnen wir sie als das erste Grundgesetz der
Photochemie').
Als Folge dieses Gesetzes ergibt sich, daß die zeitliche
Aenderung der Mengen der lichtempfindlichen Kompo-
nenten eine Funktion der absorbierten Lichtmenge sein muß.
Bezeichnen wir durch V die Geschwindigkeit eines photo-

x) Plotnikow, Photochemie. Verlag von Wilhelm Knapp in
Halle a. S., 1910.
 
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