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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 27.1913

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Plotnikov, Ivan S.: Das Prinzip der "Stationarität" in der Photochemie
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.45029#0088

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Das Prinzip der „Stationarität“ in der Photochemie.

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erwarten, daß der chemisch wirksame Teil des Absorptions-
spektrums in enger Beziehung zu der Festigkeit der Elek-
tronenbindung stehen und demzufolge für jede Elektronen-
konfiguration eine charakteristische Größe sein wird.
Weiter oben wurde schon erwähnt, daß die Licht-
reaktionen und die gewöhnlichen dunklen Reaktionen
grundverschieden sind, und demzufolge müssen auch die
charakteristischen Merkmale bei beiden Erscheinungsklassen
stark voneinander differieren. Nun fragt es sich, wie werden
sich die beiden Reaktionsklassen verhalten, wenn sie gleich-
zeitig verlaufen? Es ist wohl selbstverständlich, daß sie
sich gegenseitig nicht beeinflussen müssen, und daß die
Eigenschaften eines solchen komplizierten Vorganges sich
aus den Eigenschaften der beiden Vorgänge summieren,
mit anderen Worten, sich additiv verhalten werden.
Dieses Additivitätsgesetz wurde auch experimentell ge-
prüft und von mir als das dritte Grundgesetz1) bezeichnet.
Nun fragt sich weiter, welche Merkmale sind zur
Charakteristik einer gewöhnlichen Reaktion zu wählen, und
inwiefern unterscheiden sich diese von denselben bei einer
Lichtreaktion ?
Als Charakteristikum für die gewöhnlichen Reaktionen
werden: die Reaktionsgeschwindigkeitskonstante, die Ord-
nung und der Temperaturkoeffizient genommen. Können wir
nun dieselben Charakteristiken auch für die Lichtreaktionen
zum Vergleiche wählen?
Die Reaktionsgeschwindigkeitskonstante kommt nicht in
Betracht, weil das keine gut definierte Größe ist. Wie
bekannt, wird sie sehr stark von verschiedenen Faktoren,
wie Lösungsmittel, Katalysatoren, beeinflußt. Die Ordnung
einer Reaktion können wir zum Vergleich auch nicht
nehmen, weil wir bei den Lichtreaktionen von einer Ordnung
im allgemeinen nicht sprechen dürfen; die Geschwindigkeit
ist ja nur von der absorbierten Lichtmenge abhängig und,
wie wir weiter unten sehen werden, ist der wahre ungestörte
Verlauf einer Lichtreaktion ein räumlich fortschreitender.
Somit bleibt nur der Temperaturkoeffizient übrig. Was für
einen Unterschied können wir hier erwarten, und ist es über-
haupt möglich, irgend etwas darüber vorauszusagen?
Versuchen wir diese Frage zu beantworten. Das erste
Stadium einer Lichtreaktion besteht in der Lostrennung von
Elektronen oder Lockerung der Elektronenbindungen durch
das absorbierte Licht in den verschiedenen Elektronen-

i) Plotnikow, Photochemie.
 
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