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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 27.1913

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Gebhard, Kurt: Einfluß der Faser bezw. des Lösungsmittels auf die Lichtechtheit von Farbstoffen
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https://doi.org/10.11588/diglit.45029#0095

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Einfluß der Faser auf die Lichtechtheit von Farbstoffen.

Ferner lehrten diese Versuche, daß die Stärke der
Affinität Farbstoff—Faser eine Rolle spielt, und zwar ist die
Lichtechtheit um so besser, je ausgesprochener die Affinität
zwischen Farbstoff und Faser ist. Dieses Ergebnis war
insofern nicht überraschend, als diese Farbstoffe im Dunkeln
Oxydations- und Reduktionsmitteln gegenüber ein analoges
Verhalten zeigen. In letzterem Fall ist außerdem der Farb-
stoff in Lösung bedeutend reaktionsfähiger als auf der Faser,
wie es auch zu erwarten war, denn wenn der Farbstoff um
so weniger reaktionsfähig wird, je inniger die Bindung Farb-
stoff—Faser ist, dann sollte umgekehrt beim Aufheben
dieser Bindung der Farbstoff reaktionsfähiger werden. Auf-
fallend war daher die so häufig beobachtete bessere Licht-
echtheit einer Farbstofflösung als der entsprechenden
Färbung. Dieses entgegengesetzte Verhalten der Farbstoff-
lösung im Licht und im Dunkel ist denn auch nur schein-
bar; es konnte einwandfrei nachgewiesen werden, daß auch
im Licht die Reaktionsfähigkeit der Farbstofflösung größer
ist als die der entsprechenden Färbung. Den Grund, warum
bei den jetzt meist gebräuchlichen Ausführungen diesbezüg-
licher Versuche die entgegengesetzte Beobachtung gemacht
wurde, habe ich in der schon mehrfach erwähnten Arbeit
eingehend dargelegt. Hierauf an dieser Stelle einzugehen,
würde zu weit führen.
Daß die Lichtechtheit im allgemeinen um so besser ist,
je inniger die Bindung Farbstoff—Faser ist, ist leicht ver-
ständlich, denn sowohl der Farbstoff als auch die Faser
sind ungesättigte Verbindungen und durch ihre gegenseitige
Bindung wird naturgemäß in den meisten Fällen der Kom-
plex Farbstoff—Faser durch Ausgleich des ungesättigten
Charakters der einzelnen Komponenten eine geringere
Reaktionsfähigkeit besitzen als letztere. Andererseits können
aber einzelne Gruppen des Farbstoffs, besonders Wasser-
stoffatome infolge der durch die Bindung Farbstoff— Faser
geänderten intermolekularen Bindungsverhältnisse auch
reaktionsfähiger werden, wie ich dies bei Helindongelb 3 GN
nachgewiesen habe („Journ. f. prakt. Chemie“ 1911, Bd. 84,
S. 625).
Ein Farbstoff kann also je nach seiner Konstitution
durch die Verbindung mit der Faser sehr unterschiedlich
beeinflußt werden. Maßgebend für seine Lichtechtheit ist
das Sättigungsbestreben des Komplexes Farbstoff— Faser,
mit anderen Worten der Färbung, unter dem Einfluß des
Lichtes. Dieses Sättigungsbestreben möge als „wahre
Li c h t emp f ind 1 i chkei t “ einer Färbung bezeichnet werden,
 
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