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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 27.1913

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Namias, Rodolfo: Bemerkungen und Beobachtungen aus der Praxis der Autochromphotographie
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https://doi.org/10.11588/diglit.45029#0176

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Beobachtungen aus der Praxis der Autochromphotographie.

grünen sowie die violetten Körnchen der Grundschicht
größtenteils verdeckt und die roten fast ausgeschlossen sein.
Da die natürlichen grünen Farben, besonders, wenn sie
lebhaft beleuchtet sind, weit mehr weißes als grünes Licht
reflektieren, so ist, wenn man übertrieben lange exponiert,
hauptsächlich das weiße Licht wirksam, welches alle Punkte
(Körnchen) der drei Farben zur Geltung kommen läßt, und
auf diese Weise bleibt das Grün äußerst dünn und blaß.
Es werden dann wohl etwas mehr von den grünen Körnchen
als von denen der anderen Farben zur Wirkung kommen,
aber in einem zu geringen Verhältnis. Daher kann nur durch
eine genau richtige Exposition das Grün in der richtigen
Weise reproduziert werden. Was sich in bemerkens-
wertem Grade für das Grün bewahrheitet, gilt für alle
übrigen natürlichen Farben, wenn auch im allgemeinen in
geringerem Maße. Alle, auch diejenigen Farben, welche
gesättigter erscheinen, reflektieren weißes Licht, und wenn
dessen Wirkung bei richtiger Exposition auch nicht be-
trächtlich ist, so ist doch bei zu langer Exposition die
Wirkung des weißen Lichtes eine sehr gefährliche und ver-
ursacht das Blaßwerden der Farbe.
Man muß sich vergegenwärtigen, daß diese Eindrücke
auf das Auge nur momentane sind, während die Wirkungen
auf die lichtempfindliche Schicht bedeutend größere sind.
Wenn man fortwährend einen roten Mohn betrachtet,
wird die Blüte immer rot erscheinen, wenn auch in seiner
Farbe eine gewisse Quantität weißes Licht enthalten ist,
welches derselbe reflektiert.
Aber die Autochromplatte, welche im ersten Augenblick
die Wirkung der vorwiegend roten Strahlen empfängt, wird
in der Folge bei verlängerter Exposition einen immer stärker
werdenden Eindruck des weißen Lichtes erleiden, und es
kann ein Augenblick ein treten, in welchem die photochemische
Wirkung des von dem Mohn reflektierten weißen Lichtes
derjenigen der roten Strahlen gleichkommt. Dann wird der
Mohn, so blaß reproduziert werden, daß seine Farbe fast
weiß erscheint.
Es ist einleuchtend, daß, wenn man die richtige Expo-
sitionszeit überschritten hat, man diesen Fehler nicht durch
eine rationelle Entwicklung ausgleichen kann.
Eine große Verschiedenheit herrscht zwischen einer
Autochromplatte und einer gewöhnlichen. Bei einer gewöhn-
lichen Platte besteht das beste Hilfsmittel gegen eine zu
lange Exposition darin, die Entwicklungszeit zu reduzieren.
Der heutigentags so beliebt gewordene Entwicklungsfaktor
n*
 
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