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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 27.1913

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Freund, Leopold: Strahlungen als Heilmittel
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https://doi.org/10.11588/diglit.45029#0191

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Strahlungen als Heilmittel.

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bildete sich hierbei, im Gegensatz zu den Kontrolltieren,
sehr rasch ein mächtiger Brunftkamm am Rücken aus,
welcher nach erlangter vollkommener Ausbildung noch
weiteres Wachstum zeigte, indem sich die oberflächlichsten
Schichten abstießen und der Kamm sich vom Rücken her
regenerierte. Wurden dann die Tiere wieder in gewöhn-
liches Wasser versetzt, so bildete sich der Kamm zurück.
Die Emanation scheint im ganzen wachstumanregend auf
die Haut zu wirken, da sich die der Emanation ausgesetzten
Tiere energischer häuteten als die Kontrolltiere (nach des
Referenten Ansicht dürfte da eher eine krankhafte Abstoßung
der Haut infolge Entzündung vorliegen). Es wäre aber nach
Halb an auch möglich, daß die Wirkung der Emanation
bezüglich der Brunftcharaktere keine direkte, sondern eine
indirekte ist, indem sie vielleicht die Keimdrüsen zu einer
stärkeren Produktion ihrer inneren Sekrete bringt und diese
erst die Brunftcharaktere zum Wachstum anregen1).
Ueber die biologischen Wirkungen der Radiumemana-
tionen sind schon mannigfache Untersuchungen gemacht
worden, und dabei hat sich manch interessantes Resultat
ergeben, so die Förderung des Keimwachstums, die Akti-
vierung von Fermenten, Steigerung der Gerinnungsfähigkeit
des Blutes, u. a. m. H. Darms'2) beobachtete, daß bei
Menschen durch Inhalation von Radiumemanation die Körper-
temperatur innerhalb der ersten halben Stunde zum Anstieg
bis um 0,65 Grad C gebracht wird, dem dann ein konstanter
Temperaturabfall folgt. Nach dem Trinken von radium-
emanationshaltigem Wasser beobachtete Darms hingegen
nach 5 Minuten einen Temperaturabfall bis um 0,75 Grad C,
dem dann ein Anstieg folgte. Die meisten Versuchspersonen
zeigten bei diesen Versuchen, besonders nach dem Inhalieren,
ein großes Schlafbedürfnis. Auch wurde bei allen der Urin
konzentrierter.
Nach L. Grin sind Radiumemanationen ein gutes harn-
treibendes Mittel. Bei einem Patienten, der an chronischer
Nierenentzündung litt, dessen Harn Eiweiß, Wachs- und
hyaline Zylinder enthielt und nur in Quantitäten von 800 bis
1200 ccm pro Tag abgesondert wurde, bewirkte die Ein-
nahme von 5000 Macheeinheiten in 300 ccm Wasser eine
Steigerung der Harnmenge bis auf 2800 ccm pro Tag. Die
Wachszylinder verschwanden aus dem Flarn, die hyalinen
verminderten sich an Zahl. Aehnliche Beobachtungen

1) Wiener Ges. d. Aerzte, 20. April 1912.
2) „Zeitschr. f. experim. Pathol. u. Therap.“, Bd. 10, Heft 1.
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