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Jahrbuch für Photographie und Reproduktionstechnik — 27.1913

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Freund, Leopold: Strahlungen als Heilmittel
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https://doi.org/10.11588/diglit.45029#0192

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l8o Strahlungen als Heilmittel.
machte Grin bei einem an Gefäßverkalkung leidenden
Patienten1).
Daß Röntgenstrahlen und radioaktive Substanzen bei zu
intensiver Einwirkung in der Haut Geschwüre zu erzeugen
vermögen, ist bekannt. P. G. Mesernitzky berichtet nun-
mehr, daß auch Radiumemanationen solche zerstörende
Wirkungen haben, wenn sie in genügender Intensität ein-
wirken. Er konstatierte bei drei Personen, die im Labora-
torium der Frau Curie mit Emanationen in der Intensität
von ioo bis 300 Milionen Macheeinheiten, welche in Glas-
röhrchen und in einem Ballon aufbewahrt waren, gearbeitet
hatten, Entzündungen, die den bekannten Röntgen- oder
Radiumentzündungen ganz analog verliefen. Der Verfasser
erklärt die ausgesendeten ß- und y- Strahlen als Ursachen
der Veränderungen. Jedenfalls muß man dem Verfasser
recht geben, wenn er die Radiumemanationen als nicht
indifferente Gase bezeichnet2).
Großes Interesse bringt die Aerzteschaft gegenwärtig
dem Mesothorium entgegen. Es ist dies ein radioaktives
Präparat, welches aus dem Monazitsande, dem bei der
Fabrikation von Au ersehen Glühstrümpfen verwendeten
Thoriumrohstoffe, gewonnen wird. Da dieses Material in
großen Quantitäten zur Verfügung steht, ist die begründete
Aussicht vorhanden, daß in absehbarer Zeit so große Mengen
der radioaktiven Substanz existieren werden, daß ein jeder
Praktiker zu jeder beliebigen Zeit und um einen erschwing-
lichen Preis solche Präparate erwerben kann.
Freund machte vergleichende Untersuchungen über
die biologische Wirksamkeit des Mesothoriums und Radiums.
Benutzt wurden zu denselben eine 16 mg Mesothorium ent-
haltende Metallkapsel und ein Radiumträger der Wiener
Radiumstation, der 50,7 mg Radiumbariumkarbonat (16,6 mg
Radiummetall) enthält. Bei gleichen Expositionszeiten ergab
sich in den biologischen Wirkungen auf der menschlichen
Haut (entzündliche Reaktion) kein Unterschied. Der bio-
logische Effekt dieses Mesothoriumpräparates entsprach dem-
nach in seiner Intensität etwa dem Effekt einer dreimal so
großen Quantität von Radiumbariumkarbonat. Sonst zeigt
Mesothorium in qualitativer und therapeutischer Hinsicht,
in seinen biologischen Wirkungen keinen Unterschied von
jenen des Radiums3).

1) „Münchner med. Wochenschr.“ 1911. Nr. 52.
2) „Münchner med. Wochenschr.“ 1912, Nr. 6.
3) Wiener Ges. d. Aerzte, 28. Februai’ 1913.
 
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