Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910
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Thoma, Hans: Aus Hans Thoma's Erinnerungen
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AUS HANS THOMA'S ERINNERUNGEN
{ 1
M HANSTHOMA BILDNIS DES FRÄULEIN M. L. «
5) DieWirtin,einebehäbige Bauersfrau, brachte nieren zu wollen, mein Schöpplein zahlte und l)
A mir das „Schöpplein vom Besten", das ich den Berg hinanstieg — ich gestehe es, ein
(4 ein wenig großtuerisch bestellt hatte, — nun wenig geduckt. Dies Geducktwerden war aber 0
kamen, wie ich es wohl erwartete, die ge- auch ganz gut zwei Stunden vorher, ehe ich 8
►S bräuchlichen Fragen, im Verlauf derer ich in unser armes Schwarzwaldstüble wieder ein- i\
M vorhatte, der Wirtin so nach und nach bei- kehrte. Arm war die Heimat, aber reich durch M
(i zubringen, was für eine Art von Menschen- unerschöpfliche Mutterliebe, die mich hier (l
ji) kind sie vor sich habe. wieder umfing — die mich gleich umfangen
W „Woher die Reis'?" Von Karlsruhe sagte haben würde, ob ich als großer Künstler, als w
W ich. „So so, von Karlisrui, des isch wit her! Schneider oder sogar als Vagabund heimge- (i
() Wo goht jez d' Reis' hin?" Ich will jetzt kehrt wäre. Hier war ich unbestritten der ?)
>\ noch nach Bernau hinauf. — „So, so sind Sie „Vorzugsmensch".
£i vo Bernau?" Ja, aber — ich wohne jetzt _ £i
(J schon längere Zeit in Karlsruhe! —Nun sollte GEDANKEN ÜBER KUNST (j
►) die erwartete Frage kommen, was ich sei, — ►)
M aber ruhig sah die Frau mich an und sagte: Das feinste Pathos liegt in der Einfachheit. «
0, „So so, Sie sind gewiß en Schnider!" Das * eua K
sagte sie treuherzig, ohne allen ironischen Jvgnn ™?Tt an ein. {chöfn's Bf,amle sfinu,Lieb'
Vi ... , „ . , . . und Freud hat, so zeichnet er all sein Lieb und K
i\ Hintergrund, daß ich allen Mut dazu verlor, Freud> mit> und ,s schaut ganz anders aus> als N
W noch weiter mit meiner Wichtigkeit impo- wenn's ein Esel schön abschmiert. Schwind
45
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M HANSTHOMA BILDNIS DES FRÄULEIN M. L. «
5) DieWirtin,einebehäbige Bauersfrau, brachte nieren zu wollen, mein Schöpplein zahlte und l)
A mir das „Schöpplein vom Besten", das ich den Berg hinanstieg — ich gestehe es, ein
(4 ein wenig großtuerisch bestellt hatte, — nun wenig geduckt. Dies Geducktwerden war aber 0
kamen, wie ich es wohl erwartete, die ge- auch ganz gut zwei Stunden vorher, ehe ich 8
►S bräuchlichen Fragen, im Verlauf derer ich in unser armes Schwarzwaldstüble wieder ein- i\
M vorhatte, der Wirtin so nach und nach bei- kehrte. Arm war die Heimat, aber reich durch M
(i zubringen, was für eine Art von Menschen- unerschöpfliche Mutterliebe, die mich hier (l
ji) kind sie vor sich habe. wieder umfing — die mich gleich umfangen
W „Woher die Reis'?" Von Karlsruhe sagte haben würde, ob ich als großer Künstler, als w
W ich. „So so, von Karlisrui, des isch wit her! Schneider oder sogar als Vagabund heimge- (i
() Wo goht jez d' Reis' hin?" Ich will jetzt kehrt wäre. Hier war ich unbestritten der ?)
>\ noch nach Bernau hinauf. — „So, so sind Sie „Vorzugsmensch".
£i vo Bernau?" Ja, aber — ich wohne jetzt _ £i
(J schon längere Zeit in Karlsruhe! —Nun sollte GEDANKEN ÜBER KUNST (j
►) die erwartete Frage kommen, was ich sei, — ►)
M aber ruhig sah die Frau mich an und sagte: Das feinste Pathos liegt in der Einfachheit. «
0, „So so, Sie sind gewiß en Schnider!" Das * eua K
sagte sie treuherzig, ohne allen ironischen Jvgnn ™?Tt an ein. {chöfn's Bf,amle sfinu,Lieb'
Vi ... , „ . , . . und Freud hat, so zeichnet er all sein Lieb und K
i\ Hintergrund, daß ich allen Mut dazu verlor, Freud> mit> und ,s schaut ganz anders aus> als N
W noch weiter mit meiner Wichtigkeit impo- wenn's ein Esel schön abschmiert. Schwind
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