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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Beringer, Joseph August: Albert Welti
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0147

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g ALBERT WELTI

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U „Elterngrabmales" zu dem ■■pm^^B^^HH^HHH| (j

M Farbenstudie in der diesjährigen Glas- _ Jg,-

palastausstellung zu sehen war. M

^ Welti würde zu dieser hohen Stilvol- (l

« lendung nicht gekommen sein, wenn •...jF**-**-'^«"^ lj| /)

seinem Schaffen nicht eine gründliche Hr * ^

^ und ernste Arbeit abwägender Art zu- ^^^^^Hj VImIb'>■ ' \ flB v

(< gründe läge, und wenn er nicht mit der ()

/) großen Gelassenheit, die dem echten H ^ \)

>\ Künstler eignet, dem Leben und seinen * lg 'M A M

M äußern Erfolgengegenüberstünde. Außer- ^Sf*^ i (.1

« dem besitzt er in seinem wundervollen y)

P Humor ein herrliches Flugvermögen, v ^

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das ihn über Tiefen und Untiefen des U

W Lebens hinwegträgt. Das Leben hat es /)

/•) ja ganz gut mit ihm gemeint, indem es H K

W ihn aus den Irrungen und Wirrungen A

(< der Lehrjahre zu dem Erzmeister Böck- Ht (i

« lin führte und dem nach künstlerischer ufk (7

y) Selbständigkeit Suchenden einen offen- W

N händigen Mäzen in dem Rittergutsbesitzer ^«

U Rose-Doehlau beigesellte, dessen groß- *

/) herzige Handlungsweise nicht bloß von s ^Säf^

£v Sorgen ungehinderte Ausreifung, son- ,■■ iWj^B f{

^ dern auch eine wertvolle Kunstreise a

u durch ganz Italien gestattete. ^^^^^^^SSSM^BfiSi r

'*) Aber wie Böcklin ohne Italien nicht tffljfli v<

^ zu seiner Stilhöhe gekommen wäre, so ist

0 Welti ohne Deutschland undenkbar. Das albert welti a, bildnis seines sohnes (Ölgemälde) k

p) zeigt in noch viel höherm Grade als seine t\

^ Malerei sein radiertes oeuvre. Da entfaltet er, sich eine ganze Welt. Phantastik, das hohe M

U ungehemmtvondenBedingungendesMaterials, Erbgut seiner deutschen Heimat, wunderlich A

() die ganze Fülle seiner sinnierigen und fabu- oft wie die skurrilen Schöpfungen Schon- y)

\ lierenden Art in glücklichster Weise. Aber gauers und Urs Grafs, Naturnähe, wie Dürer u

M auch da ist der allernächste Eindruck ein rein und Holbein sie hatten, und eine Leidenschaft (l

U künstlerischer; erst in zweiter Linie kommt und Macht des Ausdrucks, mit der Dürer W

y) das wundervoll Vieldeutige und Beziehungs- und Grünewald schufen, alles in weltversöh- ^

N| reiche des Inhaltes der Blätter zum Ausdruck, nenden Humor getaucht, der aus den Tiefen ^

(3 Schon die vielseitige technische Ausdrucks- heraufglänzt und über den Tagesschmerz das r)

ö weise und ihre Kombination würde das rein Lächeln der Ewigkeit breitet: alles das findet y)

>\ künstlerische Vorgehen Weltis auf dem Ge- sich neben der Sachlichkeit rein künstlerischer u

biet der Griffelkunst erhärten. Reine Kalt- Gestaltung und neben der Anmut feinster u

U nadelarbeiten stehen neben reinem Aetzver- und zartester Empfindung für das Malerische.

►) fahren,GrabstichelarbeitennebenRadierungen. Wenn das Blatt „Amazone ihr Pferd trän-

^ Nadel, harte Bleistifte, Pinsel, erhitzter Aetz- kendu (1891) ganz rembrandesk nur auf den (a

(l grund, Kupfer-und Zinkplatten, Weißblech u.a. Gegensatz von Hell und Dunkel, auf das über «

p ist auf seine Brauchbarkeit und Wirkung hin einen Körper hingleitende und ihn modellie- y)

S versucht worden. Aber das Technisch-Be- rende Licht ausgeht, so vermählt sich im

deutungsvolle wird überholt von der sorg- „Spuk um Mitternacht" (1897) die herrliche (i

() fältig abwägenden und sichtenden Art, mit Lichtbehandlung mit einem orgiastischen /)

V) der Welti die Komposition auf der Platte be- Rhythmus von Linien im Gegensatz zu ^

M handelt. Wenn das ganze oeuvre heute erst einem fast nüchternen System von Senk- M

U etwa 50 Blätter großen und kleinen Formates rechten und Wagrechten. Und wie gerade (]

y) umfaßt, so zählt dieses Werk doch zu den auf diesem Blatt das Trauliche und Schau- ►)

hervorragendsten Schöpfungen der Schwarz- rige nebeneinander wohnen und ein un- u

U Weiß-Kunst in unserer Zeit. Hier offenbart trennbares Ganzes bilden, das gehört zum

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