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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Baule, Emil Werner: Hannoversche Künstler
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0203

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HANNOVERSCHE KUNSTLER

überwunden zu male. Wer da
sein. Der Maler weiß,welche öde
besann sich da- Steinmetzen-
rauf, daß das Schablone sich
beste und ein- auf den Fried-
wandfreieste | ... 1 höfen breit
Vorbild die Na- H macht, gilt es,
turistundbleibt, £&» j£ Ks I die Ruhestätten
daß nur hier das der Toten durch
Sprungbrett ist, jfl künstlerische
künstlerische |j| Ül I Zeichen zu
Selbständigkeit — B ehren, empfin-
zu erreichen det mit Genug-
(Abb. S. 185). tuung die ern-
Karl Gun- sten,stimmungs-
delach ist der H vollen Werke
Senior der han- dieses tüchtigen
noverschen Bildners. In ihm
Bildhauer. Ihm ist ein Künstler
stehen die Er- am Schaffen,
fahrungen eines H dem wie keinem
langjährigen, zweiten hier die
mühevollenStre- Gesetze monu-
bens zur Seite. mentaler Plastik
Esmagihmnicht H klar wurden und
leicht geworden dem es hervor-
sein, aus einer ragend gelang,
Zeit, die arm an georg tronnier herrenbildnis Skulptur und
interessanten Architektur zu
Aufträgen war, jene Schaffensfreudigkeit zu einer Einheit zu verschmelzen. Ein feines
retten, die notwendig ist, Fortschritte zu ma- Gefühl für die große Form, ein sicheres Be-
chen. Er ist stetig mit seinen Aufgaben ge- herrschen ihrer plastischen Gestaltung und
wachsen. Seine größten Erfolge hat er wohl ein lebendiges Empfinden für den werbenden
auf dem Gebiete der Porträtplastik. Ihm liegt Rhythmus dynamischer Kräfte, für die Aus-
ambesten das Ruhige und Klare (Abb. S. 186). druckfähigkeit der architektonischen Linie,
Waterbeck's noch unausgeglichenes Talent steht diesem talentvollen Gestalter zu Gebote,
treibt es mehr zum Bewegten, Dramatischen. Ob die Figuren freistehend die gut abgewägte
Aber das, was er bislang leistete, läßt hoffen, Architektur beherrschen, ob sie als flächen-
daß der däftige Westfale das erreicht, was er belebendes Relief sich unterordnend einglie-
selbst sich als erstrebenswertestes Ziel setzte: dem, immer gelingt ihm ein starker Eindruck,
die vereinfachte große Form und die vollendete Am Portal der Friedhofkapelle für Minden
Rhythmik der Bewegung (Abb. S. 182). sind die flankierenden Figuren ausgezeichnet
Die Monumentalplastik hat trotz der Auf- in die führenden Linien der Architektur hin-
gaben, die Hannovers neuere Monumental- einkomponiert, sind sie gleichsam Architektur
bauten den Bildhauern stellten, nur einen geworden, so organisch sind sie den Bau-
berufenen Vertreter, der hier ganz befriedigt: gliedern verwachsen (Abb. S. 187). Und dabei
Georg Herting. Dessen erste größere Arbeit sind sienichtzuherkömmlicherdekorativer Art
war ein Teil des plastischen Schmuckes am verflacht und veräußerlicht. Nicht von außen
neuen Provinzialmuseum, woraus hier als ist das stilbildende Element hineingetragen
Bruchstück die Nike nachgebildet wurde, die durch gewaltsame, maniriert wirkende Beto-
so ausgezeichnet in der schreitenden Be- nung des Formalen. Eine kraftvolle Beseelung,
wegung ist (Abb. S. 183). Seit jenen Ar- eine Innerlichkeit, die der Pose nicht bedarf,
beiten, die vor etwa zehn Jahren entstan- ergreift den Betrachter. Den Menschen mit
den, ist Herting von Aufgabe zu Aufgabe Gartenlaubenromantik und ungesunder Senti-
seinem Ziele näher gerückt. Heute beschäf- mentalität wird allerdings die herbe Hoheit
tigen ihn vorwiegend Entwürfe für Toten- dieser Werke aus ihrem Bezirke scheuchen.

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