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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Die internationale Kunstausstellung in Bremen - Von Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0342

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VON AUSSTELLUNGEN

!

I

LUDWIG VON HOFMANN MUSENREIGEN

Wandgemälde in der Universität zu Jena

feiner Sinnierer. Man verstehe mich nicht falsch: (lehrt uns diese Kollektion) setzte sich nicht in der
seine Kunst ist dieserhalb nicht ausgeklügelt, ihr gleichen resoluten Weise wie die der anderen Früh-
fehlt es nicht an Ursprünglichkeit, aber es verleug- Secessionisten zu der Stäbli-Lier-Wengleinschen
net sich in ihr auch nicht, daß ihr Autor ein vor- Richtung in Gegensatz. Wenban war vielmehr einer
züglicherKunstgelehrterist,unddaßereinensehrten- von den Gemäßigt-Fortschrittlichen, namentlich war
denziösen Aufenthalt langer Jahre in Paris hinter sich er im Kolorit nicht furios und hielt es immer mehr
hat. Seine Kunst ist einer feingeschliffenen Schale mit der unmittelbaren Wiedergabe der Natur als mit
gleich, in die viele köstliche Tropfen fielen: Greco artistischen Transpositionen. Seine Motive holte er
und Rubens, Delacroix, Daumier und die großen fran- sich aus der Umgebung Münchens, besonders aus
zösischen Koloristen der siebziger Jahre, selbst ein Schleißheim, wo er jahrelang lebte. Auch als Graphiker
wenig Marees. Aber es ist kein feingemischtes Ra- hat sich Wenban bewährt. Seine landschaftlichen Ra-
gout, was solchermaßen zustande kam — schließ- dierungen stehen an Stimmungsgehalt und Ausdruck vj
lieh ist doch alles echt, ist Klossowski. Der Künst- hinter seinen Gemälden kaum zurück. g. j. w.
ler selbst sieht sich noch nicht am Ziel: er nennt W/EIMAR.LudwigvoNHoFMANNS.Musenreigen«
seine Bilder »Versuche«. Das .st zu bescheiden. W hön unstreitig zu den bedeutendsten Werken,
Bekamen wir immer solche » Versuche« zu sehen, we]che die ,nnenräu6me der neuen Universität Jenas
so verzichten wir gerne auf »fertige« Kunst. Stoff- schmücken (Abb. S. 310/12). Großzügige dekorative
lieh ist die antike Mythologie und die Bibel für Komposition, kräftige Farbengebung und bedeutende
Klossowski maßgebend, darstellerisch entzuckt eine Auffassungvereinen sich zu einem härmonischenGan-
außerordentlich naturliche Komposition, ihren schon- zen yon starUer Gesamtwirkung. Hofmann verschmäht
sten Reiz aber bes.tzen diese Bilder in der Farbe: es wohiWeislich, seinen Musen ein Erkennungszeichen
ein raffinierter Geschmack, ein am Studium tiefer in Gestal{ j d eines Attrjbuts mit auf de* w zu
Meisterwerke geschultes Auge, eine überraschend b wenigstens tut er es nur in solchem Fille,
delikate Palette sind am Werk. Nehmt alles nur in ^ ^ ^ ^ Darstellung hineinpaßt und als ein Teil
allem — da ist ein Künstler. derselben betrachtet werden muß. Schönheit, Freude,

MÜNCHEN. SionLongleyWenban(1848-1897), heitere Lebenslust sollen die Musen dem Menschen-
ein Amerikaner von Geburt, ein Münchener geschlechte bringen; das ist es, was der Hofmannsche
dem künstlerischen Entwicklungsgang nach, hat Musenreigen uns verkündet. Nicht alle neun Frauen
weder zu Lebzeiten noch nach seinem Tod jene geben sich gleichzeitig dem frohen Reigen hin, son-
Wertschätzung und Würdigung erfahren, die er un- dem nur zwei von ihnen bewegen ihre schönen
bedingt verdient; er hatte es eben nie verstanden, Glieder im berauschenden, hinreißenden Tanze. Die
sich in Szene zu setzen und hatte sich immer über- anderen haben sich auf schwellendem Moose an den
bescheiden mit dem Plätzchen in der Ecke begnügt, sprudelnden Quellen des Lebens gelagert oder stehen
wenn sich die anderen, sicherlich nicht Begabteren unter den schattenspendenden Bäumen des Waldes,
als er, breitspurig am reichbesetzten Tisch des Sie erfreuen sich am Genüsse des holden Anblicks,
Lebens niederließen. Manche kennen den Namen erwartungsfroh, bis auch an sie die Reihe kommen
Wenbans wohl von der Münchner »Secessionsgalerie« wird, in den Reigen selbst einzutreten. Das ist eine
her, wo man einige reizvolle Werke seiner Hand der heiteren Lebensauffassung Hofmannscher Kunst
findet. Nun hat uns auch der Kunstsalon Walter würdige Darstellung: nicht nur der Genuß beglücken-
Zimmermann eine sehr stattliche Wenban-Ausstel- der Gegenwart, sondern auch der Glaube an eine
lung bereitet: 80Oelgemälde, viele Radierungen und frohe Zukunft, ohne welchen die Gegenwart niemals
Zeichnungen. Die Landschaftsanschauung Wenbans befriedigen kann.

RedaktionsschluB: 22. Februar 1910 Ausgabe: 10. März 1910

Herausgeber: F. Sohtastz. Für die Redaktion verantwortlich : P. Kirchoraber. — Druck und Verlag von F. Bruckmann A.-G.

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