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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Segantini, Giovanni: Aus G. Segantini's Schriften und Briefen
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0353

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K AUS G. SEGANTINI'S SCHRIFTEN UND BRIEFEN

\ %

(i Ich habe niemals Skizzen gemacht, denn gestaltet zu sehen, kasteie ich mich und U

ö wenn ich eine Skizze machen würde, dann begnüge mich damit, ihnen ein gutes Heim d

würde ich das Bild nicht mehr machen, zu bereiten; inzwischen fahre ich fort, sie ^

(< Weitaus die meisten Künstler, die schöne mit den Augen des Geites zu betrachten, M

A Skizzen hergestellt haben, haben nur selten in dieser Beleuchtung, in jener Stellung, in ver- (i

V) noch ein Bild gemalt, das der Skizze gleich- ändertem Empfindungszusammenhang. Kurz,

M kam, oder sie haben das Bild überhaupt ich will, daß man in dem Bilde nicht die

(i nicht mehr gemalt, weil sie in jener schon kindische Bemühung eines ungeklärten w

Ö all ihre zum Werke nötige geistige Kraft Menschen erblicke; ich will, daß das Bild A

£\ verpufft hatten. Ich will, daß der Gedanke ein Gedanke sei, der in die Farbe über- ►)

0 sich jungfräulich im Gehirn erhalte. Ein geströmt ist. So sind die Blumen gemacht ^

A Künstler aber, der zuerst eine Skizze aus- und das ist göttliche Kunst. (i

V) führt, ist wie ein junger Mann, der, weil t)

N er beim Anblick eines schönen Weibes in Die Blume lehrt besser als irgendwelche

(i Entzücken gerät, dieses nun auf der Stelle Worte, was die Schönheit ist. (<

jy besitzen will, der gleich in Umarmungen Indes möchte ich behaupten, daß die Schön- A

schwelgen will, Mund und Augen mit Küssen heit in der Natur nur als unsere Vorstellung ►)

U bedecken und heftig erbeben in der Wonne existiert. Jeden Tag sehen wir Menschen u

A der Umarmung. Nun, da hat er dann seine an den gleichen Naturschönheiten vorüber- (i

►) Skizze. . . . Mir hingegen sagt es zu, meinen gehen und davon ganz verschieden berührt v)

ff Einfällen den Hof zu machen, sie in Ge- werden. In diesen Eindrücken könnten wir

W danken zu liebkosen, sie in meinem Herzen eine Skala mit unbegrenzten Abstufungen 0

/) zu hegen; obgleich halbtot vor Begierde, sie erblicken, wie Schrecken, Widerwillen, Gleich- ()

§ I

^PBB55Lw- ■Sri

*A KARL FERENCZY JOSEPH WIRD VON SEINEN BRÜDERN VERKAUFT t)

Copyright Konyves Kaiman, Budapest

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