Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

DOI Artikel:
Wolf, Georg Jacob: Die Frühjahrausstellung der Münchner Secession
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0386

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE FRÜHJAHR AUSSTELLUNG DER MÜNCHNER SECESSION

maler versucht sich sehr glücklich Piepho
mit seiner schlafenden Katze (Abb. S. 360),
Tooby bringt eines seiner delikaten Jagdstil-
leben, Purtscher, ein Zügelschüler, ein
duftiges silberiges Stück, eine Reiterrast
(Abb. S. 358). Gleichfalls aus Zügels Atelier
ist G.J. Buchner hervorgegangen, den wir an
dieser Stelle schon öfters mit guten Tier-
bildern sahen: diesmal aber hat er sich mit
Glück an das Figurenbild gemacht.

Der Akt ist in mancherlei Auffassungen
vertreten, rein malerisch und genrehaft, brutal
und liebenswürdig, als Form- und Farbpro-
blem. Als ein Nachfolger des gewitterstürmi-
schen, nicht eben sehr sanftmütigen Feld-
bauer stellt sich Gallhof mit seinen Akten
auf Gelb vor, energisch geht auch Schwal-
bach mit seinem breitgemalten, wie seine
Porträts stark impressionistisch gehaltenen
Akt ins Zeug, auf Hodlers monumentalen
Bahnen wandelt Theodor Schindler, zier-
licher gerieten die Mädchenakte Roloffs
(Abb. S. 354), eine Arbeit Schnackenbergs
auf diesem Gebiete ist mir zu mißfarbig, und
ich ziehe ihr des nämlichen Künstlers „Zi-

ernst burmester selbstporträt

Frühjahrausstellung der Münchner Secession

geunerin" vor (Abb. S. 357), die Akte von
Kropp, Detro, Pampel, Staudinger tragen
mehr Studienhaften Charakter, der Männer-
akt des „Rossehalters" von Vacätko scheint
aus einem Bilde von Stuck entsprungen.
Was Kuschel an Akten darbietet, ist, wie
die ganze neuere Richtung seiner böcklini-
sierenden Kunst, für mich unannehmbar.

Im übrigen gibt es auf dem Gebiet des
Figurenbilds noch manche hübsche Arbeit.
Sehr repräsentativ ist das große Gemälde
„Am Kaffeetisch" von Emilie von Halla-
vanya (Abb. S. 357), die eine Schülerin Leo
Putzens sein könnte. Ein Farbkunststück
elegantester Art, ein wenig nach französi-
schem Rezept gearbeitet, ist die „Galante
Unterhaltung" des Amsterdamers C. J. Maks.
Beckmann hat eine kleine, interessante
„Beweinung" da, Burger-Mühlfeld sandte
einen in der Buri -Weise gemalten „Zei-
tungsleser", das gleiche Motiv hat der Ber-
liner Otto Weil mit größerer Weichheit
und höherer farbiger Delikatesse behandelt.
Heitmüllers „Bäuerin", eine ganz flächig-
illustrative Malerei, eine Art Kreuzung von
Japan und oberbayerischer Bauernkunst ä la
Ignatius Taschner, kann zum mindesten das
Epitheton der Originalität in Anspruch nehmen.

Auffallend schwach ist das Porträt ver-
treten. Neben den schon erwähnten Arbeiten
von Schwalbach u. a. kommen hauptsächlich
Sterl mit seinem etwas pathetischen Bildnis
des Generalmusikdirektors von Schuch (Abb.
S. 355), Lesker mit seiner lebenstrotzenden
lachenden Dame in Weiß, Burmester mit
einem stark auf Kontrastwirkungen gearbei-
teten Freilicht - Selbstbildnis (Abb. S. 352),
Paula von Blankenburg und Carl Caspar
mit einigen gut gezeichneten, aber im Ko-
lorit doch wohl zu langweiligen Bildnissen in
Betracht. Natürlich darf auch Samberger
nicht vergessen sein; obwohl seine Porträte in
Kohle gezeichnet sind, mögen sie wegen ihrer
wundervollen Tonigkeit und der vorzüglich
differenzierten Licht- und Schattenskala doch
billigerweise unter die malerischen Werke
gezählt werden.

Bei den Landschaftern gebührt Meyer-
Basel die Krone. Sein „Pilsensee" (Abb.
S. 350) ist eine Landschaft, wie sie heute
selten mehr gemalt werden: ein wirkliches
Bild, keine Studie. Bei aller Diskretion, wie
sie gerade dieser Landschaftscharakter ver-
langt, ist das Gemälde doch farbig sehr ener-
gisch, energischer als man es bei dem sonst
meist mit dem Pastellstift und der Radier-

352
 
Annotationen