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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Clemen, Paul: Die Ausstellung amerikanischer Kunst in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0411

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DIE AUSSTELLUNG AMERIKANISCHER KUNST IN BERLIN

schöpft. Welche Schönheiten schlummern
noch ungehoben und unentdeckt in diesem
Riesenlande. Es ist eine werdende Kunst,
eine Kunst, die von oben nach unten baut,
eine Kunst von einer beispiellosen Ge-
wandtheit, Empfänglichkeit, Anpassungs-
fähigkeit. Die Amerikaner haben im
raschen Anlauf sich alle künstlerischen
Techniken zu eigen gemacht. Nun gilt es,
den Rahmen mit eigenem Leben zu füllen,
das Fremde abzustoßen. Die eigenen
Kräfte loszulassen, das Rassige an die
Stelle des Mondänen zu setzen. Natio-
nale Kunst zu machen.

GEDANKEN ÜBER KUNST
' Wenn es auch unmöglich ist, daß ich selbst
von meinen Leistungen befriedigt sein könnte,
so weiß ich doch, daß sie einige Eigenschaften
haben, die man vergeblich bei anderen suchen
dürfte. Vor allem, daß dieselben ein zusammen-
gehörendesGanzes repräsentieren und eine Ba-
willard l. metcalf Felder imfrohjahr Si's bilden, auf der sich weiterbauen läßt. Was

Aasstellung amerikanischer Kunst in Berlin Sie ZU wünschen Übrig lassen, ist nicht wenig

und vielleicht sieht es niemand klarer als ich
selbst. Darum möchte ich mich noch einmal
Die Antwort hat Brinton selbst schon ge- unter den gegenwärtigen Umständen zusammenraffen,
geben — und wer mit sehenden klaren Augen %n}Ses ^rfehlte zu vermeiden suchen usw. Das neue

, , ,. ...... ,„,,,.. n • j oild soll in der bescheidensten Weise den unwider-

durch diese künstlerische Welt lauft, wird ruflichen Abschluß gegenwärtiger Epoche bilden.*
ebenso antworten. — Diese amerikanische h. von Marees

Kunst ist kein Ausdruck, noch kein Ausdruck
des ästhetischen Empfindens der amerikani-
schen Nation. Wenn die Kunst wirklich Spiegel
und abgekürzte Chronik eines Zeitalters sein
soll — und sie ist es —, dann würde jemand,
der vor die Aufgabe gestellt wäre, aus dieser
Kunst, etwa aus dieser Ausstellung allein, das
Amerikanertum zu rekonstruieren, ein empfind-
sames, ängstlich puritanisches, schwächliches
und etwas 'angweiliges, gesittetes Geschlecht
herauslesei iit einer fast überfeinerten Kultur
— nichts > n jener Gewalt der Gegenwart-
menschen, dn der ganzen Welt ihr neues
eisernes Gesetz aufzwingen möchten. Was
der Amerikaner der Welt gegeben, was wir
an ihm bewundern, die stählerne Energie, die
Intensität des Wollens, der Spannung, das
Männliche, Herbe, Schroffe, das fehlt. Der
nationale Typus spricht noch nicht zu uns
aus dieser Kunst — der ist viel reicher und
viel kräftiger als diese Kunst. Man hätte
neben den Salonbildern vielleicht gern eine
Auswahl von Zeichnungen Karikaturen
für die Hunderte der amer. sehen Maga-
zines haben mögen, aus denen uas Leben viel
unmittelbarer und stärker zu uns spricht.
Und auch die Ausdrucksmöglichkeiten für die lillian matilde genth frühling

Landschaft Sind nicht zum zehnten Teil er- Ausstellung amerikanischer Kunst in Berlin

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