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Wolf, Georg Jacob: Die Internationale Ausstellung der Münchner Secession 1910
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0495
ADOLF HENGELER HEILIGE NACHT
Sommerausstellung der Münchner Secession
DIE INTERNATIONALE AUSSTELLUNG
DER MÜNCHNER SECESSION 1910
Von Georg Jacob Wolf
Jede Ausstellung bedarf der starken äußeren ausdrücken: amüsant sind alle jene Aus-
Wirkung, wenn sie ihre Aufgabe erfüllen Stellungen, bei denen „etwas passiert",
will. Ohne diese äußere Wirkung muß sie In diesem Sinne ist die Münchner Secession
des Resonanzbodens, den das genießende und auch diesmal freilich nicht amüsant. Früher
urteilende Publikum bildet, entraten. Kunst- ja — und da wäre ich wieder bei dem alten
ausstellungen haben zwei Möglichkeiten, weit Lied, das im Stil des Heldengesangs von den
hinaus zu wirken: entweder müssen sie auf jungen Taten der Piglhein, Uhde, Habermann,
einem so hohen Qualitätsniveau stehen, daß Herterich, Stuck und Slevogt zu sagen weiß,
es auch dem Laien, dem harmlosen Kunst- Tempi passati: Sehen wir entsagungsvoll zu,
genießer, ins Auge springt, oder sie müssen wie es heute aussieht.
amüsant sein. Amüsant zu sein ist natür- Das hohe Qualitätsniveau wird auch dieser
lieh sehr viel leichter; ohne daß ich indes Ausstellung der Secession niemand wegdispu-
mit diesem Amüsantsein etwas Wegwerfendes tieren wollen. Da sind Namen und Werke,
meine. Amüsant ist z. B. fast jede Ausstel- die Respekt fordern. Aber es fehlt ihnen
lung der Berliner Secession und des Wiener doch die neue Nuance. Wenn ich hundert-
Hagenbundes. Amüsant sind die jungen Fran- mal die nämliche Symphonie gehört habe,
zosen. Man könnte das vielleicht auch so werde ich ihrer müde, selbst wenn Beethoven
Die Kunst für Alle XXV. so. 15. Juli 1910 457 53
Sommerausstellung der Münchner Secession
DIE INTERNATIONALE AUSSTELLUNG
DER MÜNCHNER SECESSION 1910
Von Georg Jacob Wolf
Jede Ausstellung bedarf der starken äußeren ausdrücken: amüsant sind alle jene Aus-
Wirkung, wenn sie ihre Aufgabe erfüllen Stellungen, bei denen „etwas passiert",
will. Ohne diese äußere Wirkung muß sie In diesem Sinne ist die Münchner Secession
des Resonanzbodens, den das genießende und auch diesmal freilich nicht amüsant. Früher
urteilende Publikum bildet, entraten. Kunst- ja — und da wäre ich wieder bei dem alten
ausstellungen haben zwei Möglichkeiten, weit Lied, das im Stil des Heldengesangs von den
hinaus zu wirken: entweder müssen sie auf jungen Taten der Piglhein, Uhde, Habermann,
einem so hohen Qualitätsniveau stehen, daß Herterich, Stuck und Slevogt zu sagen weiß,
es auch dem Laien, dem harmlosen Kunst- Tempi passati: Sehen wir entsagungsvoll zu,
genießer, ins Auge springt, oder sie müssen wie es heute aussieht.
amüsant sein. Amüsant zu sein ist natür- Das hohe Qualitätsniveau wird auch dieser
lieh sehr viel leichter; ohne daß ich indes Ausstellung der Secession niemand wegdispu-
mit diesem Amüsantsein etwas Wegwerfendes tieren wollen. Da sind Namen und Werke,
meine. Amüsant ist z. B. fast jede Ausstel- die Respekt fordern. Aber es fehlt ihnen
lung der Berliner Secession und des Wiener doch die neue Nuance. Wenn ich hundert-
Hagenbundes. Amüsant sind die jungen Fran- mal die nämliche Symphonie gehört habe,
zosen. Man könnte das vielleicht auch so werde ich ihrer müde, selbst wenn Beethoven
Die Kunst für Alle XXV. so. 15. Juli 1910 457 53