Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

DOI Artikel:
Glaser, Curt: Die Grosse Berliner Kunstausstellung 1910, [1]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0530

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
DIE GROSSE BERLINER KUNSTAUSSTELLUNG 1910

franz türcke frühlingsnacht
Große Berliner Kunstausstellung 1910

Gangs niederrheinisches Städtchen, im übrigen 1er gefunden, der sie zu sehen wußte, so
eine frische und farbig gesehene Landschaft, harrt die Stadt Berlin noch immer vergebens
Carl Vinnen verzichtet diesmal ganz auf die ihres künstlerischen Interpreten. Denn es fand
großen Formate, in denen er sich früher so noch niemand den rechten Ton für die be-
sehr gefiel, und sicher ist es zum Vorteil sondere Stimmung der Luft, für die Atmo-
seiner Kunst, wenn er sich nun mit intimeren Sphäre, die, auch ohne daß man das einzelne
Wirkungen begnügt. Seine Schneelandschaft zu sehen und zu erkennen braucht, dem er-
aus Altenwalde hat die farbige Feinheit eines sten Blick die charakteristische Note der Stadt
guten Thaulow, ohne in dessen unangenehme vermittelt. So farbig wie Paul Hoeniger un-
Flauheit zu verfallen. seren Schloßplatz sieht, kennt ihn keiner sonst,
Die märkische Landschaft hat mit dem Tode und man hat den Verdacht, daß er die Farben-
Leistikows ihren einzigen Interpreten verloren, Stimmung von anderwärts mitbrachte, so viel
und noch fand sich kein würdiger Nachfolger, glaubhafter wirkt seine Kathedrale von Dieppe
Nur seine Motive übernimmt August Kahle in dem bläulichen Licht. Paul Paeschke
in seiner Löcknitzlandschaft, nicht aber die wiederum sieht die Berliner Vorstadtlandschaft
feine Kunst des Verstorbenen. Auch Willi zu licht, zu unstofflich, so frisch und lustig
Obronski fand keine reine Lösung für die rein malerisch seine Bilder sich geben,
malerische Wiedergabe der spezifischen Schön- Es ist nicht wahr, daß Berlin keine Atmo-
heiten der Mark. Louis Lejeunes Kirsch- Sphäre habe, auch die Pariser Stimmung, die
blüte in Werder gibt nur das Motiv der blü- heut ein jeder sieht und kennt, mußte erst
henden Bäume, ohne auf speziellere Charak- von Malern gefunden sein, ehe man sich ihrer
terisierung des Lokalkolorits einzugehen. Hat bewußt wurde. Heute ist sie kaum mehr zu
die Mark wenigstens einmal schon einen Ma- verfehlen. Auf der Ausstellung mag man

490
 
Annotationen