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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Die I. Ausstellung der Leipziger Secession
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DIE I. AUSSTELLUNG DER LEIPZIGER SECESSION

der enfants terribles. Ich gebe zu, daß die paar Ihnen mangelt etwas, was die Einschlagschen Blätter U
Bilder sehr schwer innerhalb der Ausstellung unter- auszeichnet, eine gewisse Gefühlswärme. Sie liegt V)
zubringen gewesen sind, aber einige hätten doch bei Wolff in den meisten Fällen unter den technischen M
eine bessere Beleuchtung verdient, so namentlich Raffinements wie unter einer Eisschicht begraben, f).
Cuno Amiet und Erwin Scharf. Künstler wie Walter Klemm und Heinr. Ludw. Jungnickel
Cuno Amiet sollten übrigens nie mit einzelnen zeigen ihre ebenso bekannten kräftigen und farb-
Werken vor das Publikum treten, weil man sie dabei lustigen Flächenholzschnitte, denen sich dann noch
nie in ihrem Wollen und Schaffen kennen lernt. eine Reihe von bekannten Graphikern wie: Bruno
Der Hauptsaal zeigt einen angenehmen Wechsel Heroux, O. R. Bossert, Al. Kolb usw. anreihen,
von Figur, Landschaft und Stilleben. Das gibt dem Die plastische Abteilung enthält vorwiegend Klein-
Raum eine gewisse Rhythmik und erhöht den Genuß. plastik, zum Teil von ausgezeichneter Qualität. Von
Von den Münchner Landschaftern ist Richard Adolf Daumiller zwei kleine hübsche Bronze-
Pietzsch mit zweien seiner von leiser Melancholie figürchen, von Walter Hauschild das prachtvolle
überhauchten Isartallandschaften hier, Hans von schreiende Kinderköpfchen in Wachs und ein
Hayek mit einer ausgezeichneten Schneestudie, bronzenes Perlhuhn, von Lütkens ein Kinder-
August Lüdecke mit einer saftigen und sicher er- porträt, von Rosenberg ein reizendes Petschaft-
faßten Abendstimmung, Richard Kaiser mit einer figürchen in Silber und von Reinh. Carl ein
guten Bodenseelandschaft. Aus Worpswede haben kleines Figürchen in Gips >Nach dem Bade«. In
sich Otto Modersohn und Heinrich Vogeler dieser kleinen Plastik zeigen sich leise Anfänge
eingefunden. Vor den Bildern des letzteren kann man eines Stils, den man an den übrigen Arbeiten
nicht recht froh werden, weil sie eigentlich so gar Carls noch vermißt. Dort steckt er noch zu sehr im
nichts mit Malerei zu tun haben. Abstrahiert man Naturalismus, in der »Anatomie des menschlichen
die kleinen Sentimentalitäten, dann bleibt nichts Körpers«. In diesem Mangel liegt auch die Schuld, die
übrig. Es sind so kolorierte Souvenirs. Modersohns sein voluminöses Werk »Reue« dem Beschauerkünst-
Bilder dagegen sind zwei recht feine Sachen, nament- lerisch nicht näherkommen läßt, obwohl es die Qua
lieh das eine Bild: >Frühjahr«. In der letzten Zeit
ist er nicht immer glücklich im Wurf. Seine Kollek-
tivausstellung im Kunstverein, wenn ich das hier
gleich einfügen darf, litt etwas an Monotonie und
Abgestumpftheit. Von den Berlinern möchte ich
Otto Beyer mit dem Bilde -Kahle Bäume« und
P. Paeschke mit zwei Städtebildern nennen.

Das Figurenbild ist im allgemeinen schwächer
vertreten. An erster Stelle steht Hermann Gröber
mit seinem Bildnis von Prof. Mysz wegen seiner Por-
trätsachlichkeit und der Qualität der Malerei, sein
Reiterbildnis hat auch viel Feines, trotzdem aber kann
ich es nicht so hoch bewerten. Das Doppelbildnis
von Max Beckmann, sich und seine Gattin dar-
stellend, ist farblich eine tüchtige Leistung, als
Selbstporträt aber reichlich langweilig. In Syrut-
Schöks Bilder muß noch viel Klarheit hinein-
kommen, wenn die guten Qualitäten, die unver-
kennbar in den Werken mehr oder weniger ver-
borgen liegen, hervorleuchten sollen. Und den
Bildern Schulze-Roses fehlt entschieden noch die
Kultur der Farbe, die feine Differenzierung. Das
Valeur ist meistens richtig, das beweisen schon die
Reproduktionen der Bilder. Sicher ist dieses Faktum
eine seltene Erscheinung, für gewöhnlich hält die
Entwicklung oder die Verfeinerung der Farbe mit
der des Valeurs gleichen Schritt. A. Leistners
Bild .Nachtwache« ist von guter Stimmung, in der
Farbe aber noch unentschieden und matt. Unter
den Stilleben sind einige vortreffliche Leistungen.
Ein Bild von ganz hervorragender Qualität ist
»Feuerlilien und Rosen« von Walter Püttner.
Ferner möchte ich noch das kleine »Zitronen-Still-
leben« von Lange, das »Schneehuhn« von Mosson,
»Weiße Rosen« von Dahlen und ein Interieur von
Correggio erwähnen.

Die Beteiligung der graphischen Kunst hätte leb-
hafter sein können, an Raum hierfür war kein Mangel.
Hier lernte ich zunächst einen neuen Graphiker,
Ed. Einschlag, kennen, durch eine Reihe wirklich
feiner Zeichnungen und Radierungen, Porträts und

weibliche Akte. Ein feines Raumgefühl, Innigkeit rudolf schulte im hofe « bildnis meiner frau
der Linie und Temperament zeichnen jedes der Große Berliner Kanstaussteiinng 1910

kennen lassen. Ein schmaler Durchgang von dem Blätter aus. Heinrich Wolffs tüchtige Porträtradie
letzteren Raum in den Hauptsaal birgt die Bilder rungen sind von allen Ausstellungen her bekannt

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lieh das eine Bild: »Frühjahr«. In der letzten Zeit lität einer tüchtigen Arbeit in sich trägt. Gr. Sbg. ff
ist er nicht immer glücklich im Wurf. Seine Kollek- A

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