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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Hellwag, Fritz: Ein Pseudo-Kunstverein: (die Kunstvereinigung Berlin, München, Dresden, Düsseldorf)
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0562

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EIN PSEUDO-KUNSTVEREIN

_™ .™ •

\ Verteilung zu setzen? Ein Gemälde im Werte von anpries, erschien eines Tages im „Berliner

) 200 bis 800 M würde Ihnen dann sofort zuge- Tageblatt" ein Artikel, in dem diese Manöver

4 schickt. Wenn es Ihnen nicht gefällt dürfen Sie aufgedeckt wurden; daraufhin entzog der Fürst I

) es zurücksenden und brauchen auch den Beitrag T . ._ «. , tti. -c • j

< . t v ui • u i .„v, -w von Lippe - Detmold dem Uebereifngen das .
? nicht zu zahlen. Zahlreiche Dankschreiben von ' & >

j Fürsten, Offizieren, Aerzten, Gutsbesitzern, Leh- eigene Hoflieferantendiplom.

) rem, Beamten, Kaufleuten usw. stehen gern zu Dies ganze Gebahren der „Kunstvereini- ►

4 Diensten. Um bal- gung Berlin - Mün- ,

) dige Nachricht bit- ^^^»^^—-i^^— chen - Dresden-Düs-

J tend, zeichnet hoch- .„ . i

) achtend: Der Vor- seldorfundderTitel-

J stand usw. Hofmaler handel wurden dann I

^ Schleusing, Kunstge- ^^^^W auch von der „Werk-

) werbeschuldirektor." ^ ^ statt der Kunst" ein-

i In einem frühe- Wr-^äf H>B gehend kritisiert.

4 ren Gerichtsurteil Herr Schleusing ant-

) ist festgestellt, daß gar -i^B wortete mit einer Pri-

) Schleusing zugeben Hf - fl vatklage, die aller-

< mußte, der 1904 ^^^^^^^^B dings kostenpflichtig
l verstorbene Profes- abgewiesen wurde.
) sor von Lenbach . Der Kläger legte aber
^ sei nicht Mitglied, gegen das freispre-

< sondern ,,Ehrenmit- chende Erkenntnis
) glied" (!) gewesen; Berufung ein, so daß

^ das Dankschreiben die Sache demnächst 1

t Lenbachs für diese noch einmal vor einer >

^ ehrenvolle Emen- Berliner Strafkam- |

) nung sei aber ver- mer verhandelt wer-

f legt oder verloren den muß.

\ worden. — Bei Be- j Die Leser können

r) Stellung der vorher nun lächelnd fragen,

\ erwähnten Porträts weshalb der, wenn

(i waren nur die Far- A -^^B auch typische Fall,

^ ben der Augen und hier so ausführlich

\ Haare anzugeben; behandelt werden

^ trotzdem wurde für k .^fl mußte, da doch ge-

\ „genaueAehnlichkeit Wb^m^^m k ^ffi bildete Leute sicher ,

) und kunstvolle Aus- m nicht einer Vereini-

^ führung" garantiert. / gung beitreten wür-

Seine Verbindun- m JM den, die den Stem-

gen mit Fürstlichkei- pel des Unkünstleri-

Schleusing auf die künstlerischen, der- >

ten brachten Herrn Hfl sehen, ja des Pseudo

Idee, die Vermitt- W ^B art deutlich an der |
lung von Ordens-und ^^^^ ^^^B Stirne tragen? Weit
Titelauszeichnungen gefehlt, leider! Mit ^
zu betreiben und als den Angaben des y
Lockmittel für neu zu Wilhelm haverkamp vom brunnen Herrn Schleusing, be-
werbende Mitglieder Gr°ße Berliner Kunstausstellung 1910 treffend die passiven

gung" zu benützen. Als deren Direktor suchte er lieh seine Richtigkeit. Es war beschämend

le

fähige Persönlichkeiten zuführen sollten; die die „Dankschreiben" und die Postanweisungs-

Ägenten, die ihm titelbedürftige und zahlungs- anzusehen, wie sich auf dem Gerichtstische

Provision für die Vermittlung eines Kommer- abschnitte für nachbestellte „garantiert kunst-

zienrattitels betrug 10000 M, während der Hof- voll ausgeführte" Porträts zu großen Haufen

lieferantentitel dem Vermittler nur 3500 M türmten. Alle gebildeten Stände waren da

einbrachte. Als aber Schleusing seine Ver- vertreten und legten Zeugnis dafür ab, wie

bindung mit dem Lippeschen Hofe gar zu offen erschreckend mangelhaft es mit wirklichem

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