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Wolf, Georg Jacob: Die Münchner Jahresausstellung 1910 im Kgl. Glaspalast
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0573
DIE MÜNCHNER JAHRESAUSSTELLUNG 1910 IM KGL. GLASPALAST
Und doch wäre das in Wahrheit das Ausstel- erbittliche Grenze gezogen worden. Nach unten
lungsideal: nur so viel zu zeigen, daß man es hin natürlich. Nach oben hin bedarf es auch
bei einem einmaligen Besuch mit Muße auf- im Glaspalast der Grenzabsteckung nicht. Es
M nehmen und sich einkörpern kann. Man hat ist auch hier dafür gesorgt, daß die Bäume
(i solche selbstverständlichen Weisheiten natürlich nicht in den Himmel wachsen....
Ö auch an der leitenden Stelle des Münchner Glas- Dastehenobenan fünf Kollektivausstellungen,
palastes längst erkannt, und arbeitet auch in verschieden an Umfang, verschieden an künst-
le diesem Sinne mit Erfolg. Heuer z. B. hat man lerischem Gewicht. Das System der „Mostra
d die Summe der ausgestellten Werke glücklich individuale", das seit Jahren im Glaspalast
, auf zweitausend herabgedrückt, nachdem man Platz greift, und das namentlich Tode zu ehren
^ früher oft nahezu dreitausend gezeigt hatte, bestrebt ist, müßte eigentlich der Ausstellungs
(). Hac ict prFrpnlirh imH r\p-r A11 <^c:tplliinoRlpitiinCT lmtun<T 7Pi-npn auf wpIrVtA Wpicp pinp Rpnr
Das ist erfreulich, und der Ausstellungsleitung leitung zeigen, auf welche Weise eine Reor-
gebührt dafür der Dank aller Kunstfreunde, die ganisation des Ausstellungswesens möglich ist.
lieber viel als vieles sehen wollen. Man konnte In Venedig, dessen Ausstellungen sich des
■ auf diese Weise in diesem Jahr auch viel lebhaftesten Zuspruchserfreuen, sind die Kollek-
lockerer und fast durchwegs einreihig hängen, tivausstellungen durchaus die Hauptsache ge-
eine Erscheinung, die, zusammen mit dem ganz- worden, die „gemischten Säle" treten daneben
liehen Fehlen der „Scholle", das Hervorste- zurück. Freilich, ich weiß: Die Künstler stellen
chende der heurigen Jahresausstellung ist. im Glaspalast nicht nur aus, um zu paradieren,
Ein Gesamturteil? Nein. Nur ein paar Fest- sondern sie wollen auch verkaufen, und nimmt
(\ Stellungen: Direkt schlechte Sachen, wie sie man ihnen mit Kollektionen allen Platz weg,
1 uns früher zuweilen im Glaspalast begegneten, ihre Bilder aufzuhängen, so hat das Verkaufen
vj sucht man heuer vergebens. Es ist eine un- schnell sein Ende. Das ist natürlich bedenk-
!
►\ LUDWIG DILL FÖHNSTIMMUNG
■ - Münchner Glaspalast 1910
530
Und doch wäre das in Wahrheit das Ausstel- erbittliche Grenze gezogen worden. Nach unten
lungsideal: nur so viel zu zeigen, daß man es hin natürlich. Nach oben hin bedarf es auch
bei einem einmaligen Besuch mit Muße auf- im Glaspalast der Grenzabsteckung nicht. Es
M nehmen und sich einkörpern kann. Man hat ist auch hier dafür gesorgt, daß die Bäume
(i solche selbstverständlichen Weisheiten natürlich nicht in den Himmel wachsen....
Ö auch an der leitenden Stelle des Münchner Glas- Dastehenobenan fünf Kollektivausstellungen,
palastes längst erkannt, und arbeitet auch in verschieden an Umfang, verschieden an künst-
le diesem Sinne mit Erfolg. Heuer z. B. hat man lerischem Gewicht. Das System der „Mostra
d die Summe der ausgestellten Werke glücklich individuale", das seit Jahren im Glaspalast
, auf zweitausend herabgedrückt, nachdem man Platz greift, und das namentlich Tode zu ehren
^ früher oft nahezu dreitausend gezeigt hatte, bestrebt ist, müßte eigentlich der Ausstellungs
(). Hac ict prFrpnlirh imH r\p-r A11 <^c:tplliinoRlpitiinCT lmtun<T 7Pi-npn auf wpIrVtA Wpicp pinp Rpnr
Das ist erfreulich, und der Ausstellungsleitung leitung zeigen, auf welche Weise eine Reor-
gebührt dafür der Dank aller Kunstfreunde, die ganisation des Ausstellungswesens möglich ist.
lieber viel als vieles sehen wollen. Man konnte In Venedig, dessen Ausstellungen sich des
■ auf diese Weise in diesem Jahr auch viel lebhaftesten Zuspruchserfreuen, sind die Kollek-
lockerer und fast durchwegs einreihig hängen, tivausstellungen durchaus die Hauptsache ge-
eine Erscheinung, die, zusammen mit dem ganz- worden, die „gemischten Säle" treten daneben
liehen Fehlen der „Scholle", das Hervorste- zurück. Freilich, ich weiß: Die Künstler stellen
chende der heurigen Jahresausstellung ist. im Glaspalast nicht nur aus, um zu paradieren,
Ein Gesamturteil? Nein. Nur ein paar Fest- sondern sie wollen auch verkaufen, und nimmt
(\ Stellungen: Direkt schlechte Sachen, wie sie man ihnen mit Kollektionen allen Platz weg,
1 uns früher zuweilen im Glaspalast begegneten, ihre Bilder aufzuhängen, so hat das Verkaufen
vj sucht man heuer vergebens. Es ist eine un- schnell sein Ende. Das ist natürlich bedenk-
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►\ LUDWIG DILL FÖHNSTIMMUNG
■ - Münchner Glaspalast 1910
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