spektive in den Schmälerungen der Landfläche,
der Zwischenpfade und allwärts durchstreifen-
den Wegbahnen, läßt sich nicht vollendeter
denken. — In dem zweiten Gemälde zeigen
sich dieTerrassenwände der lehmigen Chaussee
links im Vorgrund. Gegenüber rundgeschlän-
gelte Hügelrücken, von Gebüschen umpflanzt,
von Herden belagert; zwischenein ein Wasser-
fleck, den Badende benutzen. Eine sommer-
hafte Regenwolke hatte soeben ihren Inhalt
entsprüht, mit erfrischenden Benetzungen fern-
hin streifend. Links quillt Windsor-Castle aus
der Umgrünung hervor. Karrenpferde mit roth-
verbrämten Sätteln erheitern und beleben den
Vorgrund." — —
Das Gebäude, in dem die Ausstellung der
Constableschen Werke stattgefunden hat, wird
in der Beschreibung nicht erwähnt. Wir
dürften aber Menzels Angabe trauen, auch
wenn das Hotel de Russie in dem Bericht
nicht ausdrücklich als Ausstellungslokal und
Treffpunkt der Berliner Secessionisten von da-
mals genannt wäre!
In noch höherem Maße als in dem „Palais-
garten" äußert sich der Einfluß Constables
auf Menzel in dem Bilde der „Berlin-Potsdamer
Bahn" von 1845 (Abb. S. 94). Dies ist das
Werk, das Tschudi zu seiner Frage an Menzel
veranlaßte. — Ein herbstlicher Abend taucht
verlassene Felder und Wege, die ein Bahn-
damm in weitem Bogen durchschneidet, in
gelbliches, trübes Licht; die anbrechende Däm-
merung nimmt den Dingen Form und Farbe.
Alle Linien verfließen, nur ein paar hohe
Bäume, die in den mattgrünen Himmel hinein-
ragen, erscheinen noch in scharfem Umriß. Ein
Zug braust in der Kurve des Dammes heran,
Qualm und Rauch hinter sich zurücklassend.
Das Werk atmet eine leidenschaftliche Empfin-
dung und verrät in jedem Pinselstrich innere
Erregung: Da zeigt sich der Revolutionär, der
einst der Berliner Akademie entlaufen war
und seinen Drang nach Freiheit an Constable
neu entzündet hatte.
Das Genie wird geboren, nicht erzogen, die
Richtung seiner Tätigkeit aber durch Zeit und
Umsiände bestimmt. Wir haben schon in
diesem Sinne die Abhängigkeit Menzels von
der Krügerschen Illustrationskunst gestreift.
Gerade beim Illustrator Menzel offenbart
sich am deutlichsten, wie er das Erlernbare
durch seine persönliche künstlerische Veran-
lagung, sein Genie, überwunden hat. Menzel
war ja von Haus aus, seinem eigentlichen Be-
rufe nach, Zeichner und Lithograph, zuerst in
der lithographischen Anstalt seines Vaters
A. VON MENZEL BLICK AUF HINTERHÄUSER (UM 1847)
98
der Zwischenpfade und allwärts durchstreifen-
den Wegbahnen, läßt sich nicht vollendeter
denken. — In dem zweiten Gemälde zeigen
sich dieTerrassenwände der lehmigen Chaussee
links im Vorgrund. Gegenüber rundgeschlän-
gelte Hügelrücken, von Gebüschen umpflanzt,
von Herden belagert; zwischenein ein Wasser-
fleck, den Badende benutzen. Eine sommer-
hafte Regenwolke hatte soeben ihren Inhalt
entsprüht, mit erfrischenden Benetzungen fern-
hin streifend. Links quillt Windsor-Castle aus
der Umgrünung hervor. Karrenpferde mit roth-
verbrämten Sätteln erheitern und beleben den
Vorgrund." — —
Das Gebäude, in dem die Ausstellung der
Constableschen Werke stattgefunden hat, wird
in der Beschreibung nicht erwähnt. Wir
dürften aber Menzels Angabe trauen, auch
wenn das Hotel de Russie in dem Bericht
nicht ausdrücklich als Ausstellungslokal und
Treffpunkt der Berliner Secessionisten von da-
mals genannt wäre!
In noch höherem Maße als in dem „Palais-
garten" äußert sich der Einfluß Constables
auf Menzel in dem Bilde der „Berlin-Potsdamer
Bahn" von 1845 (Abb. S. 94). Dies ist das
Werk, das Tschudi zu seiner Frage an Menzel
veranlaßte. — Ein herbstlicher Abend taucht
verlassene Felder und Wege, die ein Bahn-
damm in weitem Bogen durchschneidet, in
gelbliches, trübes Licht; die anbrechende Däm-
merung nimmt den Dingen Form und Farbe.
Alle Linien verfließen, nur ein paar hohe
Bäume, die in den mattgrünen Himmel hinein-
ragen, erscheinen noch in scharfem Umriß. Ein
Zug braust in der Kurve des Dammes heran,
Qualm und Rauch hinter sich zurücklassend.
Das Werk atmet eine leidenschaftliche Empfin-
dung und verrät in jedem Pinselstrich innere
Erregung: Da zeigt sich der Revolutionär, der
einst der Berliner Akademie entlaufen war
und seinen Drang nach Freiheit an Constable
neu entzündet hatte.
Das Genie wird geboren, nicht erzogen, die
Richtung seiner Tätigkeit aber durch Zeit und
Umsiände bestimmt. Wir haben schon in
diesem Sinne die Abhängigkeit Menzels von
der Krügerschen Illustrationskunst gestreift.
Gerade beim Illustrator Menzel offenbart
sich am deutlichsten, wie er das Erlernbare
durch seine persönliche künstlerische Veran-
lagung, sein Genie, überwunden hat. Menzel
war ja von Haus aus, seinem eigentlichen Be-
rufe nach, Zeichner und Lithograph, zuerst in
der lithographischen Anstalt seines Vaters
A. VON MENZEL BLICK AUF HINTERHÄUSER (UM 1847)
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