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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 31.1915-1916

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Markus, Stefan: Das neue Winterthurer Museum
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https://doi.org/10.11588/diglit.13094#0348

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DAS NEUE WINTERTHURER MUSEUM, ERBAUT VON DEN ARCHITEKTEN RITTMEYER UND FURRER, WINTERTHOR
IM TYMPANON DIE „SÄERIN" VON HERMANN HALLER

DAS NEUE WINTERTHURER MUSEUM

Von STEFAN MARKUS

Die kleine schweizerische Stadt Winter-
thur hat sich ein Museum angeschafft,
mit dem jede Großstadt Ehre einlegen
könnte. Fünf Viertel Millionen hat der
Prachtbau gekostet. Dazu haben einhei-
mische Kunstfreunde nicht weniger als
750 000 Franken beigesteuert! Die Haupt-
donatoren Dr. Theodor Reinhart (170 000
Franken) und Dr. Imhoof-Blumer (100 000
Franken) verdienen es, auch in Deutschland
genannt zu werden. Dem hochherzigen Ein-
greifen des ersteren vor allem ist es zu ver-
danken, wenn das Gebäude trotz des Krie-
ges in seinem ganzen Umfang fertiggestellt
und — nach vierjähriger Vorbereitung und
dreijähriger Bauzeit — am 2. Januar dieses
Jahres der Oeffentlichkeit übergeben werden
konnte. Der Tag gestaltete sich zu einem
Freuden- und Ehrentag der kleinen Indu-
striestadt, in der trotz und neben den vielen
Fabriken so viel künstlerisches Interesse
sich manifestiert. Ihr Stolz darf um so
größer sein, als das neugeweihte Haus ein
Werk der tüchtigen Winterthurer Architekten

Rittmeyer und Furrer ist, die aus zwei Wett-
bewerben als Sieger hervorgegangen sind.
Ihr Projekt hat im Laufe der Zeit, in erster
Linie unter Einwirkung der aus den Profes-
soren Gull (Zürich) und Moser (Karlsruhe)
und Gabriel von Seidl (München) bestehen-
den Expertenkommission, freilich erhebliche
Modifikationen erfahren müssen. „Im mauer-
umschlossenen, stillen Künstlerheim Seidls
fiel der letzte Spruch über die Ausgestaltung
unseres Museums", berichtete Baukommis-
sionspräsident A. Isler in seiner Einwei-
hungsrede; Seidl, der infolge einer Ver-
schlimmerung seines Zustandes auf einen
dritten Gang nach Winterthur hatte ver-
zichten müssen, „wurde während der Sit-
zung von einer Ohnmacht befallen; er war
schon mit einem Fuß im Grabe" . . . Ober-
ster Lehrmeister für alle Beteiligten war
aber Lichtwark. So entstand ein Bau, der
bei allen repräsentativen und rein künst-
lerischen Qualitäten in nichts die zeitgemäße
praktische Hauptforderung der Zweck-
mäßigkeit außer acht läßt. Alle Errungen-

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