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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 52.1936-1937

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Christoffel, Ulrich: Griechische Terrakotten
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https://doi.org/10.11588/diglit.16484#0153

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Griechische Terrakotten. Musizierender und Schreiber. Theben, Böotien

Griechische Terrakotten

In einem schönen Buche gibt J. Schneider-Lengyel
in hundert feinfühligen Aufnahmen einen dankens-
werten Überblick über die Entwicklung der griechi-
schen Terrakotten. Dieses Gebiet der griechischen
Kleinkunst ist zwar dem Xamen nach hesonders
durch die Tanagrafigürchen weiten Kreisen be-
kannt, aber dessen Einzelstücke gehen in den Museen
in der Masse des Vielen oft verloren. Das photo-
graphische Bild hebt sie heraus und zeigt sie im
wirkungsvollsten Umriß und im tonigsten Licht.
Vorwiegend hatten die Koroplasten, die ..Puppen-
maler", wie die Kleinplastiker genannt wurden,
ähnlich wie vielleicht die bäuerlichen Herrgotts-
schnitzer in den Bergen, Votivgeschenke herzustel-
len, wie sie sich im Schutt der ausgegrabenen Hei-
ligtümer zu Tausenden finden. Da sie dabei die
Werke der großen Tempelkunst widerspiegeln,
gleichzeitig aber, wie J. Schneider-Lengyel in ihrem
Begleittext schreibt, „in anekdotischer Knappheit

Griechische Terrakotten. 100 Bilder, Text und Aufnahmen von
J. Schneider-Lengyel. Verlag von F. Bruckmann AG.. München.
Kart. RM. 5,80, in Leinen B.M. 6,80.

über das griechische Leben berichten", sind sie für
die Kunst- und Kulturgeschichte von großer Be-
deutung, und sie nehmen mit ihren vielen drasti-
schen und humorvollen, satirischen und genrehaf-
ten Einzelzügen neben der idealen Plastik eine ähn-
liche Stellung ein wie die Komödie neben der Tra-
gödie. Das Vorkommen dieser Votivkeramik reicht
bis zu den Anfängen der Idolkunst zurück, und die
erhaltenen Stücke genügen, um manche Lücken der
Kulturentwicklung auszufüllen, die die Geschichte
der Großplastik aufzuweisen hat. Das Buch zeigt
die anmutigsten und aufschlußreichsten Beispiele
der archaischen Kunst und des strengen und schönen
Stiles sowie der hellenistischen Zeit in wohlgetrof-
fener Auswahl, und das Nebeneinander der motiv-
reichen und phantasievoll abgewandelten Einzel-
figuren zieht an unsern Augen wie ein melodiöser
Tanz vorbei. Immer aber will das Figürchen für
sich allein betrachtet sein, da es den Sinn des Stils
und der lebendigen Wirklichkeit in sich schließt
und auch im kleinsten Format das Griechisch-Voll-
endete darstellt. Christ offel

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