Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 52.1936-1937

DOI Artikel:
Christoffel, Ulrich: Figur und Komposition: zur Ausstellung in der Neuen Pinakothek, München
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.16484#0176

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Christoph Albert Burkart. Elisabethenfresko Leutkirch. Ausschnitt

Mitarbeiter Erwin Henning. — Ausstellung „Figur und Komposition", Neue Pinakothek, München

entstehen, in dem das Figürliche sich harmonisch
mit Naturweite und blauer Himmelslösung vereint.
Beinahe gespenstisch feierlich treten die Wasser-
trägerinnen von Hans R. Lichtenberger aus der
Tiefe des Bildraumes in den Vordergrund hervor
und reihen sich in der Ähnlichkeit der Haltung, der
Falten und der Farben zu einer Rhythmik von mo-
numentaler Pracht. Das Wandbild selber kennt ein
schmückendes Bedecken der leeren Fläche mit
Farbe, Figur oder Stoff, wie es im Mosaik, im
Wandteppich, im Ornament und der Figurenkom-
position gegeben ist, und ein Gestalten der Fläche
nach Raum. Füllung und Bewegtheit, wie es die
Monumentalität erfordert. Das Schmücken der
Fläche ist in München in der Glasmalerei und im
Mosaik und für das heitere, phantasievolle Gebiet
durch Künstler wie Julius Diez, Erler, Eichler durch
eine alte, reicheTradition zum bodenständigen Erbgut
geworden und wurzelt noch im Barock. In der Aus-
stellung zeugen die Landkarte von Schulz-Matan
wie die Mosaikentwürfe von Unold oder die Wand-

teppiche von Daliinger für diese vielseitige, alle
technischen Mittel ausnutzende Kunst der schönen
Dekoration. Der Karton für ein Jüngstes Gericht in
der Ramersdorfer Kirche von Hermann Kaspar ist
auf eine dramatische Figurenvision angelegt und
schließt sich darin den Vorbildern der mittelalter-
lichen Wandmalerei an, wie auch die schönen Eli-
sabeth- und Markuslegenden von Albert Burkart
mit sicherem, durchgebildetem Stilgefühl dem alten
Können der großen Meister folgen. Wie das Hand-
werk wird auch die große Wand- und Figurenkunst
über die Zwischenstation des bewährten Vorbildes
am sichersten zu dem Ziele einer inneren Erneue-
rung gelangen.

Josef Bergmann hat in Olching eine ganze Kirche
ausmalen können ähnlich wie Josef Eberz in Frei-
lassing, und an solchen großen Aufgaben erwacht
erst wieder der Erfindermut und das Verantwor-
tungsbewußtsein, die die ernste Komposition erfor-
dert. Der Entwurf von Josef Bergmann zur Beru-
fung Petri gelangt in der Vereinigung von natur-

Kunst f. AUe. Jahrgf. 52, Heft 7, April 1937

161
 
Annotationen