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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 52.1936-1937

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Hellwag, Fritz: Ausstellung französischer Kunst der Gegenwart, Preußische Akademie der Künste zu Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.16484#0284

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Lucien Simon. Jahrmarkt in der Bretagne
Französische Kunstausstellung, Berlin

etwa sechzig Jahren haben alle ästhetischen hehren
sich gegenseitig herausgefordert und sich gegenein-
ander ausgespielt. Alle sind von bedeutenden Ta-
lenten verteidigt worden. Die im ganzen so kurze
Zeitspanne, während der sie wie zusammengerafft
erschienen, gestattet es. sie (jetzt) in ihrer Gesamt-
heit zu umfassen. Werfen wir einen Blick auf diese
Wirren von damals, die in das schöne Gleichgewicht
von heute einmünden sollten", das heißt, nach der
Auffassung Dr. Reys eingemündet sind. — Er
gibt dann eine sachliche Übersicht über die ver-
flossenen Künstlerkämpfe und kommt zu dem Er-
gebnis, daß die französische Kunst ,,sich allen (?)
den so auseinandergehenden Lehren ,angeglichen'
habe". — „Augenblicklich braucht man keine Ka-
pellen mehr" . . .

Als \ äter dieser endlich erreichten „Harmonie"
werden die Maler Vuillard, Bonnard und Roussel
bezeichnet, die vor vierzig Jahren in der Pariser
Kunstwelt auftauchten und sich immer gemeinsam
zeigten, nur von dem Wunsch beseelt. ,,mit sanfter
Lebhaftigkeit die Natur und das Leben in ihren

alltäglichsten Wallungen wiederzugeben, ohne sich
viel um Moden und Lehren zu kümmern" ... „Und
so sind sie heute für viele zu Mustern geworden.
Vielleicht Muster der Auffassung und Technik, vor
allem Muster von freundlicher Würde und lächeln-
der Unabhängigkeit dem Publikum gegenüber."
Die Y\ erke dieser drei noch heute lebenden und
schaffenden Künstler, die sich von ihrem ersten
Auftreten an — was nicht so recht zu den Worten
Dr. Reys stimmen will — als die Gruppe der „Pro-
pheten" bezeichneten, sollen also dem Schlüssel zum
Verständnis der Ausstellung bilden, und ihnen sind
deshalb die besten Plätze im Ehrensaal eingeräumt
worden. Leider sehen wir von ihnen nur Arbeiten,
die noch aus der Jahrhundertwende stammen, wie
denn überhaupt oft die Ausstellungsleitung Werke
aus Staats-, Museums- und Privatbesitz, also meist
keine neuen und selbst ausgewählten Einsendungen
der Künstler eingesetzt hat, wohl um den Ausdruck
von „Gelassenheit" zu wahren; es ist nicht ohne
Bedeutung, daß dies oft gerade die Künstler des
„Kampfes" betrifft. Das „Gesicht" ist damit ge-

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