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Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.
Juni-Heft.
dessen harte Linie auch durch die untergestellte Säule nicht
gemildert wird, den Raum nicht abschliesst. Eine derartige
Fensterlösung ist wohl doch nur für wirklich grosse und
hohe Raumabmessungen denkbar, wie solche etwa eine
Hallen-Anlage bietet. An der Ausführung des Salons war
hauptsächlich die Firma F. A. Schütz-Leipzig betheiligt; die
Stuckdecken stammen von Damm & Liegert, die Malerei vom
Dekorationsmaler Hesse in Leipzig, der anerkannt Tüchtiges
in Wand- und Deckenmalerei leistet; von ihm rührt auch
das Prometheus-Bild im Herren-Zimmer her.
Zu erwähnen bliebe noch das Bade-Zimmer, Abbildung
Nr. ii 20 und 1115, dessen Wände mit holländisch gehaltenen
Fliesen bekleidet sind. Reizvoll sind noch die weiss, blau
und orangegelb gestrichenen Möbel in ihrer einfachen aber
praktischen Durchbildung, die von Tischlermeister Hahn in
Leipzig gefertigt wurden.
Den Garten mit seinen Anlagen möchten wir noch mit
einigen Worten streifen. Hoch interessant ist die Kegelbahn
durchgeführt, über deren Eingang wir den von Bildhauer
Bechtel in München in Holz geschnitzten Kegelkönig und
darunter die Wappen von Lübeck und Hamburg erblicken.
Die Kegelbahn sehen wir in den Abbildungen Nr. 1110 und
1111 wiedergegeben, im letzten Bild auch eine Aussichtslaube.
Der Garten weist noch einen Teich mit Wasserfall und Bach,
und vertieft hinter der Kegelbahn die Elisabethgrotte auf. —
Natürlich konnten wir trotz der grossen Zahl guter Abbil-
dungen kein erschöpfendes Bild dieser eben besprochenen
Villen-Anlage geben; immerhin konnten wir aber einen Ein-
blick gewähren, der jeden befriedigen muss, der sich der
Mühe unterzieht, diese Schöpfung in ihrem Zusammenhange
und organischen Gliederung zu prüfen. Nirgends begegnet
uns bewusste Effekthascherei, nirgends ein Aussetzen des
architektonisch Künstlerischen im engsten Zusammenhange
mit Material, Technik und Zweckbestimmung. Friedel ist in
allem gut fortschrittlich, zeitgemäss; nicht stürmend, über-
hastend — bei ihm ist kein müssiges Grübeln, sondern ein
logisches Denken Führer eines feinen Geschmackes und einer
überaus geschickten Hand. Otto Schulze—Köln.
DIE
Hans (öristianseN-ausstellung
IN DARMSTADT.
den Fundamentalsatz aufgestellt, dass man sich zuerst
fragen solle, was denn der Künstler mit seinem Werke eigent-
lich gewollt habe, um dann erst die weitere Entscheidung zu
treffen, in wie weit er seinem Vorhaben gerecht geworden
sei. Nur allzu oft wird gegen diese unzweifelhaft ebenso
gerechte als vernünftige Weisung des grossen Mannes Ver-
stössen. Auch die jetzt so mächtig empor-
strebende moderne Richtung in den dekora-
tiven Künsten Deutschlands hat viel unter der
Vernachlässigung jenes Grundsatzes gelitten.
Man unterliess es, danach zu fragen, was denn
diese jungen Künstler mit ihren oft so fremd-
artig anmuthenden Arbeiten bezweckten, man
beurtheilte sie wie etwa Illustratoren, die etwas
darstellen. Da musste denn freilich das Urtheil
des grossen Publikums häufig recht schroff
und ungerecht ausfallen. Da waren alle Ver-
hältnisse anders wie in der »Natur«, die Farben
zu grell, die Gestalten grotesk, die Linien
verwirrt und schrullenhaft. Allein diese Künstler
wollen ja gar nichts »darstellen« oder »ab-
bilden« , sie wollen schmücken und müssen
daher nicht mit den Maassstäben der Malerei
gemessen werden, sondern mit denjenigen,
welche der dekorativen Gestaltung eigenthüm-
lich sind. Wenn auch der Schmuckkünstler
seine Motive aus der Natur schöpft, wenn auch
gerade die moderne Bewegung in den Zier-
künsten als eine energische Reaktion gegen
die gelehrte Nachahmung alter Stile zu Gunsten
eines innigeren und unmittelbaren Verhältnisses
zur Natur gelten muss, so bleibt doch stets
festzuhalten, dass eine »porträtähnliche« Wieder-
gabe der Natur dem dekorativen Künstler
noch viel ferner liegt als dem Maler und
Plastiker. Seine Absicht, insofern er seine
Thätigkeit der Fläche zuwendet, ist, einen ge-
gebenen Raum mit linearen und koloristischen
Elementen derart ausgefüllt erscheinen zu
lassen, dass er in Verbindung mit seiner Um-
gebung einen harmonischen, reizvollen Ein-
druck hervorruft, der sich, je nach Umständen,
zwischen kecker Lustigkeit, pikanter Laune
__________ und erhabener Feierlichkeit abstufen kann.
Dazwischen liegen unendlich viele Arten der
Abbildung Nr. 1105. Vorhalle Villa Früzsche in Leipzig-Gohlis. Architekt HANS FRIEDEL. »Stimmung«, Von denen die für den gegebenen
Illustr. kunstgewerbl. Zeitschrift für Innen-Dekoration.
Juni-Heft.
dessen harte Linie auch durch die untergestellte Säule nicht
gemildert wird, den Raum nicht abschliesst. Eine derartige
Fensterlösung ist wohl doch nur für wirklich grosse und
hohe Raumabmessungen denkbar, wie solche etwa eine
Hallen-Anlage bietet. An der Ausführung des Salons war
hauptsächlich die Firma F. A. Schütz-Leipzig betheiligt; die
Stuckdecken stammen von Damm & Liegert, die Malerei vom
Dekorationsmaler Hesse in Leipzig, der anerkannt Tüchtiges
in Wand- und Deckenmalerei leistet; von ihm rührt auch
das Prometheus-Bild im Herren-Zimmer her.
Zu erwähnen bliebe noch das Bade-Zimmer, Abbildung
Nr. ii 20 und 1115, dessen Wände mit holländisch gehaltenen
Fliesen bekleidet sind. Reizvoll sind noch die weiss, blau
und orangegelb gestrichenen Möbel in ihrer einfachen aber
praktischen Durchbildung, die von Tischlermeister Hahn in
Leipzig gefertigt wurden.
Den Garten mit seinen Anlagen möchten wir noch mit
einigen Worten streifen. Hoch interessant ist die Kegelbahn
durchgeführt, über deren Eingang wir den von Bildhauer
Bechtel in München in Holz geschnitzten Kegelkönig und
darunter die Wappen von Lübeck und Hamburg erblicken.
Die Kegelbahn sehen wir in den Abbildungen Nr. 1110 und
1111 wiedergegeben, im letzten Bild auch eine Aussichtslaube.
Der Garten weist noch einen Teich mit Wasserfall und Bach,
und vertieft hinter der Kegelbahn die Elisabethgrotte auf. —
Natürlich konnten wir trotz der grossen Zahl guter Abbil-
dungen kein erschöpfendes Bild dieser eben besprochenen
Villen-Anlage geben; immerhin konnten wir aber einen Ein-
blick gewähren, der jeden befriedigen muss, der sich der
Mühe unterzieht, diese Schöpfung in ihrem Zusammenhange
und organischen Gliederung zu prüfen. Nirgends begegnet
uns bewusste Effekthascherei, nirgends ein Aussetzen des
architektonisch Künstlerischen im engsten Zusammenhange
mit Material, Technik und Zweckbestimmung. Friedel ist in
allem gut fortschrittlich, zeitgemäss; nicht stürmend, über-
hastend — bei ihm ist kein müssiges Grübeln, sondern ein
logisches Denken Führer eines feinen Geschmackes und einer
überaus geschickten Hand. Otto Schulze—Köln.
DIE
Hans (öristianseN-ausstellung
IN DARMSTADT.
den Fundamentalsatz aufgestellt, dass man sich zuerst
fragen solle, was denn der Künstler mit seinem Werke eigent-
lich gewollt habe, um dann erst die weitere Entscheidung zu
treffen, in wie weit er seinem Vorhaben gerecht geworden
sei. Nur allzu oft wird gegen diese unzweifelhaft ebenso
gerechte als vernünftige Weisung des grossen Mannes Ver-
stössen. Auch die jetzt so mächtig empor-
strebende moderne Richtung in den dekora-
tiven Künsten Deutschlands hat viel unter der
Vernachlässigung jenes Grundsatzes gelitten.
Man unterliess es, danach zu fragen, was denn
diese jungen Künstler mit ihren oft so fremd-
artig anmuthenden Arbeiten bezweckten, man
beurtheilte sie wie etwa Illustratoren, die etwas
darstellen. Da musste denn freilich das Urtheil
des grossen Publikums häufig recht schroff
und ungerecht ausfallen. Da waren alle Ver-
hältnisse anders wie in der »Natur«, die Farben
zu grell, die Gestalten grotesk, die Linien
verwirrt und schrullenhaft. Allein diese Künstler
wollen ja gar nichts »darstellen« oder »ab-
bilden« , sie wollen schmücken und müssen
daher nicht mit den Maassstäben der Malerei
gemessen werden, sondern mit denjenigen,
welche der dekorativen Gestaltung eigenthüm-
lich sind. Wenn auch der Schmuckkünstler
seine Motive aus der Natur schöpft, wenn auch
gerade die moderne Bewegung in den Zier-
künsten als eine energische Reaktion gegen
die gelehrte Nachahmung alter Stile zu Gunsten
eines innigeren und unmittelbaren Verhältnisses
zur Natur gelten muss, so bleibt doch stets
festzuhalten, dass eine »porträtähnliche« Wieder-
gabe der Natur dem dekorativen Künstler
noch viel ferner liegt als dem Maler und
Plastiker. Seine Absicht, insofern er seine
Thätigkeit der Fläche zuwendet, ist, einen ge-
gebenen Raum mit linearen und koloristischen
Elementen derart ausgefüllt erscheinen zu
lassen, dass er in Verbindung mit seiner Um-
gebung einen harmonischen, reizvollen Ein-
druck hervorruft, der sich, je nach Umständen,
zwischen kecker Lustigkeit, pikanter Laune
__________ und erhabener Feierlichkeit abstufen kann.
Dazwischen liegen unendlich viele Arten der
Abbildung Nr. 1105. Vorhalle Villa Früzsche in Leipzig-Gohlis. Architekt HANS FRIEDEL. »Stimmung«, Von denen die für den gegebenen