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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1886

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Heft 3/4
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Vereins-Chronik
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Vermischte Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6901#0038

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träge der Herren Hofmusiker Gebrüder Lloßner und Thoms,
welche ihre Kunst so oft schon dem Verein hochherzig zur Verfügung
gestellt, und ferner durch die von Herrn Hofopernsänger Fuchs
meisterhaft zu Gehör gebrachten v. Ho rnstein'fch en Lieder, welche
der gefeierte Komponist selbst begleitete, begeisterte, wie dieselben durch
weitere jhumoristisch-deklamatorische und musikalische Piecen einiger
altbewährter Freunde des Vereins erfreut wurden.

Am folgenden Vereinsabend, den {9. Januar, sprach der Architekt
und Konservator am bayer. Nationalmuseum, vr. Hugo Graf über
„das Lebensbild des Eichstätter Bildhauers Loy Hering". Wir werden
einen Auszug dieses Vortrages im nächsten Doppelhefte bringen.

In der Wochenversammlung vom 26. Januar sprach Dr. Hans
Rigg au er, Adjunkt des k. Münzkabinets, über „Benvenuto Lellini
als Medailleur", dessen Selbstbiograxhie durch Goethe's Uebersetzung
zum Ligenthum der Gebildeten der ganzen Nation gemacht, als
unterhaltende, anziehende, lebendige und natürlich zugleich als lehrreiche
und höchst interessante Lektüre geradezu ein Unicum der Weltliteratur
ist, zwar an manchen historischen Unzulänglichkeiten leidet, welche
jedoch man dem genialen Künstler, der sie im Alter einem Schüler
in die Feder diktirte, zu Gute halten wird. {500 zu Florenz im
niedrigen Stande aber zur höchsten Glanzzeit des Staates geboren,
der wirklich an der Spitze der europäischen Livilisation stand, kam der
von seinem Vater zum Musiker bestimmte Jüngling bald mit den größten
Meistern der bildenden Kunst, namentlich mit dem von ihm abgöttisch
veehrten Michelangelo in Berührung, dessen Lob ihm, wie z. B. ge-
legentlich der Büste des Bindo Altoviti, als das höchste Endziel alles
Strebens galt und welches er sich durch unablässiges Studium nach der
Natur und aufmerksamen Vergleich hoher Kunstwerke auch rühmlich
verdiente. Der Umgang mit den größten Männern dieser in der neuen
Geschichte unvergleichlichen Epoche, mit den Päpsten und Prälaten,
mit Kaiser und Königen, Künstlern und Gelehrten, die wir durch ihn
nicht als Repräsentationsschablone, sondern als ächte Menschen kennen
lernen, gab ihm auch vollauf Gelegenheit, seine Kunst als Goldschmied
und Medailleur in den weltberühmten Münzen u. A. auf Llemens VII.,
Paul III., Herzog von Florenz, Franz I., sein Meisterwerk, außerdem
in größeren plastischen Arbeiten, unter denen sich sein Perseus den meisten
Ruf erlangte, und endlich in einem lebensgroßen Marmorkruzifix,
gegenwärtig im Eskurial, zu entfalten. Nach einem wechselvollen,
glanz- und schicksalreichen Leben, das ihn durch alle bedeutende Städte
seiner Heimat und nach Frankreich geführt hatte, ihn die Gunst aber
auch die Launen der Fürsten und Weiber genugsam kennen lernen ließ,
verbrachte er die letzten Jahre wieder in seiner Vaterstadt, in zwar
ruhigen aber wie es scheint gedrückten Verhältnissen und hinter-
ließ bei seinem Tode (57{ einen Namen, der förmlich ein Gattungs-
begriff für alles herrliche/ was die Goldschmiedekunst der italienischen
Hochrenaissance überhaupt geschaffen, werden sollte. Dem mit Beifall
aufgenommenen Vortrag folgte Direktor L ange's Erklärung der durch
die Güte des Herrn Bern hei in er zur Verfügung gestellten ungemein
reichhaltigen Kollektion japanischer Kunst- und Jndustrieobjekte, welche
die Bewunderung der Versammlung erregten.

Am 9. Februar gab Professor Or. Sepp den Schluß seines am
{0. November begonnenen Vortrages „Ueber die weffobrunner Bild-
werke des XII. Jahrhunderts", die nunmehr im Besitze unseres
Nationalmuseums, wohl als die ältesten selbständigen Aeußerungen
vaterländischer Kunst zu würdigen seien, da sie den Ausgangspunkt
für die Entwicklung jener Skulxturrichtung bilden, die in den Wechsel-
burger Kanzelfiguren und den Gestalten der goldenen Pforte zu
Freiberg in Sachsen baldige hohe Vollendung erreichen sollte. Die
vom Vortragenden entdeckten Gestalten Ehristi, der Apostel, der Kirche

und Synagoge zeigen eine weit über den Byzantinismus hinaus-
gehcnde, freie und lebendige Auffassung, die dessen ungeachtet der
würde ihrer Aufgabe gewachsen ist, und sind die ersten Regungen
eines neuen Geistes, der die alten Formen mit wahrem Leben zu
beseelen und eine ganz neue, eigenartige Kunst anzubahnen vermochte
Damit ist auch die Verbindung zwischen den Werken Nicolo Pisano's,
dem Wiedererwecker der italienischen Skulptur, nachzuweisen und zwar
zu Ehren und Ruhm deutscher Kunst, die in jenen Zeiten noch die
Lehrerin und das Vorbild der Nationen gewesen, welche aus unserm
Vaterlande die befruchtenden Keime ihrer weiteren Entwicklung herüber-
holten. Nachdem die Versammlung den lebendig anregenden Erläuter-
ungen des Redners die wohlverdiente Anerkennung gezollt, wurde
deren Aufmerksamkeit von Direktor Lange aus die meisterhaften
Arbeiten der Wochenausstellung gelenkt, unter denen sich namentlich in
alter Manier gravirte Zinnwaaren von J. E. Ertl aus Eger, Holz-
schnitzereien aus der D istriktsschule in Partenkirchen, Stickereien
von Frl. Sendlbeck in Planegg und endlich Musterzeichnungen der
Texpichfabriken zu Wurzen (Sachsen) auszeichneten.

Am {S. Februar fand die ordentliche Generalversammlung statt.

An dem von der Schlossergilde den 26. Februar veran-
stalteten Fachabende sprach Professor E. Hoyer als Fortsetzung
seines im Vorjahre gehaltenen Vortrages über „die Verwendung des
Eisens", das in der kulturellen Entwicklung der Gegenwart eine so
imense Bedeutung erlangt habe, und welches merkwürdiger weise
auch in der entsprechend staunenswerthen Menge von { Million Zoll-
zentner pro Tag gewonnen und in gleich kolossaler (Quantität auch
verarbeitet werde. Durch die Behandlungsweise des Schmiedens und
Gießens, weiterhin durch Walzen und Ziehen wird das Metall in
eine fast unendlich erscheinende Menge von Formen gebracht, durch
welche es der Menschheit eben so viele und zwar unentbehrliche und
wichtige Dienste in allen Bereichen der Thätigkeit und des Bedürf-
nisses leiste. Dennoch ist die Verwendung des Eisens im Verhältniß
zu andern Metallen uur langsam vorgeschritten und eigentlich von
sehr jungem Datum. Der Guß desselben war den alten Völkern
unbekannt; erst seit den Hussiten-Kriegen tauchen gegossene Kugeln
und Geschützrohre aus, {-{80 wird es zu Dfenplatten, feit {790 zu
künstlerischen Zwecken verwendet, in welchem Jahre die erste eiserne
Statue gegossen wurde. Die mannigfachen Bearbeitungen, denen das
Eisen heute in so ungeheurer Ausdehnung unterzogen wird, wurden
von dem Vortragenden trotz der beschränkten Zeit bis in ihre letzten
Manipulationen hinein — so z. B. die Verarbeitung eines Eisen-
klotzes zu Drahtform in der Stärke der Eisenbahnschiene bis zu der
Dünne eines Seidenfadens — auf's eingehendste, anschaulichste und
anregendste geschildert, welche höchst interessante Ausführungen von
dem dankbaren Auditorium mit lebhaftem Beifalle ausgenommen
wurden. Die Gilde selbst hatte eine prächtige, sich einstimmiger
Anerkennung erfreuende, an alten und neuen Meisterwerken reiche
Ausstellung zur Ansicht gebracht. Antike Gegenstände stellten aus die
Herren Architekt Fritz Haßelmann, Schloffermeisier Rud. Lotze,
Antiquitätenhändler Mößl, Professor Fritz von Miller und Jage-
mann zwei nach Angabe des Architekten Brochier restaurirte
Uhren. Neue werke brachten Max Müller { Gitter nach Entwurf
des Ebengenannton, R. Kirsch 2 Gitter und verschiedenes, Kölbl
und Sohn 2 Lüster und wandarme; Joh. Rubner { Gitter,
Wüstendorfer { Lampe und Blumentisch nach Brochier, Karl
Moradelli { Gitter mit Krone für Lhiemsee, Rob. Schmid und Rud.
Lotze verschiedenes. Waffen Peter Kraus, und endlich Kupfer-
schmiedarbeiten weinh ar d Kanne, Küster er in Augsburg {
Jardiniäre, und Heinr. Seitz eine Platte mit Kanne.

"Vermischte AiVheilungen.

Die Sammlung Wachsmann im Mähr. Gewerbemuseum
zu Brünn.

Seit {. Januar l. J. ist im Mähr. Gewerbemuseum die im
Sommer {885 vom Maler wachsmann durch den Kurator Theodor
Ritter von Gffermann für obiges Museum angekauste Sammlung
kunstgewerblicher Gbjekte in roto zur Ausstellung gebracht. Die
Sammlung erregt allgemein Interesse, gleichviel durch die Reichhaltigkeit,

wie auch Vielfältigkeit der einzelnen Stücke, unter denen sich einige
von bedeutendem künstlerischen bezw. kunstgewerblichen werthe vorfinden.

Die wachsmann'sche Sammlung zählt über 600 Gbjekte, die sich
auf die einzelnen Gebiete nachstehend vertheilen:

{) Eine Gruppe der Keramik enthält {20 Gbjekte, darunter
allein über 30 prächtige deutsche Krüge, viele von seltenem
Vorkommen, über q,0 schöne Majoliken, besonders solche von
 
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