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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1886

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Heft 7/8
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https://doi.org/10.11588/diglit.6901#0071

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Vom DiicheMsch.

Das Projektive Zeichnen, nebst den für das Zeichnen wichtig-
sten Aufgaben aus der ebenen Geometrie von MaxKleiber, Professor
an der fgl. Kunstgewerbeschule und Dozent an der kgl. Akademie der
bildenden Künste zu München. 50 Vorlageblätter init begleitendem
Text. Druck und Verlag von Heinrich Arnold, kgl. Hoflieferant
München.

v. 8clr. Bei der Bearbeitung dieses für den Gebrauch an ge-
werblichen Fortbildungsschulen, Kunstgewerbe- und Industrieschulen,
sowie zum Selbstunterricht vorzüglich geeigneten Merkes hat sich der
Verfasser mit großem Glücke und verständniß bemüht, in erster Linie
^as Nothwendigste und Unentbehrlichste aus der ebenen Geometrie in
woglichst gedrängter und doch genügend erschöpfender, leicht faßlicher
Darlegung vorzuführen, um selbst dem in diesem Fache noch völlig
unwissenden Anfänger für das Verständniß der Projektionslehre vor-
zubereiten. Derselbe legte ferner ein besonderes Gewicht auf die so-
sortige Anwendung der vorher erklärten Sätze, und verstand es vor-
Kefflich, das an sich Trockene der Sache, durch anregende und praktische
Nutzanwendungen, wo solches nur immer möglich war, in förderndstcr
Kreise zu unterbrechen. Die Anordnung und Grupxirung der Figuren
gibt den Blättern ein gefälliges Ansehen und entspricht auch in dieser
Beziehung das Merk ollen Anforderungen, welche man an eine Schul-
urbeit mit Recht stellen kann.

Von den Details des Merkes, welches manche bisher noch nicht
^kistirende, praktisch außerordentlich dankbar zu verwerthende Verfahren
Mietet, möchten wir insbesondere folgende hervorheben:

a) Die Anwendung der Dreieckssätze auf das Verkleinern und
^orgrößern geometrischer Figuren (Tafel III).

b) Die neue und in ähnlichen Werken noch nicht angewendete
Losung der Schneckenkonstruktion (Blatt VIII, Figur II), welche sich
uis ganz besonders praktisch erweisen dürfte, indem dieselbe volle Frei-
est in Bezug der beabsichtigten Formgebung ic. durch die beliebige
Annahme einer ersten Gangweite und der Anzahl der Umgänge ge-
währt, dabei stets eine Kurve von gefälligem Aussehen ergebend.

c) Die originelle und in dieser Art ebenfalls neue Projektion des
Kreises re. (Tafel XVII), welche als vortheilhafte Abkürzung der bis-
strr meist angewendeten Methoden gelten kann und welche des Weiteren
bei der Darstellung einer Vase (Tafel XIX) ihre ungemein praktische
Kerwerthung dokumentirt, indem durch sie jede Projektion für sich
wit nur wenigen Hilfskonstruktionen hergestellt ist und zwar sowohl
un Grundriß wie im Aufriß.

d) Das für die Praxis besonders werthvolle und ebenfalls noch
"'äst angewandte Aufstnden der sogenannten Uebergangsxunkte bei den
Knirissen der Rotationsflächen, wie solches durch Figur ^0 und
Sette q.5 des Textes dargestellt ist.

e) Die nicht nur für den angehenden, sondern auch für den aus-
ehrenden Architekten, Bildhauer, Dekorationsmaler rc. ungemein brauch-
baren und anregenden Uebungsbeisxiele und Nutzanwendungen auf

Tafeln XXXI bis LXIV, welche derartig und in dieser instruktiven
Zusammenstellung noch nicht gebracht worden sind. Mir erwähnen
Uon denselben besonders: die Darstellung gewundener Linien auf dem
^ulst und der Kegelfläche rc. (Tafel XXXI); die Darstellung der körxer-
ichen Volute (Tafel XXXV); das verkürzte Rundgesimse (Tafel XLI);
as muschelförmige Gewölbe (Tafel XLIII); die Kupxeleintheilung
(Tafel XI.IV).

I) Die bündige und außerordentlich klare Darlegung der Theorie
et schiefen Projektionsarten (Tafel XLV).

g) Das letzte Blatt, welches durch Ableitung der Zentral-Projektion
aus den geometrischen Projektionen gewissermaßen die Uebergangsstufe
ZUm Studium der Perspektive bildet und so dem Lernenden in präg-
Uanter Meise die Bedeutung des Gelernten für den weiteren Aufbau
seines Wissens klarlegt.

^ Es hieße Haarspalterei treiben, wollte man die kleinen, bei keiner
^Produktion zu vermeidenden Mängel einzelner Figuren, wie z. B.
„te Kwas unvollkommene Form einiger Kurven, oder das Korrektur-
a ersetzen auf Tafel XXIX, das indeß auf Seite 62 in der Anmerkung
^wtchtigt ist, eingehender erwähnen. Ebenso ist es nicht nur nicht zu
anstanden, sondern eher lobend hervorzuheben, daß bei einigen Figuren,

z. B. bei Figur II (Tafel VIII) und Figur III (Tafel XXXIV), in der
Konstruktion das Interesse der Praxis dem streng wissenschaftlichen
Standpunkt mit vollbewußter Absicht des Verfassers vorgezogen
wurde.

Mas die durch die Verlagsfirma bethätigte lithographische Aus-
führung des Merkes betrifft, so ist selbe im Großen und Ganzen als
eine sehr saubere und wohlgelungene zu bezeichnen.

Mir glauben dem außerordentlich gelungenen Merke keine weitere
Empfehlung mitgeben zu müssen, denn wo es Eingang finden wird,
wird es sich am besten selbst empfehlen.

Die vervielfältigende Kunst der Gegenwart. Heft I.
Redigirt von Professor Or. L. v. Lützow. (Verlag der Gesellschaft
für vervielfältigende Kunst in Wien.) Mährend für die Geschichte
der bildenden Künste zahlreiche werke vorhanden sind, welche den Gesammt-
verlauf ihrer Littwickelung, oder einzelne Hauxtexochen im Allgemeinen,
oder monographisch in zum Theil prachtvoll illustrirter Darstellung
behandeln, entbehren die vervielfältigenden Künste bisher einer geschicht-
lichen Darstellung umfassender Art, worin die Ergebnisse der auch auf
diesem Gebiete rastlos thätigen Forschung in leichtfaßlicher Form und
mit entsprechenden Kunstbeisxielen erschöpfend zu überblicken wären.

Angeregt durch die in jeder Hinsicht unerwartet reichen Ergeb-
nisse der internationalen graphischen Ausstellung in Wien im Jahre
;883 hat die Gesellschaft für vervielfältigende Kunst es unternommen,
in diese Lücke einzutreten und ein groß angelegtes, auf eine Reihe von
Bänden berechnetes, von den tüchtigsten Fachmännern geschriebenes
und reich illuftrirtes Merk über die Geschichte der vervielfältigenden
Künste zu xubliziren, deren Redaktion Professor Or. L. von Lützow
in Wien übernommen hat. Als Mitarbeiter wurden bisher Or. Lhmelarz,
Professor M. Hecht, Professor J. Langl, S. Laschitzer und Professor
Or. Mickhoff in Wien, Dr. A. Rosenberg in Berlin, Or. J. P. Richter
in London, S. R. Koehler in Boston, Professor L. Mongeri in Mailand
gewonnen.

Die Publikation eröffnet eine auf zwei Bände berechnete Abtheilung,
welche die vervielfältigende Kunst der Gegenwart zum Gegenstände
hat. Die folgenden Abtheilungen werden den älteren Epochen der
Geschichte des Kupferstiches und Holzschnittes und den Glanzperioden
der vervielfältigenden Künste im ;6., j(7. und )8. Jahrhundert ge-
widmet sein. Selbstverständlich wird, was auch die Namen der Mit-
arbeiter verbürgen, die Darstellung durchwegs eine quellenmäßige, auf
eigener Forschung und Anschauung beruhende sein. Zugleich soll nicht
außer Acht gelassen werden, daß gerade den vervielfältigenden Künsten
ein lebendiges Verständniß in den weitesten Kreisen der Gebildeten
noth thut, weßhalb auf Klarheit und Uebersichtlichkeit stets besonders
Bedacht genommen werden wird.

Diesem Programm folgend, hat Professor von Lützow in den
ersten Heften dieses Geschichtswerkes zunächst einen gedrängten, aber
alle belangreichen Momente enthaltenden Abriß der Geschichte des Holz-
schnittes geboten und zieren den mit gewohnter Klarheit geschriebenen
Text zahlreiche und charakteristische Text-Illustrationen, sowie eine
Reihe meisterhaft ausgeführte Kunstbeilagen.

Die gegebenen Proben lassen crkeunen, welch' hoher künstlerischer
Merth diesem bildnerischen Schmucke des Merkes, ganz abgesehen von
seiner Bedeutung für das Verständniß des Textes, innewohnt. Die
übrige Ausstattung des Merkes ist in jeder Hinsicht eine glänzende
und der Preis desselben — das Heft kostet 5 Mark (2 st. 50 kr.) —
ein im Verhältnisse zu dem Gebotenen ungewöhnlich niedriger. Das
ganze Merk, welches allen Kunstfreunden hiermit bestens empfohlen
sei, ist auf circa \2 Lieferungen berechnet. Mir werden später noch
ausführlicher auf dasselbe zurückkommen.

Das Barock- und Rokoko-Vrnament Deutschlands.
Herausgegeben von Lorn elius Gurlitt. Berlin, Verlag von Ernst
Masmuth.

Der als feinfühlender Künstler sowohl wie als Förderer der kunst-
gewerblichen Bewegung Deutschlands bekannte Herausgeber hat es
unternommen, mit diesem Werke in praktischer Weise jenen zunft-
 
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