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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1886

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Heft 7/8
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Vom Büchertisch
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Vermischte Mitteilungen
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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.6901#0072

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gemäßen, auf unglaublicher Ignoranz und Kurzsichtigkeit basirten Haß
bannen zu helfen, welchen die rechtgläubigen Aesthetiker unseres
Jahrhunderts der von ihnen sogenannten „Verfallzeit" des j?. und
Z8. Jahrhunderts entgegenbrachten. Lind wir auch keineswegs blind
gegen die Mängel und Schwächen des Barock und Rokoko, so hat sich
in jüngster Zeit doch die richtige Erkenntniß und Ueberzeugung Bahn
gebrochen, daß dieser sogenannten versallzeit eine eigenartige, hoch-
bedeutende Kunstblüthe entsprossen ist, die sich wie jede andere längst
als berechtigt anerkannte stilistische Entwicklung ihre eigenen Gesetze
geschaffen hat, deren Studium von höchstem lverthe ist. Mit Recht
sagt der Herausgeber: „Kein Land der Welt kann sich mit Deutsch-
land hinsichtlich des Reichthums seiner Werke im Barock- und Rokoko-
stile messen." Und an anderer Stelle: „Ls erschließt sich ein gewaltiger

Reichthum des Schönen, Mannigfaltigen, Glänzenden. Das Material
ist fast überwältigend: in Nord und Süd des Vaterlandes ein reiches
Kunstschaffen, eine erstaunliche Virtuosität, ein feines Empfinden und
eine sich nie erschöpfende Phantasie." Aus dieser Fülle des Gebotenen
und bisher so wenig Beachteten trägt nun der Herausgeber eine
Menge mit feinem verständniß ausgesuchten Materiales herbei, um
so in thatkräftiger weise „dem wüthen gegen den „Zopf" durch Er-
munterung zu seinem Studium entgegenzutreten." Ls ist bei einem
Verleger, wie Ernst Wasmuth, selbstverständlich, daß die Ausstattung
und technische Durchführung des Merkes in jeder Hinsicht auf der
vöhe der Zeit steht. Das Werk erscheint in Lieferungen von je 20
Tafeln. Die vorzüglichen Lichtdrucke entstammen der rühmlichst be-
kannten Lichtdruckanstalt von Römmler & Jonas in Dresden.

Vermischte jlWheilungen.

In der Zeit vom \5. September bis J5. Dezember IMS findet
in Brünn eine vom Mährischen Gewerbe-Museum veranstaltete Aus-
stellung von in Metall ausgeführten Zier - und Gebrauchs-
Gegenständen desHausrathes alter und neuer Zeit statt.
Durch dieselbe soll in übersichtlicher Weise gezeigt werden, wie in alter
und neuer Zeit das Metall die verschiedenste Verwendung für Nutz,
geräthe, sowie für Ziergegenstände im Hausrathe, sei es als mobiler
oder sester Hausrath gefunden hat, resx. noch findet. Die Ausstellung

wird also umfassen: j. Prunk-, Schau- und Ziergeräthe; 2. Tisch -
und Tafelgeräthe; 3. Trink- und Waschgeräthe; q. Möbel und deren
Bestandtheile; 5. Wandzier-und Wandgeräthe; 6. Heizgeräthe; 7. Be-
leuchtungsgeräthe; 8. Uhren; 9. Werkzeuge; \o. Diverses. Parallel
mit der Ausstellung sollen Vorträge abgehalten werden, welche sich
möglichst an die einzelnen Ausstellungsgruppen anschließen, dabei aber
auch die Metallgewerbe im Allgemeinen, wie deren Geschichte und
kunsttechnische Seite behandeln sollen.

Unsere kunstgewerblichen MusterblMer.

Tafel 19: Stuhlwerk aus der St. Michaelskirche in München.
Ende des ^.Jahrhunderts. Meister des Werkes ist Wendl Dietrich
von Augsburg. Die Bekrönung des Gesimses stammt aus dem Anfang
des Z8. Jahrhunderts. Ausführlicheres befindet sich in der vortreff-
lichen Monographie „Die Michaels-Hofkirche in München" von Leopold
Gmelin, kgl. Professor der Kunstgewerbeschule in München.

Tafel 20: Gothischer Plafond, aus der Festung Oberhaus
bei Paffau stammend, nunmehr im kgl. bayer. Nationalmuseum. Aus-
genommen und gezeichnet von H. Kirchmayr.

Tafel 2\: Bestattungs-Urne Weiland Seiner Majestät König
Ludwig II. von Bauern. Entworfen von Franz Brochier, aus-
geführt von Ld. Wollenweber jr., kgl. bayer. Hof-Silberarbeiter
in München. Die Urne aus vergoldetem Silber hat eine Höhe von
so Lentimeter. Beigefetzt ist selbe in der uralten niederbayerischen

Wallfahrtskirche zu Altötting, welche seit zwei Jahrhunderten das
Mausoleum für die Herzen der verstorbenen wittelsbachischen Kurfürsten
und Könige bildet.

Tafel 22: Füllungsornamente, entworfen und gezeichnet
von F. F. Mederer, München.

Tafel 23: Monstranz, ausgeführt von Andreas Norz,
Goldarbeiter und Juwelier in Innsbruck. Die Ausführung derselben
zeigt einen hohen Grad von Meisterschaft und bildet einen erfreulichen
Beweis, daß auch Innsbruck auf dem Gebiete der kunstgewerblichen
Bewegung nach vielen Richtungen hin große Fortschritte zu ver-
zeichnen hat

Tafel 24: Entwurf zu einem gemalten Fenster von Direktor
Franz von Seitz ff, München.

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Verantwortlicher Redakteur: J. von 8chmädel. — Verlag von G. Dirth in München und Leipzig. — Druck von Knorr liirtl? in München.
 
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