Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1886

DOI Heft:
Heft 5/6
DOI Artikel:
Fünf Fragen und Antworten über Proportionen und über den goldenen Schnitt
DOI Artikel:
Vereins-Chronik
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6901#0052

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
4- 44 -t-

X

/

Airchengrundrissen verhält sich die Breite des Rlittelschiffes
zu jener der Seitenschiffe wie 2:\.

Ts folgen in Tabelle Nr. II auch in vertikaler Linie
Aahlenverhältniffe aufeinander; diese sind so eingerichtet,
daß in allen Verhältnissen, welche vertikal unter einer
der obersten Reihe stehen, der Zähler und Nenner des
obersten Verhältnisses vervielfacht sind. Nlit welcher ganzen
Zahl Zähler und Nenner multiplizirt find, geben die
römischen Ziffern in der vordersten Vertikalreihe an. N)o
also z. B. in der vordersten Reihe III steht, sind Zähler
und Nenner des in der obersten Reihe stehenden Ver-
hältnisses mit 3 multiplizirt.

Diese doppelte Reihenfolge von Verhältnißzahlen in
horizontaler und vertikaler Linie soll einem doppelten
Zwecke dienen. Die horizontale Reihenfolge dient dazu,
daß man aus den Verhältnissen, welche dem goldenen
Schnitt angenähert sind, nach Bedürfniß ein mehr oder-
weniger akkurates auswählen, oder von einem weniger
genauen zu einem genaueren übergehen kann. Die ver-
tikale Reihenfolge aber gibt von jedem Verhältnisse der
obersten Reihe das Vielfache, vom Zweifachen bis zum
Zehnfachen, an, für solche Fälle, wo man ein Vielfaches
braucht.

Veoeinü-OhnoniK.

X. Am 2. März eröffnet den von den Goldschmieden und Juwelieren
veranstalteten Gildeabend der Vortrag des Professors Or. Karl Haus-
Hofer über die „Perlen und Korallen", jene Schätze des Meeres, die
nicht wie jene in finstre und unergründliche Tiefen versunkenen Kunst-
werke oder Reichthümer dem menschlichen Arme unerreichbar, sondern
in lichteren und relativ zugänglicheren Gebieten an den tropischen
Küsten zu suchen und dort noch in höchst ansehnlichen Mengen in
Korallengrotten und Perlenbänken vorhanden sind. Die Perle in den
ältesten Zeiten schon wegen ihres milden feierlichen Glanzes geschätzt,
war und ist noch ein unentbehrlicher Schmuck für Götterbilder, Könige
und schöne Frauen und erlangte in einzelnen Exemplaren unermeßliche
Schätzung; so verschenkte beispielsweise Läsar eine Perle, die auf eine
Million veranschlagt wurde. Die römischen Schriftsteller und die
Kirchenväter schildern den mit perlen getriebenen Luxus, der sogar
die Sandalen mit solchem Schmucke besetzte, in den lebhaftesten Farben.
Die Mode erhielt sich durch die ganze Renaissance, bis die Perlen unter
Ludwig XIV. hinter die bevorzugten Edelsteine zurücktreten mußten.
Während heute noch die Perle bei den (Orientalen und Russen die
alte Herrschaft behauptet, ist ein Geschenk, wie es der preußische
Kronprinz einst seiner Braut in einem auf eine halbe Million ge-
werthcten Perlenschmucke nach London sandte, im Vccideut heutzutage
zur Seltenheit geworden. Die perle selbst, die man für einen krank-
haften Auswuchs des sie bergenden Muschelthieres hält, ist für dieses
demnach doch nichts weiter als ein glänzendes Elend, während sie an
sich als eine Anhäufung von feinen zart irisirenden Kalkschichten
chemischen Einflüssen nur geringen Widerstand zu leisten vermag und
somit wie sämmtliche aus ihr bestehenden Schätze des Alterthums in
Nichts zerstäubt: ein lehrreiches Bild irdischer Herrlichkeit. Die Korallen,
Gebilde aus kohlensaurem Kalk von hochrother Färbung und politur-
fähig, gewähren ebenfalls ergiebige Ausbeute, die vorzüglich von den
Bewohnern der Südwestküste Italiens an den Gestaden von Tunis
und Algerien bis zu 30 und 30000 Kilo zu je \50 Franken im Werth
erhoben wird. — Nachdem der Redner noch einen flüchtigen Ueber-
blick auf die Verwendung dieser Kostbarkeiten im Gebiete der Gold-
schmiedekunst gehalten und deren prächtige Wirkung bei richtiger und
geschmackvoller Verwendung geschildert, für welche Ausführungen
die Versammlung die lebhafteste Anerkennung zollte, gab vr. Emil
Lange eine eingehende Würdigung und Erläuterung der kostbaren und
prächtigen Gebilde, welche die Abend-Ausstellung an alten und neuen
Werken der Goldschmiede-Kunst der bewundernden Betrachtung vor-
führen. Die Schmuck-Gegenstände lieferten: L. Leigh, I. Llchinger,
T. Blum, (D. Meese, Gebrüder Harrasser, Alois Müller, R.
Latze, Th. Heiden. E. Heymann, G. Merk; die Silber- und Gold-
arbeiten: Professor Fr. von Miller, T. Winterhalter, Ed.
Wollenweber, Th. Heiden, <£. Blum, Th. Lossow, G. Merk,
<£. B eymati 11, Professor Halbreiter, T. Hausmann, F. Stäble,
B. Gräser, E. Weißenfels, A. Branstetter, I. Grtmann
und A. Kronenbitter; Entwürfe zu Schmuck: Professor Gmclin;

galvanische Münzen: Gtto Aufleger und Prägstöcke die k. Münze.
Nachdem Architekt Ritter v on Schmädel auf die Urheber der neuen
Meisterwerke einen Toast ausgebracht, verlief unter gehaltvollen
musikalischen Vorträgen dieser genußreiche Abend.

Den am (S. März von der Schreinergilde veranstalteten Fach-
abend eröffnete der Vortrag des Herrn Architekten Josef Ritter von
Schmädel über „Geschichte der Drechslerkunst", die, als in die graueste
Vorzeit zurückreichend, jedenfalls aber schon in jener vorgeschichtlichen
Epoche, da der Mensch auf der Töpferscheibe Gefäße formte, eine
bedeutende kulturelle Rolle zu erledigen hatte. Die alten Geschichts-
schreiber wie die zahllosen dichtenden verherrlicher dieser Kunst greifen,
aber gewöhnlich noch viel weiter zurück und lassen Niemand geringeren
wie nur unseren Herrgott als den Erfinder und größten Meister gelten.
Stellte doch eine gewisse ansehnliche Gesellschaft den Schöpfer im
Gemälde an der Drehbank stehend und die Weltkugel formend
mit der Ueberschrist: Tornat et orual dar. Betritt man aber den
festen geschichtlichen Boden, so befinden sich Aegyxter und Juden
im Besitze dieser Kunst, Griechen schreiben ihre Erfindung dem
Dädalus zu und lange vor Phidias war sie in Holz- und Metall-
xlastik eingebürgert, von Artaxerxes, dem König der Perser, wird
erzählt, daß er mehr Zeit auf das Drechseln als auf die Regierungs-
geschäfte verwendete. Von den Römern, bei welchen diese Technik
schon im größten Umfange ausgeübt wurde, übernahmen sie die
Mönche, welche diese durch das Mittelalter hindurch retteten, bis sie
im \7. und ;8. Jahrhunderts ihren höchsten Aufschwung nehmen
und in den Familien Zick in Nürnberg und Teuber in Regensburg
ihre bedeutendsten Meister entstehen sehen sollte. Die Genannten,
welche geradezu das Drechseln bis zu einer phänomenalen Geschick-
lichkeit und unbegreiflichen Subtilität der Behandlung ausbildeten,
erfreuten sich eines Weltrufes und einer schrankenlosen Bewunderung, die
ihnen von allen Zeitgenossen, namentlich von den höheren Gesellschafts-
kreisen, wo das Drechseln als vornehmster Sport getrieben, entgegen-
gebracht wurde und deren erster Liebhaber Kaiser Leopold I. Höchst-
selbsten gewesen. Der Vortragende ging dann noch auf die praktische
Anwendung und die Eigenart der Technik ein und gedachte der Ver-
dienste des Vereinsmitgliedes Meister End res, die es möglich gemacht,
den alten Meisterwerken ebenbürtige neue Leistungen entgegenzustellen.
Nachdem der Redner seinen vom Auditorium mit lebhaftestem Danke
entgegengenommenen Vortrag beendet, setzte Profesior Schedel mit
Hilfe einiger Modelle die Prinzipien des Drehens auseinander und
obengenannter Meister zeigte an der Drehbank selbst ihre praktische
Anwendung Die Prachtausstellung des Abends bereicherten an alten
Werken die Herren Architekt Hasselmann, Bildhauer Glatz,
die Antiquare I. Bochler und Zatelli und die Maler Kuppel-
maycr und Harburger; die Leistungen der Neuzeit vertraten
A. Pössenbacher, S. Schneller, w. Till, I. Endres,
Radsxieler 6c Lomp., G. Richter, I. Wächter, M.
Riedmayer, A. pütterich, I. Hesser, I. Drechsler,

X
 
Annotationen