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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1886

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Heft 5/6
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Vereins-Chronik
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Der zweite Delegirtentag des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine
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https://doi.org/10.11588/diglit.6901#0054

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in kurzen, bedeutungsvollen Zügen entwickelnd, ein Bild von stetig-
glücklichem Fortschreiten der ruhmvollen Entfaltung, die sich Beachtung
und Bewunderung weit über die Grenzen des deutschen Vaterlandes
hinaus erworben. Schließlich die aufstrebenden, jungen, hier ihre erste
Aufmunterung empfangenden Talente ausfordernd, ihren Meistern
für das ihnen übermittelte Kapital von Können steten, innigen Dank
zu bewahren und auf dem festen Grunde des Kunstgewerbes solide an
ihrer ferneren Ausbildung weiter zu bauen, brachte der Redner dem
erhabenen Protektor, Sr. Maj. demKönige, eine feierliche Gvation,
in welche das Auditorium mit Begeisterung einstimmte.

Weiterhin wurde die Versammlung durch einen Zyklus von
Liedern überrascht, welche der Redakteur der Vereinszeitschrift, Architekt
Josef Ritter v. Schmädel speziell zu diesem Abende den Gilden
gewidmet, und welche im Lhor gesungen, jubelnden Beifall fanden
und dem Dichter enthusiastische Anerkennung errangen. Unterdeß die
Lehrlinge an festlich gedeckter Tafel ausgespeist wurden, verrann unter
einer Reihe ernster und heiterer Reden und Toaste, unter denen sich
besonders der auf die Frauen und ferner der auf die Eltern der nun
so ausgezeichneten jungen Leute, der poffnung des Vereins, der günstig-
sten Aufnahme erfreuten, das prächtige Fest in anregendster Stimmung,
dessen schöne, leider zu rasch dahinschwindende Stunden allen Theil-
nehmern ein schönes und bleibendes Andenken hinterlaffen haben.

Die Wochenversammlung vom 6. April, in welcher eine Reihe
geschäftlicher Mittheilungen zur Kenntniß der Mitglieder zu bringen
war, füllte der Vorstand, Direktor E. Lange, zunächst mit einer
längeren Erörterung über die Berliner Inbiläums-Ausstellung aus,
auf welcher der Sachlage nach die Betheiligung des Vereins eine zwar
nur äußerst beschränkte sein könne, wofür aber, da diesmal mehr der
künstlerische Lharakter der Werke in Betracht genommen sei, auch die
Vertretung zu einer möglichst gewählten und würdigen sich gestalten
müsse und werde. Line weitere große Aufgabe liege dem Verein in
der Betheiligung an der bevorstehenden Eentenarfeier für König
Ludwig I. ob und ergebe sich für ihn die Ehrenpflicht, durch energisches
Mitwirken an den herzustellenden Arbeiten dem großen Kunstmäcen
sein Dankgefühl zu vollem Ausdruck zu bringen. Der in Dresden
nächstens stattfindende Delegirtenkongreß bot ferner Veranlassung, den
Standpunkt zu erörtern, welchen der Verein dort einzunehmen und zu
vertreten habe. Nachdem noch einige interne Angelegenheiten zur
Sprache gebracht, knüpfte der Vortragende daran noch die Einladung
zu der am künftigen Dienstag den ;(3. April zu begehenden Schlüße
feier der diesjährigen Wochenversammlungen. Schließlich erläuterte
der Redner noch die Ausstellung des Abends, die zunächst die Ver-
sammlung mit den Publikationen des vom Berliner Kunstge-
werbevereiue dem deutschen Kronprinzen gewidmeten Spielschrankes
bekannt machte, einem Prachtstücke von ganz außergewöhnlicher Schönheit

der Erfindung, wie Eleganz und Gediegenheit der Durchführung.
Sodann lagen mehrere Proben des neuen Photographie-Druckverfahrens
von Dr. Albert nach Meisterwerken der hiesigen Schackgallerie vor,
welche in vollendeter Wiedergabe der Ton- und Lichtwirkungen alle
bis jetzt zu Tage getretenen Leistungen hinter sich lassend, den pöhe-
xunkt der Druckreproduktion bezeichnen. Schließlich hatte Meister
peinrichSeitz eine Kollektion von mit Emaildekoration ausgestatteten
Prunkgeschirren in getriebenem Kupfer zur Anschauung gebracht, welche
hier zum erstenmal an die Desfentlichkeit tretende Technik in ihrer
geschmackvollen und künstlerischen Durchführung sich die einstimmige
Bewunderung der Betrachter erwarb.

Die letzte Wochenversammlung vom J3. April brachte den überaus
zahlreich anwesenden Mitgliedern und Gästen des Vereines einen ebenso
anregenden, an edlen und heiteren Kunstgenüssen reichen, einzig der
geselligen Freude gewidmeten Abend. Die einleitenden Worte des
Vorstandes, Direktor E. Lange, welche einen Ueberblick über die
Thätigkeit des Vereines während des letzten palbjahres gewährten,
was innerhalb desselben an Belehrung, Anregung, gegenseitiger An-
näherung und Unterstützung dieselbe den Mitgliedern geboten und
wie diese so erfolgreichen Zusammenkünfte nun dem kommenden
Frühling, der die Menschen in seine neuerblühende Schönheit hinaus-
lockte, Platz machen und ihr Ende erreichen müßten, eröffneten eine
Reihe ausgezeichneter musikalischer und deklamatorischer Vorträge,
unter denen zunächst die meisterhaften Ausführungen des Gesangvereins
„Die Bären", der schon in früheren Jahren die Vereinsabende ver-
schönte, mit Anerkennung zu nennen sind. Diesen schlossen sich sodann
die Vorträge eines unter Leitung des perrn Grub er gebildeten
(Puartetts an, welche Kompositionen Beethoven's und Weber's,
sowie einige höchst interessante Werke der altitalienischen Schule zu
Gehör brachten und das lebhafteste Interesse wie Bewunderung her-
vorriefen. Hierauf folgten in bunter Mischung unter gütiger Mit-
wirkung der Herren Dreher, Eonräder sowie einiger Freunde des
Vereines weitere Piecen, worin die komische Muse ihren vollen Humor
und Laune entfaltete und stürmische Heiterkeit erregte. Als nun
in allzu raschem Fluge die Mitternachtstunde herangekommen, brachte
der Vorstand im Namen des Vereines den Männern, welche den
Abend durch ihre opferwilligen, werthvollen Leistungen verherrlicht,
den gebührend innigen Dank aus und gab der Hoffnung Ausdruck,
bei Beginn des künftigen Eyclus der Wochenversammlungen die
Mitglieder und werthen Gäste hier wieder begrüßen zu dürfen. Nach-
dem Professor Or. Sexx die Gefühle der Anwesenden in einem poch
auf den verdienstvollen Vorstand Vr. Lange zusammengefaßt, brachte
dieser ein weiteres auf das Gedeihen und die glückliche Fortentwicklung
des Vereines aus. Damit waren die diesjährigen Winterversammlungen
des Vereines würdig abgeschlossen.

ZK Weite ZelegirteMg des LeBandes dK deutDN KullstgewerSevereinc.

welcher am ;8. und td. April d. Is. zu Dresden in der Bibliothek
der kgl. Kunstgewerbeschule abgehalten wurde, nahm einen für
die Entwicklung der großen Sache, welche die deutschen Kunst-
gewerbevereine in allen Gauen unseres Vaterlandes auf's Engste
verbindet, höchst fördernden und somit ihr gedeihlichen Verlauf;
es wurde auch den von auswärts gekommenen Theilnehmern all-
seitigst die ehrenvollste, liebenswürdigste Aufnahme und Gastfreund-
schaft erwiesen, wofür hiermit auch der Münchner verein seinen
wärmsten und herzlichsten Dank abzustatten sich gedrungen fühlt, und
an dieser Stelle öffentlich Ausdruck zu geben freudigst Gelegenheit nimmt.
Von Sr. Maj. dem Könige waren für Sonntag den ^8. Freikarten
für das Neustädtische Theater huldvollst zur Verfügung gestellt. Das
am gleichen Tage veranstaltete Festmahl verlief unter lebhafter Theil-
nahme hervorragender Freunde und Gönner unserer Bestrebungen in
gelungenster Weise und am \y. fand bei dem Vorsitzenden, Hofrath

Prof. Gr aff, ein Abschiedsessen statt, zu welchem die sämmtlichen
Theilnehmer des Abgeordnetentages geladen waren. Die umfangreiche
und durchaus gelungene Ausstellung von Arbeiten der Schüler der
Dresdener Kunstgewerbeschule erfreute sich der ungetheiltesten Anerken-
nung. Mehrere der bedeutendsten Zeitungen und Fachschriften hatten
besondere Berichterstatter entsendet. Man gewann aus Alldem auf's
Entschiedenste den Eindruck, daß bei allen Vereinen, sowie in der
Veffentlichkeit die Thcilnahme an den Aufgaben des Verbandes sich
merklichst und erfreulichst gehoben und das Gefühl der Gemeinsamkeit
auf's Lebhafteste sich geltend gemacht. Die durch die Tagesordnung
gegebenen Berathungen beschäftigten sich am l«- zunächst mit der
„Aufstellung des Bureau's", in welches durch allgemeine Zustimmung
die Herren Hofrath Prof. Graff-Dresden als erster, Prof. Direktor
Lauge-München als zweiter Vorsitzender, Bauinsxektor Necker-
Hamburg als erster und Architekt Walle-Berlin als zweiter Schrift-

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