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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1886

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Heft 5/6
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Die Generalversammlung des Bayerischen Kunstgewerbevereins
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Vom Büchertisch
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Unsere kunstgewerblichen Musterblätter
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https://doi.org/10.11588/diglit.6901#0056

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4- H8 -h-

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mit besonderer Anerkennung und Genugthuung des ausnahmslosen
Besuches der durchreisenden Fürsten und höchststehenden Persönlich-
keiten Erwähnung gethan werden. Wiederum hat Sc. Mas. der
König dem Verein erneute Beweise allerhöchst seines Wohlwollens ge-
geben und namhaste Ankäufe nach höchst eigener Wahl angeordnet.
Ls wurden mit verkauf von 8,727 Gbjekten eine Einnahme von
121,867 Mark erzielt, wodurch der Vereinskasse eine Provision von
11,688 Mark zufioß. 28,1,00 Mark wurden allein im Monat De-
zember vereinnahmt. Hinsichtlich der ausgestellten Gegenstände ist
München mit 77, das übrige Bayern mit 7, mit 16 Prozent Deutsch-
land vertreten; verkauft wurden im werthe bis zu jo Mark 100
Stück, 200—300 Mark 26 Stück, 300—400 Mark 15 Stück, 400—7 00
Mark 8 Stück und 1 Stück im Merthe von 2000 Mark. Daß gegen
das Vorjahr ein geringeres Geschäft sich ergeben, läßt sich durch den
ebenfalls geringeren Fremdenverkehr völlig erklären. Demgemäß hat
die Vereinsleitung die Ueberzeugung gewonnen, daß mit der Durch-
führung und Erreichung neuer Absatzwege für die Erzeugnisse unseres
einheimischen Kunstgewerbes baldigst vorzugehen sei und hat demgemäß
probeweise sir gros-Geschäfte nach Auswärts eingeleitet und schon
darf mit Befriedigung ausgesprochen werden, wie die hiermit erzielten
Resultate schon so günstig seien, daß der Angelegenheit dieses ange-
bahnten Exportes noch erhöhtere Aufmerksamkeit zuzuwenden dringend

geboten sei. Line Kardinalfrage für München ist unstreitig der
Fremdenverkehr; für dieses Jahr könnte eine Steigerung desselben in
Voraussicht verschiedener festlicher Anlässe als auch auf Grund der
Augsburger Ausstellung zu erwarten sein. Anläßlich eigener Wahr-
nehmung und in Folge schriftlicher Meinungserklärung von so Mit-
gliedern hat die Vereinsleitung die Frage einer Vergrößerung der
Ausstellungshalle aufgenommen und vielfach erörtert, mußte aber
hierbei der derzeitigen Lösung derselben insofern schon große Schwierig-
keit sich entgegenstelleu sehen, als der verein nicht Besitzer, sondern
nur Miether des Kunstgewerbehauses sei. Das sich ergebende Resultat
der hierüber gepflogenen ferneren Berathungen wird s. A. einer
außerordentlichen Generalversammlung vorgelegt und zu weiterer
Ventilirung unterbreitet werden. Auf gleiche Weise wird die Art der
Betheiligung an der Eentenarfeier für König Ludwig I. Beschluß
zu erheben sein. Der Ertrag der Gesammteinnahmen des Vereines be-
läuft sich auf 77,313 Mark 93 Pf., die Gesammtausgaben auf
74,442 Mark 42 Pf.; somit ergibt sich ein Aktivrest von 2,871 Mark
51 Pf. Das vereinsvermögen hat einen Werth von 21s,615 Mark
erreicht. Die Generalversammlung, welche dem Kassenberichte äocliarge
ertheilt und das neue Budget für 1886 mit 75,000 Mark Einnahme
und Ausgabe genehmigte, sprach der Vereinsleitung und ihrem Vor-
stände Direktor Lange ihren Dank und vollste Anerkennung aus.

Vom DücheEsch.

Gedanken über die Nachahmung der Griechischen
w erke rc. von I. I. Winkel mann, Heilbronn. Gebr. Henninger.
1885. Den Werth dieses grundsteinlegenden, aus nur wenigen Seiten
bestehenden Büchleins hat sich ein volles Jahrhundert bewährt und auch
in unseren Tagen wird sich die Weisheit dieser tiefen Erkenntnisse
des Wesens alter Kunst für den solchen Anschauungen Zugänglichen
als fruchtbringend im höchsten Sinne erweisen, vecies repitita placebit!

Anleitung zum Studium der dekorativen Künste von
Häuselmann. Zürich und Leipzig. Grell Füßli & Lomx. 1885.

Das Heftchen will Kunstfreunden, Handwerkern, Gewerbetreibenden,
Zeichenlehrern und Schülern höherer Unterrichtsanstalten, denen das
Studium umfassender Werke über diese Materie eine Unmöglichkeit ist,
in Kürze und populärer Sprache das verftändniß der Kunst gewähren,
ihr Wesen und die Bedingung ihres in die Erscheinung Tretens dar-
legen. Zu diesem Zwecke hat der Verfasser das Material aus den
mustergilrigsten Werken hier geschickt und sicher zu verwenden verstanden,
so daß der Laie hier über alle Stilarten und deren Verwendung hin-
längliche Aufklärung erhält und auch dem Künstler eine Menge An-
regungen in die Hand gegeben werden.

kunstgewerblichen MusterblMen.

Tafel 13: Sogenannte „Schweizer Majoliken", entworfen
und gezeichnet von Professor L. Gmelin (München); ausgeführt
von I. Wanzen ried in Thun (Kanton Bern).

Die Gefäße werden alle frei gedreht und wenn sie halb ge-
trocknet, zuerst mit schwarzbraunem, dann (an den hell grundirten
Flächen) mit dem hellen Aufguß versehen, in welchen mit Hilfe eines
spitzen Stiftes die Umrisse eingekratzt werden, so daß der untere dunkle
Aufguß den Umrissen — genau wie beim Sgraffito — ihre Farbe gibt
Hierauf werden die Blätter, Blumen rc. mit Farben ausgefüllt, deren
pastoser Auftrag durch die stark glänzende Glasur ein lebhaftes Spiel
von Lichtern hervorruft. Erst nachdem die Glasur aufgebracht, wird
das Ganze vollständig getrocknet und gebrannt.

Tafel 14: Handtuchhalter, modellirt und in Holz ausge-
führt von L. Ludwig Sand in München.

Derselbe wurde von der kgl. bayer. Akademie der bildenden
Künste mit der silbernen Medaille xrämiirt und befindet sich im Be-
sitze des Herrn Or. Schubert in Dresden. Die Fassung der Haube,
des Hemdes und der Aermel ist weiß. Das Leibchen zeigt dunkel-
rothen Brokatstoss, dessen Grnamente in Gold gefaßt sind. Kragen
und Unterkleid haben Silberfassung und rosa Lasur. Das Vberkleid
ist mit lasirtem Grüngold überzogen. Die Fassung wurde von Max
Roßmann, Kunstmaler, (München) hergestellt. Das originell und
graziös modellirte Figürchen in seiner geschmackvoll wirkenden poly-
chromischen Ausstattung zeigt schlagend, welch' weites Feld der

Thätigkeit dem intelligenten Künstler auf dem Gebiete des Kunst-
Handwerkes offen steht, indem der einfachste Gegenstand Motiv zu
dankbarster Gestaltung wird.

Tafel 15: Rococo-Gfen, vorder- und Seitenansicht, entworfen
von Professor W a nderer, modellirt von Professor Schwabe (beide
in Nürnberg); ausgeführt von I. F. P. Hausleiter, München-
Nürnberg. Die Farben sind Mattblau und Elsenbeinweiß mit reicher
Vergoldung.

Tafel 16: Wandbrunnen, entworfen von Franz Brochier,
modellirt von Hans v 0 rd e r ma yer (beide in München); in Kupfer
getrieben von Hygin Kiehnc, Kupferschmied in Holzkirchen.

Tafel 17 & 18: Buffet, entworfen und ausgeführt von
Jos. Steinmetz jr., Dekorateur und kgl. bayer. Hof-Meubelfabrikant,
in München.

Der Besteller dieses Prachtmeubels Herr A u g. Wassermann,
Rentier in Paris, hatte für Ausführung desselben eine Konkurrenz-
bewerbung zwischen der Firma Steinmetz und einer hervorragenden
Pariser Firma eintreten lassen, aus welcher die Münchener Firma
siegreich hervorging. Lin erfreuliches Zeichen für den Aufschwung
unseres heimischen Kunstgewerbes. Ausgeführt ist das Buffet in
italienischem Nußholz. Im ornamentalen wie im figürlichen Theil
ist die Kunst und das Kunstgewerbe symbolisirt. Der plastische
Schmuck ist durchgehends aus massivem Holze gearbeitet.

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Verantwortlicher Redakteur: J. von Zchmädel. — Verlag von ©. Birth in München und Leipzig. — Druck von Knorr 4 Birth in München.
 
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