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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1886

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Heft 9/10
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Regnet, Carl Albert: Die Münchener Malerei von der ältesten Zeit bis Cornelius: Kunstgeschichtliche Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.6901#0073

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Aunstgeschichtliche Skizze von Carl Albert NegNet (f).

ährend wir in München vereinzelte Spuren
romanischer Architektur Nachweisen können,
finden wir Merke der Elastik und der Malerei
daselbst nicht mehr. And doch haben sich
hinter den Seitenaltären der kleinen Airche zu Feldmoching,
"ur eine Stunde von München, Wandgemälde aus dieser
-iiunstperiode erhalten. Mas sich in der Landeshauptstadt
selber an solchen befunden haben nrochte, ist uns rettungslos
verloren gegangen.

Die ältesten Merke der Malerei, die in München bis
auf unsere Zeit gekommen, sind Glasgemälde aus dem
^ben Christi und Mariä in Mcdaillonform. Sie tragen
^ie Jahreszahl (ostä und befinden sich in den Fenstern der
^kord-5eite der Frauenkirche. Mie der Meister hieß, der
sie ausgeführt, wissen wir nicht. Arbeiten des Malers
Holzer, dessen Mittwe nach (4((9 urkundlich genannt wird,
Und des Meisters Martin scheinen sich nicht erhalten zu
haben.

Um diese Zeit war die Malerei schon nicht mehr auf
hie Alöster beschränkt, sondern ins Bürgerthum herausgetreten
^ud ein zünftiges Gewerbe geworden. Zn München speziell
^aren die Maler, Schnitzer, Glaser und Seidensticker der
^ukasbruderschaft einverleibt und wer in die Malerzunft
Antreten wollte, mußte vor Allem Bürgerrecht haben und
sich eines ungetrübten Leumunds erfreuen. Reiner, heißt
es in den Satzungen, solle als Meister angehen, er mache
h^nn zuvor sein Meisterstück nach des chandwerks Meißen
"auf maln, auf Snign, auf Schiltwerk und auf Glaswerch,"
"auf welches er fein Meisterstück macht mit seiner pand,
has soll er wohl treiben und Gesellen darauf halten." „Gin
Maler soll machen ein Mariabild, daß die Feldung planirt
s^i von feinem Gold und darin punzirt. Gin Schnitzer soll
c|n Mariabild schneiden und ein Glaser (Glasmaler) auch
Ear Mariabild von gefärbtem Glas machen, und das soll
l^dex bringen vor den Rath und die Führer des Handwerks
sailen auch mit vor den Rath kommen und da erkennen
^ßen, ob er Meister sein möge oder nicht."

Märe es auf Grund der wenigen Spuren damaliger
Ostungen in der Malerei erlaubt, ein Urtheil darüber zu



fällen oder gar von einer eigentlichen Münchener Schule
zu sprechen, so müßten wir als deren charakteristische Merk-
male eine gewisse Idealität und würde der Auffassung und
Charakteristik, ein entschiedenes Festhalten an der über-
lieferten Uirchenspmbolik, große Strenge, wenn nicht Härte
der Zeichnung und kräftiges Uolorit bezeichnen. Das Streben
nach Zndividualisirung hielt sich bei den Hauptpersonen zu-
meist noch in den Grenzen des ästhetisch Schönen, artete aber
in den Nebenfiguren nicht selten bis zur Verzerrung aus.
Uebrigens erscheinen sämmtliche Gestalten iin Kostüme der
Zeit des Künstlers, was erkennen läßt, daß mit dem volleren
Grwachen des nationalen Bewußtseins die vordem traditio-
nelle antike und idealere Behandlung des Kostüms allmälig
schwand, um einer individuelleren und zeitgemäßeren Platz
zu machen.

Außer den bereits genannten Malern finden wir noch
die Namen vieler anderer urkundlich aufgeführt:

Ginen der ersten Plätze unter ihnen nimmt Gabriel
Angler ein. Demselben ward (4(34( der Auftrag ertheilt,
für die alte Frauenkirche, die später wegen des Baues der
heutigen abgebrochen wurde, den Hochaltar herzustellen,
wofür er 2275 Gulden, eine für die damaligen Verhältnisse
sehr namhafte Summe erhielt. Daß er die nöthigen Farben
in München nicht bekommen konnte, sondern aus Venedig
bezog, kann wohl nicht befremden. Sein Merk wurde nach
Vollendung der neuen Frauenkirche in diese übertragen, aber
s60st mit allen anderen herausgerissen und zertrümmert.
Seitdem ist jegliche Spur von demselben verschwunden.
Um dieselbe Zeit mit Angler arbeiteten auch der Glas-
maler Hans Gleismüller, der für den Herzog Albrecht III.
thätig war und für die Benediktkirche im nahen Freising
Glasgemälde ausführte ((4(4(7), die ihm 30 Pfund Pfennige
Honorar eintrugen, und Konrad Sachs (gsst. (4(50).

Gin er etwas späteren Periode gehören und zwar
wieder als Zeitgenossen Gabriel Mächselkirchner, Ulrich
Fütterer, Hans Olmdorfer und Ggydius Trauten-
wolf an.

Gabriel Mächselkirchner arbeitete um (4(70 viel
für den genannten Herzog Albrecht und führte in den

Uunstgewerbe-vereins München.

$886. Heft 9 & ;0 (8g. 1).
 
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