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Zeitschrift des Kunst-Gewerbe-Vereins zu München — 1886

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Heft 3/4
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https://doi.org/10.11588/diglit.6901#0039

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istrianischer Provenienz, 23 alte Gläser, darunter Nürnberger
Arbeiten (auch Schaper) und altdeutsche Wappengläser, 2* Stücf
chinesischer, Alt-Wiener und Meissener Porzellane.

2) In derGrupxederMetallarbeiten finden wir bei 70, freilich
nur kleine Objekte aus Edelmetall, *8 Bronze- und Messing-
gegenstände, worunter eine besonders schöne antike Venusstatue
(Fragment) aus Aquileja; an Zinngegenständen enthält die
Sammlung jo Stück, worunter wir eine große Zunftkanne
der Leitmeritzer Fischerzunft besonders hervorheben wollen.

3) Die Gruppe der Lifenobjekte führt uns an <S0 Stück
kleinere Schmiedearbeiten, eine Collection von Eßbestecken und
bei *oo Waffen vor.

*0 An Holzarbeiter: weist die Sammlung *o Stück Möbel und
Aästchen, von denen wir besonders 2 Aufsatzschränke, weiters
2 Aästchen mit Speckstein-Decoration, gravirtem Meffingplatten-
Decor nennen, sodann finden wir \o gothische Sculxturen,
Schnitzwerke und Schnitzwerkfragmente.

3) In der Gruppe der Llfenbeinarbeiten, \2 Stück,
sehen wir mittelalterliche Diptychen französischen Ursprungs
und 3 vollständige Schachspiele.

6) Die Gruppe der Textilien zählt 9 Lederarbeiten (bedruckte
und ungepreßte Tapeten), so Stickereien, 40 Stoffmuster aller
Art, bei 20 Spitzenmuster, 2 Meßgewänder rc., 6 Teppiche,
worunter * Gobelin und * gestickter Teppich, letzterer aus Hildes-
heim stammend, der in knnstgeschichtlicher Beziehung und wegen
seiner Seltenheit einen besonders großen Werth repräsentirt.

Weiters sehen wir in der Ausstellung an 20 Urkunden,
worunter eine von Aarl IV. und Aarl V., 20 Urkundensiegel und
Petschaften, eine größere Zahl alter Drucke, Einbände, Buchdeckel,
endlich risch einige alte Gemälde, 2 Gebetbücher mit Miniaturen
(burgundisch-französisch), mehrere lose Blätter und Miniaturen rc. rc.

(Wafsenausstellung des Mähr. Gewerbemuseums.)
^>e mit so großem Erfolge vom Mähr. Gewerbemuseum in Brünn
öurchgesührte Ausstellung von Wehr und Waffen, deren Eröffnung
programmgemäß *5. September *885 stattfand, wurde am 27. v. M.
öeschlosseri. Die Ausstellung hatte sich eines überaus lebhaften Zu-
spruches zu erfreuen, indem selbe von 24.537 Personen besucht ward;
^urch die Ausstellung wurde aber auch gezeigt und bewiesen, wie reich

Land Mähren noch an Aunstschätzen und Aunstwerken ist, indem
selbe eine Fülle von ganz auserlesenen, ja wahren Aabinetstücken an
Waffen und ganze Gruppen von Glanzstücken aus mähr, adeligem
besitz dem Publikum und der kunstgewerblichen Welt vorführte. Wie
wir hören, bereitet die Direction des Museums die Herausgabe einer
asif obige Ausstellung Bezug habenden Publication vor, zu welcher
für den sachwissenschaftlichen Theil eine Autorität ersten Ranges, der
Eustos der k. k. Hofwaffensammlung in Wien, Herr Wendelin
^oeheim, gewonnen wurde.

(Publikation des Mähr. Gew er b en, u s e ums.) Seitens
der Direktion des Mähr. Gewerbemuseums ist die Herausgabe
eines Werkes unter dem Titel: „Aunstgewerbliches aus der
vom Mähr. Gewerbemuseum im Jahre *885 veranstalteten Ausstel-
lung von Waffen, Ariegs- und Iagdgeräth" in Vor-
bereitung. — Herausgegeben vom Mähr. Gewerbemuseum unter dem
Direktor, Architekt und Professor August Prokop, sind die beigegebenen
Tafeln kunstwissenschaftlich erläutert von Herrn Wendelin Boeheim,
Eustos der k. k. Hofwaffensammlung in Wien. Selbes erscheint im
Selbstverläge des Museums Ende Februar l. I. in sehr beschränkter
Austage, die einzelnen Exemplare registrirt, und wird in 27 Licht-
drucktafeln die hervorragendsten Objekte aus der Ausstellung von
Wehr und Waffen bringen und ist durch die Direktion des Museums
zum Preise von *5 fl. für Oesterreich, 30 Mark für Deutschland,
45 Francs für das übrige Ausland zu beziehen. —

Lincrusta-Walton. Seit einigen Jahren wird von England
aus ein Produkt in den Handel gebracht, welches Frederik Walton,
dem Erfinder des Linoleum, feine Entstehung verdankt. Walton nannte
dies Fabrikat „Lincrusta", weil sich dasselbe ganz vortrefflich zur Her-
stellung reliefartiger Flächen eignet, und vermöge seiner Elastizität,
Festigkeit, Widerstandsfähigkeit und Unveränderlichkeit den Temperatur-
einflüssen gegenüber zu den nrannigfaltigsten Zwecken verwandt werden
kann. Die Lincrusta-Walton eignet sich in erster Linie als Ersatz für
Tapete, ferner zu Pannelen und als Dekoration für Vorplätze, Treppen-
häuser, öffentliche Lokale, von Restaurationen und Verkaufsläden, zur
Belegung von Thürfüllungen für kunstgewerbliche Zwecke und zur
Verwendung in Arankenhäusern. Mit Lincrusta-Walton bekleidete
Wandflächen können mit Seiscnwasser, ja selbst mit Anwendung einer
leichten Säureläsung gereinigt und somit wieder wie neu hergestellt
werden. Die Farbe der Lincrusta-Walton wird in vier verschiedenen
Nuancen hergestellt, und zwar in Ledergelb gebrochenem Grün, Tief-
blau und Roth. Diese Grundfarben lassen eine mehr oder weniger
reiche Dekoration, ja selbst kunstvolle Malerei zu, da die Lincrusta-
Walton nicht allein reliefartig, sondern auch mit einer fein gekörnten
oder gerippten Oberfläche hergestellt zu werden vermag. Ein weiterre
vortheil der Lincrusta ist die Wetterbeständigkeit und die Undurchdring-
lichkeit gegen Feuchtigkeit, sowie daß dieselbe auch auf frischen Mauer'
werken ohne nachtheilige Wirkung befestigt werden kann. Das An-
bringen dieses Fabrikates bietet keinerlei Schwierigkeiten, denn dasselbe
wird vermittelst gewöhnlichen Tapezierkleisters, welchem * Theil Lcinr
hinzugefügt wird, bewirkt. Ebenso kann dieser Stoff, ohne daß er
Schaden litte, wieder abgenominen und anderweitig verwendet werden.
Die Verbreitung und Verwendung dieser neuen Erfindung ist seit der
Weltausstellung zu Anisterdanr eine stetig wachsende gewesen, besonders
in England und Frankreich. Auch in Deutschland, und zwar unweit
der Residenzstadt Hannover, besteht ein Etablissement zur Fabrikation
der Lincrusta, wodurch der hohe Eingangszoll beseitigt ist.


Vom Viichenkisch.

La Renaissance en Italic et en France ä l’epoque
Charles VIII, ouvrage publie sous la direction et
avec le concours de M. Paul d’Albert de Luynes et de
Chevreuse, duc de Chaulnes, par Eugene Müntz et illustre
300 gravures dans le texte et de 38 planches tirees
a part. Paris, librairie de Pirmin — Didot et Cie. 1S85.

Es war bekanntlich Aarl VIII., der einzige Sohn und der Nach-
folger des verschlagenen Aönigs Ludwig XI. von Frankreich, der als
§rbe der Ansprüche des Hauses Anjou im Jahre *494 den Ariegs-
iug nach Neapel unternahm und damit die Eroberungspolitik der
französischen Herrscher gegen ihre Nachbarvölker, insbesondere gegen
Italien, Deutschland und die Niederlande einleitete, die fortan die
unverrückte, nur zeitweise durch innere Aämxfe unterbrochene Bestreb-
ung der Träger der Arone Aarl des Aahlen bildete.

In wenig strahlendein Lichte erscheint das Ringen nach einer
über den nationalen Boden hinausgreifenden Machtentfaltung, wenn
bie Resultate dieser nahezu vierhundertjährigeu Eroberungspolitik, wie
bieselbe in der nunmehrigen Gestaltung der politischen Machtverhält-
n,fle Frankreichs hervortreten, in vergleich gezogen werden mit den
"Jenen Opfern des Volkes und den Zerstörungen, welche die chronisch ge-

wordenen Ansbrüche französischer Ruhmsucht und Herrschgier für die bis-
her der Stärke der Einheit entbehrenden Nachbarländer zur Folge hatten.

Nicht aus einzelnen glänzenden oder trüben Episoden, sondern arrs
dem Gesammtgeschicke eines Volkes läßt nemlich die Weltgeschichte ihr
Recht und Unrecht vergeltendes Urtheil vernehmen! Schon das Unter-
nehmen Aarls VIII. gegen Neapel zeigte sich in den politischen Re-
sultaten als ein erfolgloses.

Nach kurzem, auf berauschenden Siegeszug gefolgten Besitze des
Aönigreiches hatten die von ihrem jugendlichen, ebenso leichtfertigen
als hochstehenden Aönige, geführten Franzosen, wie überall, wo dieselben
auch später, sei es als angebliche Befreier oder als ausgesprochene
Unterdrücker, aufgetreten sind, durch Uebermuth, Zuchtlosigkeit und
unersättliche Begehrlichkeit den gründlichen Haß des durch die Herr-
schaft des Hauses Aragonien gewiß nicht verwöhnten Volkes erregt,
und da auch Aaiser Maximilian, sowie die Republik Venedig mit
Ferdinand dem Aatholischen zur Wiedervertreibung derselben sich
verbanden, so mußte Aarl schon im Herbste des Jahres *495 das leicht
erworbene Gebiet verlassen und es gelang demselben mit Mühe unter Ver-
lust des ganzen Gepäcks, darunter zum Glück Italiens den größten Theil
der allenthalben zusammengerafften Aunstschätze, seine Heimat zu erreichen.

von tiefeingreifender und nachhaltiger Wirkung zeigte sich da-
 
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