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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

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Lory, Karl: Die Bayerische Gewerbeschau Münschen 1912, [5]: edle Metalle und Steine
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https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0014

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Die Bayerische Gewerbeschau München \y\2.

4. Broschen und Anhänger; von Karl Weishaupt.

Silber mit Amethyst. zum Teil vergoldet, mit Türkis matrix. Silber mit Mosachai.

Silber mit Opal und Gold mit Opalen, perlen und

perlen. grünem Turmalin.

der weit über den Wert des Rohmaterials hinaus
bezahlt wird.

Daneben wirkt aber natürlich vor allem die
Geschmackskultur erfreulich, die in dem Verzicht
auf alles Gleißende, Allzu-Glänzende,
protzig-bferausfordernde liegt. In dieser
Beziehung machten die Darbietungen der Gewerbe-
fchau einen sehr harmonischen Eindruck; in diesem
Verzicht liegt zugleich auch der im besten Sinne moderne
Zug, der durch alle einschlägigen Arbeiten ging.
Es mögen vielerlei psychische Unterströmungen Mit-
wirken, wenn wir das Gleißende und protzige heute
als unmodern empfinden; vielleicht nicht nur die
unleugbare Gesundung des Farbensinns unter dem
Einfluß des neuen Kunstschaffens überhaupt sondern
gewiß auch die seelische Differenziertheit des Menschen
von heute, der verlaufende Farben und aparte
Mischungen einer ausgesprochenen, betonten Einfar-
bigkeit vorzieht. (Vgl. die Keramik). Ja, es mag
vielleicht ein gewisses soziales Unterbewußtsein Mit-
wirken, und immerhin ist es mit Freuden zu begrüßen,
wenn einer nicht nur zeigen will: „Ich kann es mir
leisten", sondern auch: „Ich habe Geschmack".

Gerüst aus Silber, Ornament und Körbchen aus blauem Email auf
Fassung Gold, grüne Türkise. Silber, darin perlen und Farbstcine.

Nach all diesen Gesichtspunkten ist es sowohl zu
verstehen als auch willkommen zu heißen, daß gerade
das Silber eine Hauptrolle aus der Gewerbe-
schau spielte; ganz besonders interessant aber — und
zwar nicht nur für Fachkreise — mußte es genannt
werden, daß verschiedene Arbeiten als vorbildlich für
g esch m a ck v 0 l l e V e r w e u d u n g so „billiger"
Roh st off e w i e K 0 r a l l e n, Bernstein, perl-
schale usw. bezeichnet werden konnten. Wenn man
von diesen Dingen spricht, möchte nian ja beinahe
eine Gänsehaut bekommen; aber eine Anzahl von
den in der Gewerbeschau ausgestellten Iuweliersachen
zeigten auch, was man aus diesen „minderwertigen"
Naturprodukten machen kann. Mit welchem Effekt,
darüber nur ein Wort: als ich gelegentlich mit
jemanden über die Korallenarbeiten der Gewerbeschau
sprach, bekam ich die Frage zu hären: „Korallen ?!
Ich habe keine gesehen!"

Wer über das Eilschrittempo, in dem sich seit
einigen Jahren der Geschmack änderte (und zwar zu
seinem Vorteil änderte), Klarheit gewinnen will, der
darf nur das, was vor noch nicht allzu langer Zeit als
„moderner Schmuck" angeboten und teilweise auch
 
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