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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

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Erbstein, Ambros: Adel und Volk in der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0022

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Die Bayerische Gewerbeschau München

28. Stockgrisfe; von Karl tVeishauxt. Silber, teilweise
vergoldet. CV2 d. wirkt. Größe.)

Adek und (VoN in der ljLunst.

(Von ÄinKros LrKstein.

ie Kunst des f 8. Jahrhunderts, na-
mentlich jene Englands und Frank-
reichs, steht noch immer in hohem
Ansehen bei allen denjenigen, die
Verfeinerung und guten Geschmack
für ausreichende Ideale des Lebens
halten. Aber es scheint den Verehrern dieser Kunst
selten zum Bewußsein zu komnren, daß die mit der
gesellschaftlichen Schichtung in allen Einzelheiten
übereinstimmende und folgerichtige Kunst des
f8. Jahrhunderts eine bestimmte, festumschriebene
Lebensphilosophie ausdrückt, deren Einstuß in der
Gesellschaft dieses Jahrhunderts ebenso unumschränkt
herrschte als im Künstler- und Handwerkertum. Am
dies zu erhärten, braucht man bloß den Stil dieser
Kunst mit der Geschichte ihrer Zeit zu vergleichen,
denn die Kunst und die Geschichte einer Zeit unter-
stützen und erläutern sich wechselseitig. Ehe wir
diesen Zusammenhang zeigen, wollen wir das Wesen
der Kunst des f8. Jahrhunderts näher beschreiben,
um auch die Umstände kennen zu lernen, die diese
Übereinstimmung herbeigeführt haben.

In England und in Frankreich ist im Laufe
des \8. Jahrhunderts die nationale Schule der Malerei
entstanden, bis zur höchsten Vollendung entwickelt
worden und sodann verfallen. Um uns im folgen-
den kürzer fasten zu können, schildern wir hier bloß
die englische Kunst, da ja das gleiche auch für die
französische Kunst des f8. Jahrhunderts gilt, wir

finden zunächst, daß die englische Kunst nicht in dem
Sinne volkstümlich war wie die italienische, hollän-
dische und spanische Malerei des gleichen Jahrhunderts,
während in Italien, Holland und Spanien die
Kunst aus dem völkischen Bewußtsein und Empfinden
ihre Nahrung sog und vom wirklichen Leben und
von solchen Dingen handelte, die von ewiger und
allgemeiner Bedeutung für die Menschheit sind, war
die englische Kunst des gleichen Zeitalters ganz
anders beschaffen. In ihr kam das Leben bloß vom
Gesichtspunkte einer einzigen Klaffe zum Ausdrucke.
Soviel wir auch die großen Maler Englands,
Sir Joshua und seine Schüler, bewundern mögen,
muß uns, denen das wirkliche Ziel der Kunst be-
kannt ist, dennoch auffallen, daß diese Kunst sich

29. Arbeiten von Eduard Schöxflich; obere Brosche
getriebenes Silber, untere Brosche desgl. mit Koralle.

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