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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

DOI Artikel:
Rauecker, B.: Die wirtschaftlichen Grundlagen des modernen Kunstgewerbes
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https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0430

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Die wirtschaftlichen Grundlagen des modernen Runstgewerbes.

744 u. 74s.

Zwei Fenster-
Linsätze;

nach Entwürfen
von

Käthe D 0 e r i n g
ausgefiihrt
von E ck a r d t 6c
G 0 j e r t, Lhar-
lottenburg.

(VB d. wirft. (Sr.)

(Die ivirtschastkichen Srundkagen
des modernen l^unstgewerkeb.

(Von vr. <K. (Nauecker.

ir wollen hier über einige Vorgänge
sprechen, die sich, abgeschnürt von
kritisch-ästhetischen wie auch tech-
nischen Reflexionen, in den letzten
Jahren immer dringlicher zur Be-
trachtung aufgedrängt haben, über
einige wirtschaftliche Probleme des modernen Aunst-
gewerbes.

Wenn wir uns fragen: Welche wirtschaftlichen
Grundlagen zeigt das moderne Uunstgewerbe? so zeigt
sich als wichtigstes Grundproblem zunächst die Be-
trachtung der produktionsformen, welche sich im
modernen Aunstgewerbe entwickelt haben.

Fabrik oder Aunsthandwerk, Großbetrieb oder
Herstellung im kleinen, welche dieser beiden formen
erweist sich in unserer Zeit wirtschaftlich überlegen,
ökonomisch rentabel und damit kulturell bedeutungs-
voll? —

Den wirtschaftlichen Rückgang der Betriebsform
des Handwerks festzustellen und in seinen Ursachen
zu ergründen, war der großen Handwerkerenquete

des Vereins für Sozialpolitik Vorbehalten, welche
dieser Verein am Ende des vorigen und im ersten Jahr-
zehnt dieses Jahrhunderts durch berufene, sachkundige
Leute in Deutschland und Österreich vornehmen ließ.

Diese Untersuchungen haben zusammenfassend
als Hauptursachen des Rückganges des Handwerks
Veränderungen im wirtschaftlichen Bedarf und in
den Absatzverhältnissen ergeben.

Um nur einige dieser Veränderungen hier an-
zusühren:

<£s hat einmal und vor allem eine unendliche
Steigerung des Massenbedarfs in der ganzen zivili-
sierten Welt stattgefunden: Das Heer, die Aommunen,
die staatlichen Anstalten treten als Aäufer gleich-
mäßiger Massenwaren auf den Markt. Und wie
sich der Bedarf sachlich vereinheitlicht hat, wurde er
auch örtlich gleichmäßiger durch das rapide An-
wachsen der Städte. All diesen demokratisierten Be-
dürfnissen aber dienen Fabriken, Großmagazine und
Aonsumvereine besser als der Handwerker und die
kleinen Verkäufer.

Dann weiterhin ist das Arbeitstempo gestiegen.
Unser Bedarf ist gleichartiger geworden.

Größere Sicherheit in der Bedienung, Gebrauchs-
fertigkeit der Ware drängen gleichfalls zur großen
Betriebsform, zum Absatz im großen. So daß

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