Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

DOI Artikel:
Steinlein, Stephan: Dr. ing. h. c. Hans Gräffel
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0466

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Dr. ing. h. c. Hans Grastet

von Ktephan Skeinkein (München.

I.

Hans Gräsfel steht heute im drei-
undfünfzigstcn Lebensjahre. Zu
Rehau im Fichtelgebirge ist er am
f8. August f860 geboren. Von
f872 ab besuchte und absolvierte
er die Mittelschulen, die Gewerbe-
und Industrieschule in Hof und Nürnberg und das
Realgymnasium in Speyer. In den Jahren ^877
bis j88s studierte er Architektur an der Technischen
Hochschule zu München. Tr praktizierte an den ‘Kgl.
Landbauämtern zu Nürnberg und Kissingen und ar-
beitete nach seiner Staatsprüfung einige Zeit im Atelier
des Rathauserbauers Georg von Hauberifler. Im
Iahro s886 kam er als Staats-Bauaffistent an das
Kgl. Landbauamt zu München. Schon zwei Jahre
darauf trat er in den Dienst der Stadtgemeinde da-
selbst. Noch nicht dreißig geworden, ernannte mau
ihn s8stO, Mitte des Jahres, zum Stadtbauamtmann.
Karl Hocheder und Theodor Mischer, die ebenfalls
für die Stadt verpflichtet waren, schieden wieder
aus ihren Stellungen, Baurat Grassel blieb dauernd
im Amte und war für die Stadt München in den
entscheidenden Jahren ihrer Tntwickelung tätig. In
fast fünfundzwanzigjähriger Arbeit entstanden jene
vielen Bauwerke, die seinen Namen über die enge-
ren Landesgrenzen hinaus bekannt und geachtet ge-
macht haben, künstlerische Schöpfungen, die ihm
ein Anrecht erwarben, unter den führenden Namen
dauernd, nicht nur für die Stunde zu gelten.

II.

Aus den Lebensdaten, die in bestimmter Ab-
sicht vorausgestellt wurden, ergibt sich für die Ent-
wickelung Grässels soweit sie äußerlich durch die Zeit-
umstände bedingt ist, nach zwei wichtigen Gesichts-
punkten Bedeutsames. Als er noch an Schulen war,
vollzog sich, beginnend mit jener Ausstellung von
„unserer Väter Merke" in München, jener große
folgenreiche Umschwung, der eine starke Absage an
die traditionslose handwerklich verelendete Unkunst
der sechziger und siebziger Jahre des abgelaufenen
Jahrhunderts einleitete, mit welcher die Namen Lorenz
Gedon, Rudolf v. Seitz und Gabriel v. Seidl ver-
knüpft sind. Um die Mende der neunziger Jahre,
die ihn schon als Bauamtmann vor größere Aufgaben
stellten, erhob sich abermals eine neue mächtige Be-
wegung, die mit leidenschaftlichster Verneinung und
Heftigkeit alles bekämpfte und negierte, was der

798. vom wcstfriedhof in München, erbaut ^897—x902 von
Dr. ing. h. c. Hans Gräsfel. — Engel vom Haupteingang,
ausgesührt in Aelheimer Kalkstein von Ernst Geiger.

44

Kunst und Handwerk. 63. Jnhrg. Heft U.

329
 
Annotationen