Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]: Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 (63.1912-1913)

Moderne Medaillenkunst. — „Zeit" und „Ich" im Aunstgewerbe.

437 u. 438. Verlobungsmedaille, Gips; von k). Lin d l.

und rm (Xunsi^

^ewerKe.

(Vsn Dr. O. Kpengker.

^ie ungeheure Summe von Intelli-
genz, Kraft, Willen und Empfin-
dung, die das deutsche Volk noch
heute aufzuwenden vermag, be-
ginnt seinem äußeren Leben die
lang entbehrte einheitliche Horm
In Deutschland ist an dieser Auf-
mehr und ernster gearbeitet worden
als in irgendeinem andern Lande. Deshalb ist das
junge deutsche Kunsthandwerk heute schon eines der
ersten der Welt, neben dem das der andern germa-

wiederzugeben.
gäbe vielleicht

nischen Länder mit Mühe standhält, das der roma-
nischen kaum in Betracht kommt. Schon beginnen
alle Dinge unserer Umgebung eine ungewollte Ein-
heit des Stils anzunehmen. Schon entstehen Bauten,
die sich — in München oft, im Norden noch selten
— den Gruppen der besten althistorischen Architekturen
unauffällig einfügen, ohne irgend Kopien zu sein. Es
entstehen brunnengeschmückte Plätze, die mit einer
alten Kirche, einem Rathaus im Hintergrund zu einer
stillen Einheit verschmelzen, weil sie bereits wieder den
Geist einer Zeit spiegeln. Gerade darin liegt eine Ver-
heißung; denn unter nordischem Pimmel, der zum
Leben in geschlossenen Räumen zwingt, ist es mehr
als im Süden die Architektur, welche die Gestaltung
des Innenraums und damit den Geist des Kunst-
Handwerks bestimmt und an !der man seine Zu-

4390.440. Lchützenmedaille, Gips; von kstLindl.