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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

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Wais, Joseph: Ludwig Mühlbauer
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Lüthgen, Eugen: Bauplastik von G. Grasegger, Köln
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https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0212

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Bauplastik von <S. Grasegger, Köln.

387 u. 388. „Schaufler"; Bronze von Ludwig Mühlbauer, (lföhe ungefähr so ein.)

München geboren wurde und seine künstlerische Aus-
bildung an der Münchner Gewerbeschule bei Gene-
wein und an der Akademie bei Prof. Balthasar
Schmitt erhielt, so werden wir es begreiflich finden,
daß er von der Eigenart der Neumünchner Plastik
nicht unbeeinflußt bleiben konnte. Beachtenswert ist
jedoch, daß fein künstlerischer Ausdruck sich nicht im
Fahrwasser seiner Lehrer bewegt, sondern aus der
Quelle eigener Aufnahme und eigenen Verarbeitens
künstlerischer Eindrücke entspringt.

(Kaupkasiiß von <£♦ Orasegger,

Aökn.

(Von vr. <A. <t£. Lütßgen.

ie angewandte Kunst wird in ihren For-
men durch eine Fülle von Zweckgedanken
bestimmt. Die moderne, intellektuell be-
tonte Richtung des Kunstgewerbes hat
die traditionelle Übernahme von Motiven
historischer Stile dadurch überwunden und die lvege
zur Gewinnung einer neuen Formensprache gewiesen.

Die Bedingtheit der künstlerischen Gestaltung durch ver-
standesgemäße Erwägungen ist charakteristisches Kenn-
zeichen der modernen Kunstauffassung. Nicht Reinheit
oder Schwung der künstlerischen Phantasie steht im
Vordergrund des Interesses der Schaffenden, sondern
die Einbeziehung der Formen in die Erfordernisse
des Tages: der Zweckmäßigkeit, der Materialge-
rechtigkeit, der handwerklich tüchtigen Arbeit. So
fest ist das moderne Kunstgewerbe mit intellektuellen
Erwägungen verankert, daß es eine Zeitlang schien,
als sei jede Möglichkeit geschwunden, der Gerad-
linigkeit abstraktlinearen Ornamentes, dem bewußten
Verzicht auf jegliche Schmuckformen zu entgehn. Die
Freuden an satten, schwellenden, lebensvollen Formen
schien geschwunden. Der Verstand hatte Gefühl und
Phantasie besiegt.

Inwieweit die durchgängige Betonung der Nutz-
formen dem modernen Kunstgewerbe von Vorteil
war, zeigt ein Vergleich der durch die Eiuheit des
Gesichtspunktes in sich geschlossenen Formwelt des
modernen Kunstgewerbes mit den eklektizistischen Schöp-
fungen vom Ende des vorigen Jahrhunderts. Ein

ttunst und handrverk. 6.3. Jabrg. i?eft 5.


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