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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

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Segmiller, Ludwig: Der Fingerring
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Buschmann, Johann: Die Künstler und die Industrie
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https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0205

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Die Künstler und die Industrie.

Deutsche Ringe; ;?.Iahrh. (359 it. 360) und ;8. Jahrh. (334—358).

aber vielleicht annehmen, daß ihn
der Zigeunerkönig bei Zusammen-
künften trug.

Diese kurze Studie darf auf
Vollständigkeit keinen Anspruch er-
heben; sie gewährt aber immerhin einigen Einblick
in ein Gebiet kunsthandwerklicher Tätigkeit, das
schönheitstrunken schöpferischen Geistes voll ist. Nicht
ohne Beschämung betrachten wir auch hier die Werke
vergangener Zeiten, welche uns einen Spiegel Vor-
halten, der den Tiefstand handwerklicher Erfindung
und die phantasielosigkeit unserer Zeit aufdeckt.

(Die (Musiker und die Industrie.

n der Denkschrift eines Verbandes von
Möbelfabrikanten steht folgende Alage:
„Die Fabrikanten hatten seinerzeit, als die
Mitarbeiterschaft der Aünstler im Aunst-
gewerbe ihren Anfang nahm, sich von einem Zu-
sammenarbeiten mit diesen eine bedeutende Förderung
des Aunstgewerbes versprochen, da man glaubte, daß
dadurch der Regenerationsprozeß, welcher sich im
Aunstgewerbe zu entwickeln begonnen hatte, sich be-
schleunigen ließe und in kürzerer Zeit künstlerisch neue
und praktisch verwendbare Resultate ergeben würde.
Groß war deshalb ihr Erstaunen wie ihr Bedauern,
als sie wahrnehmen mußten, daß manche Aünstler sich
von vornherein in einen gewissen Gegensatz zu ihnen
stellten. Anstatt sich den bisherigen Repräsentanten
des Aunstgewerbes anzuschließen und Schulter an
Schulter mit diesen unter Verwertung der langjährigen
technischen und kaufmännischen Erfahrung dem neuen
Ziele zuzustreben, gingen gewisse Aünstler ihre eigenen
Wege und hatten für die bisherigen Vertreter des
Aunstgewerbes nur Geringschätzung. ..... Wenn
sie (die Fabrikanten) nun in neuerer Zeit den Schöp-
fungen gewisser moderner Aünstler vorsichtiger gegen-
überstehen und solche stillschweigend ablehnen, so kann
ihnen doch daraus kein Vorwurf gemacht werden.
Sie haben mit ganz anderen Faktoren zu rechnen

als der Aünstler, für den das
künstlerische Wirken und Schaffen
meistens nur Selbstzweck und das
Hervorheben seiner eigenen Indi-
vidualität bedeutet, während bei
dem Fabrikanten die Möglichkeit
der Beschäftigung seines großen
Betriebes doch ganz und gar abhängig ist von der
Möglichkeit des Absatzes seines Produkts. Es ergibt
sich hieraus ganz von selbst, daß der Fabrikant nicht
immer dem Geschmack des Aünstlers folgen kann,
er ist viel mehr als dieser darauf angewiesen, einen
Aunstgegenstand nicht nur nach seiner Modeneuheit
oder auf die Fähigkeit, möglichst aufzufallen, zu
prüfen, sondern er muß ihn hauptsächlich auf seine
Brauchbarkeit in technischer Beziehung prüfen und
untersuchen, ob er in praktischer Beziehung auch
weitere Areise befriedigt." ....

Es ist üblich, daß derartige Äußerungen, nament-
lich in den Areifen der „Intellektuellen", mit Gering-
schätzung und Spott abgetan werden. Das kann man
verstehen. Der geistige Arbeiter fühlt sich dem Aünstler
viel näher verwandt als dem Fabrikanten. Seine Sym-
pathien gehören in einem Interessenkonflikt zwischen
beiden jenem, und dieser, der „Vertreter der kapi-
talistischen Wirtschaftsordnung", hat es schon deshalb
schwerer, sich eine gewisse Zuneigung zu erwerben,
weil seine Berufsarbeit auf dem Erwerbsprinzip fußt.
Die kunstgewerbliche Bewegung war in ihren An-
fängen eine Auflehnung gegen dieses Prinzip (Ruskin,
Morris) und sie bekämpft es auch heute noch —
wenigstens in der Theorie. Deshalb die Unleidlichkeit,
wenn von der „Möglichkeit des Absatzes" die Rede
ist, gegenüber der „idealen Forderung".

Mir scheint, hier sind doktrinäre Einseitigkeit in
der einen Partei und Mangel an Einsicht in der
anderen dabei, einen Aonstikt zu konstruieren, der
gar nicht vorhanden ist. Man verkennt und vermengt
die jedem einzelnen Entwicklungsfaktor zugeteilten
Aufgaben. Die Industrie erwartet — das geht aus
den: Alageruf der Fabrikantenvereinigung hervor —
von den Aünstlern weiter nichts als „marktgängige
 
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