Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

DOI Artikel:
Steinbildarbeiten in Goethes Urteil
DOI Artikel:
Kleine Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0126

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kleine Nachrichten.

Ktemöikdßaueraröeiien in
Goethes Mrteik.

sich der große Dichter auch mit der
Äunst eingehend befaßt hat, ist bekannt,
aber weniger hat man Kenntnis davon,
daß Goethe auch der Steinbildhauerei
Interesse abgewann. Lin kleiner Aussatz von ihm
aus dem Jahre *828, als der Dichter mithin schon
79 Jahre alt war, betitelt sich „Granitarbeiteu in
Berlin" und bietet einen kleinen kulturellen Beitrag
zur Geschichte der Lteinbildhauerei.

Goethe sagt in diesem Aufsatz, daß man seit ca.
8 Jahren Granit bearbeite und architektonisch au-
wende. Der erste versuch sei bei dem Piedestal
von Luthers Standbild gemacht worden, dann habe
man die Postamente an der neuerbauten Berliner
Schloßbrücke daraus gefertigt. Alan fei dann dazu
übergegangen, größere Granitgeschiebe zu spalten
und aus den gewonnenen Stücken Säulenschäfte zu
bearbeiten, indem man sich zur Bearbeitung nach und
nach der Maschine bediente. Als hervorragende
Bearbeiter nennt Goethe die beiden Stein metz-
ln eist er wimmel und Grippel. Die meisten
Granitarbeiten jener Zeit, wie Piedestale, Grab-
monumente, Schalen u. dgl., waren aus Granit-
massen gefertigt, die sich um Vderberg ver-
sammelt finden. Dann spricht Goethe von dem großen
Granitblock auf dem Rauhischen Berge bei Fürsten-
walde, dem Markgrafenstein, der die Aufmerksamkeit
der Künstler aus sich gezogen habe, und von dem
man derartige Massen trennte, daß eine für das Kgl.
Museum bestimmte Schale von 22 Fuß Durchmesser
daraus gefertigt werden konnte. Goethe meint dazu,
daß man zum polieren derselben hinreichende
Maschinen anwenden werde, und daß man es durch
deren Vervollkommnung dahin bringen werde, „daß
die zu edler Meublirung so nothwendigen Tischplatten
um einen billigen Preis können gefertigt werden".

Bei einer früheren Gelegenheit kommt Goethe
auf Denkmale zu sprechen, und es ist höchst inter-
essant, was er hierüber sagt. Lr spricht dabei von
einer „Neigung" der Deutschen zu Denkmälern —
tc>ut comme chez nous! Lr ist aber mit der Art
ihrer Ausführung zu seiner Zeit nicht einverstanden.
Da ein Urteil Goethes immer gewichtig war und noch
heute ist, seien seine Ansichten hier kurz wiedergegeben.

Die Monumente hätten sich, meint er, an die
Garten-und Landschaftsliebhaberei angeschlossen: man
sähe abgestumpfte Säulen, Altäre, Dbelisken, Vasen
und dergleichen „bildlose allgemeine Formen", die

jeder Liebhaber und jeder Steinhauer ausführen könne.
Sehr treffend sagt dann der Dichter weiter: „Das
beste Monument des Menschen aber ist der Mensch.
Line gute Büste in Marmor ist mehr wert, als alles
Architektonische, was man jemand zu Lhren und
Andenken aufstellen kann. Ferner ist eine Medaille,
von einem gründlichen Künstler nach einer Büste oder
nach dein Leben gearbeitet, ein schönes Denkmal.."

Zu diesen beiden Arten von Monumenten be-
kannte sich Goethe. Sein Urteil, seine Ansichten
sind auch noch für die moderne Zeit von Interesse,
für die sie zum Teil, zum großen Teil noch an-
wendbar sind. P. S.

(Mine (Nachrichten.

(Vereine, Museen, Schuten, -Aussiebungen,
(Wettbewerbe ^c.

as Jahrbuch des deutschen Werkbundes, „die
Durchgeistiguug der deutschen Arbeit" hat so
vielseitiges Interesse erregt, daß die Geschäftsstelle
sBerlin W. 35, Schöneberger Ufer 36 a) sich ent-
schlossen hat, den Preis des ohnehin schon billigen
Werkes s2 M.) bei Bestellungen für vereine auf *,50 M.
zu ermäßigen; um einen Überblick darüber zu ge-
winnen, wie viel Lxeniplare etwa bestellt werden
müssen, liegt im Sekretariat des Bayer. Kunstgewerbe-
vereins spfandhausstr. 7II) eine Linzeichnungsliste
auf. Auch werden briefliche Anmeldungen ent-
gegengenommen.

in Schriftmuftum wird in Sachsen (Leipzig?)
geplant; die sächsische Staatsregierung läßt eine
diesbezügliche Denkschrift ausarbeiten. Ls sollen ge
schlossene Darstellungen sämtlicher Schristzeichen
aller Zeiten und Völker geboten werden, in die
auch bereits vorhandene Bestände verschiedener Staats-
institute eingereiht werden.

ie Spitzenschulen der Fürstin von pleß in
Hirschberg in Schlesien haben eine weitere
Festigung erfahren, indem nun auch die seit *869
bestehende schlesische Spitzenmanufaktur von Amalie
Metzner, warmbrunn, den anderen pleßschen Spitzen-
schulen angeschlossen worden ist. Die Reinerträg-
nisse der hier gefertigten Spitzen kommen bekanntlich
den Arbeiterinnen zu.

87
 
Annotationen