Die Bayerische Gewerbeschau München J9J2.
3? u. 38. Silberne Eßbestecke für Gebr. Reiner in Rrumbach;
nach Entwürfen von Ernst Riegel, Darmstadt (z?) und Adolf v. Mayrhofer (38) aus-
geführt von Ad. v. Mayrhofer. (*/e d. wirkl. Größe.)
3Y.
(zu Abb. 40
und -tJ.)
Ls fehlt ihr zwar der Reiz, den wir in Verbin-
dung mit gutem Geschmack und Verfeinerung zu
sehen gewohnt sind, aber sie ist dagegen voll
von Energie und Lebenskraft, die eine Aunst nur
dann erwirbt, wenn sie als ein Ausdrucksmittel für
völkische Bewegungen, für das Streben eines Volkes
gebraucht wird. Zwischen der Gotik und der Aunst
des f8. Jahrhunderts besteht in jeder Einsicht ein
großer Unterschied, doch der Schlüssel zu allen Ver-
schiedenheiten liegt in der Ungleichheit der Auf-
fassung von den Beziehungen, die zwischen dem
Aünstler und seinem Werke bestehen sollen. Der
gotische Begriff von der Aunst und dem Aünstlertum
ist, daß beide aus der Arbeit des Volkes hervorgehen
und zu ihr gehören. Der Mensch ist verdammt zu
einem Leben voll Müh' und Plage, aber es ist ihm
dafür der Trost und die Belohnung gewährt, die
Arbeit veredeln zu können, indem er sie als ein
Mittel gebraucht, sich selbst darin auszudrücken.
Mittels der Aunst kann er seinen Glauben, seine
Mission und seine Sehnsucht ausdrücken oder die
Geschichte seines Lebens erzählen. So erfaßt, erhält
die Aunst neben der Sprache das Sein einer der
zwei Pauptarten des Ausdrucksvermögens der Mensch-
heit. Die Aunst ist so die Sprache der pände, und
Tausende haben sie gebraucht, um ihre innersten
Gedanken mitzuteilen. Das ist, alles in allem ge-
nommen, der größte und einzig entsprechende Lohn
für die Arbeit. Aein anderer Lohn, sei er noch so
hoch, vermag die Arbeit zu erhöhen. Zahlet ein
Goldstück für die Minute, und ihr habt dadurch allein
die Arbeit nicht veredelt! Ihr macht sie nur der Zeit
eines Mannes wert, sie auszuführen, doch ihr ändert
nicht das Wesen der Arbeit. Wenn sein Werk einfach
und mechanisch ist, wird es einfach und mechanisch
bleiben und den Vollbringer auf das gleiche Niveau
erniedrigen, so viel ihr auch an Lohn zahlen möget.
Lasset aber der Arbeit allein ihre Aufgabe stellen,
3? u. 38. Silberne Eßbestecke für Gebr. Reiner in Rrumbach;
nach Entwürfen von Ernst Riegel, Darmstadt (z?) und Adolf v. Mayrhofer (38) aus-
geführt von Ad. v. Mayrhofer. (*/e d. wirkl. Größe.)
3Y.
(zu Abb. 40
und -tJ.)
Ls fehlt ihr zwar der Reiz, den wir in Verbin-
dung mit gutem Geschmack und Verfeinerung zu
sehen gewohnt sind, aber sie ist dagegen voll
von Energie und Lebenskraft, die eine Aunst nur
dann erwirbt, wenn sie als ein Ausdrucksmittel für
völkische Bewegungen, für das Streben eines Volkes
gebraucht wird. Zwischen der Gotik und der Aunst
des f8. Jahrhunderts besteht in jeder Einsicht ein
großer Unterschied, doch der Schlüssel zu allen Ver-
schiedenheiten liegt in der Ungleichheit der Auf-
fassung von den Beziehungen, die zwischen dem
Aünstler und seinem Werke bestehen sollen. Der
gotische Begriff von der Aunst und dem Aünstlertum
ist, daß beide aus der Arbeit des Volkes hervorgehen
und zu ihr gehören. Der Mensch ist verdammt zu
einem Leben voll Müh' und Plage, aber es ist ihm
dafür der Trost und die Belohnung gewährt, die
Arbeit veredeln zu können, indem er sie als ein
Mittel gebraucht, sich selbst darin auszudrücken.
Mittels der Aunst kann er seinen Glauben, seine
Mission und seine Sehnsucht ausdrücken oder die
Geschichte seines Lebens erzählen. So erfaßt, erhält
die Aunst neben der Sprache das Sein einer der
zwei Pauptarten des Ausdrucksvermögens der Mensch-
heit. Die Aunst ist so die Sprache der pände, und
Tausende haben sie gebraucht, um ihre innersten
Gedanken mitzuteilen. Das ist, alles in allem ge-
nommen, der größte und einzig entsprechende Lohn
für die Arbeit. Aein anderer Lohn, sei er noch so
hoch, vermag die Arbeit zu erhöhen. Zahlet ein
Goldstück für die Minute, und ihr habt dadurch allein
die Arbeit nicht veredelt! Ihr macht sie nur der Zeit
eines Mannes wert, sie auszuführen, doch ihr ändert
nicht das Wesen der Arbeit. Wenn sein Werk einfach
und mechanisch ist, wird es einfach und mechanisch
bleiben und den Vollbringer auf das gleiche Niveau
erniedrigen, so viel ihr auch an Lohn zahlen möget.
Lasset aber der Arbeit allein ihre Aufgabe stellen,