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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

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Erbstein, Ambros: Adel und Volk in der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0027

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Adel und Volk in der Aunst.

40.

-U-

^2.

Silberne Eßbestecke, (ksalbe wirk!. Größe.)

—4 l! nach Entwurf von Rich. Riemerschmid ausgeführt von Karl Weis Haupt.

42: für Ed. Wollenweber entworfen von Adelbert Nieineyer, ansgeführt von Ad. v. Mayrhofer.

gewährt ihr, frei zu sagen, was brauchbar und er-
strebenswert ist, dann habt ihr, was eintönige Mühe
und Plage war, glücklich verwandelt. Die b)ände
sind auf einmal Werkzeuge des Gemüts geworden.
Die Einbildungskraft und der Verstand treiben diese
Werkzeuge an und fühlen den Anreiz zum Schaffen.
So geleitet wird die Arbeit eines Landes eine große
Symphonie mit tausend Instrumenten, wo Millionen
Hämmer, pobel, Sägen und Meißeln schlagen und
spielen und in eine Harmonie ausklingen. Darin
besteht der Adel der Arbeit.

Die Theorie, daß die Aunst ein Schatz fürs Volk
ist, der aus dem Leben des Volkes gehoben wird und
dieses Leben ausdrückt, war die Wurzel des Baumes
der gotifcheit Aunst. Ihre Wichtigkeit und) die Volle,
die sie in allen Dingen des Lebens gespielt hat,
können wir erfassen, wenn wir uns erinnern, daß sie
von dem Ideal der Freiheit einen unzertrennlichen

Teil gebildet hat, und dieses Ideal ist sozusagen der
Beitrag der gotischen Rasse zu der Summe der mensch-
lichen Erfahrungen. Freiheit und Aunst waren zur
Zeit der Gotik von ihrer Entstehung bis zu ihrem
Verfalle unlösbar verbunden. Die großen mittel-
alterlichen Zünfte wurden nicht ausschließlich, auch
nicht ursprünglich zu dem allgemeinen Zwecke ge-
gründet, die Rechte der bsandwerker und Aünstler
zu wahren, sondern auch zur Erhaltung und Be-
festigung der Rechte der Bürgerschaft. Den ersten
Anstoß zur Gründung dieser mächtigen Verbände
gaben die gesellschaftlichen Zustände während der
finsteren Zeit des Mittelalters, und ihr Zweck war
die Erringung der Freiheit für das Volk. Sie waren
gewissermaßen die kraftbewußte Antwort auf das
feudale System der Tyrannei, und sie legten mit
ihrem Rufe nach Freiheit den Grundstein zur euro-
päischen Zivilisation. Der Eid eines Zünftlers be-


Kunft und Handwerk. 63 Ialirg. Heft J.

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