Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]: Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 (63.1912-1913)

Neun Jahrzehnte Kunstpolitik.



230. Aus Leo v. Alenzes Werkzeichnungen für die Ausgestaltung des Festsaalbaues der Agl. Residenz zu München;
Partie des Festsaals, (Hauptfelder pompejanisch rot, mit hellblauer, weiß ornamentierter Bordüre; die übrige Grnamentik bunt,
Sockel graugrün). Erbaut ;832—^2. Griginalzeichnnng in der Kgl. graphischen Sammlung.

Münchner Meister der Kunst. {8^8 entsagt der
König dem Thron.

Tine folgenschwere Entscheidung für den König,
für Prinz Luitpold, für die Künstler. Doch auf den
Thron zu verzichten, war dem König nicht schwer.

Me herrlich das Gedicht, das er nach seiner
Thronentsagung seinen Künstlern widmete, jedem
einzelnen übersandte:

„Daß für die Aunst ich weniger vermag,

Das ist das einzige was schwer zu tragen,

Der Schatten ist es mir in meinem Tag."

freilich, der König ließ vollenden, was er be-
gonnen; Bavaria, Ruhmeshalle, Propyläen. Aber
die große Bautätigkeit hört auf. Erstaunlich rasch

macht sich die Wirkung weithin bemerkbar. Der
Ruhm im Ausland verstummt.

Für die Künstler war der Bchlag um so härter,
als schon längst der Zustrom der Maler so groß ge-
worden, daß die Not unter ihnen bedenklich zunahm.
Viele Maler gingen zur angewandten Kunst über.
Bezeichnend für die eingetretene Notlage ist die Bil-
dung eines Kunstunterstützungsvereines in jenen
Jahren.

Aber auch für unseren Prinzen Luitpold be-
gann nun eine ernste Zeit. Vier Jahre zuvor war
er erst zurückgekehrt von einer zweiten großen Reise.
Lchon als Zwanzigjähriger hatte er Italien, Griechen-
land, Ägypten, den (Orient kennen gelernt. 5chon

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