Textilkünste auf der Gewerbeschau.
Studium, das zu ganz eigenartig schönen Resultaten
führen und die einfachsten Stoffe veredeln kann. Der
Wert dieses Verfahrens für die Dekoration künst-
lerischer Frauenkleidung wird erst noch erkannt und
erprobt werden.
Unter den Arbeiten auf der Gewerbeschau waren
die interessantesten die von Anne Aurreck-Paagn.
Sie versteht es, den geheimnisvollen Reiz der java-
nischen Vorbilder zu erreichen, ohne von deren Mo-
tiven oder Farbenstimmungen abhängig zu sein, und
mit strenger Anordnung im ganzen die größte Freiheit
des Details zu verbinden. Sie hat in Wien studiert,
ihre eigentlichen Lehrmeister aber waren die javanischen
Arbeiten selbst und das »Standard Work« von
Rouffaer und Iuynboll, „Die Batikkunst und ihre
Geschichte (parlem)" woraus die meisten modernen
Batiker ihre Kenntnisse schöpften. Sie arbeitet in
Landsberg am Lech, unbeirrt von Modeströmungen,
und hat sich auch schon mit Glück in figürlichen Mo-
tiven für Wandschirme IC. versucht. Unsere Abb. 263 256. Handtasche; von Hedwig Baisch; mit bunter
u. 26^ zeigen zwei besonders reiche, schöne Schals und Kreuzstickerei. (V§ d. wirkl. Größe.)
ein Stück von einer Wandbespannung, wie sie solche
schon ähnlich zum Schmuck eines orientalischen Zimmers für einen hiesigen Sammler ausgeführt hat. In
anderer Art Phantasie- und temperamentvoll arbeitet Else Anacker-Naß aus Meiningen; Abb. 26% gibt
zwei von ihren Seidenschals wieder; den einen von äußerst ruhiger, vornehmer Wirkung, mit Motiven, die
das Tjanting, das Wachs-Gießkännchen der Iavanin, von selbst
hergibt, Linien und Punkte in sehr fein abgewogener Anordnung,
anmutig herabfließend. Die andere, minder ruhige Komposition
gefiel mehr durch das Ineinanderspielen der zarten Töne; außer-
dem zeigte sie originelle Blusen, perrenkrawatten, Sachets und
Taschen.
Nebenan iin Webereisaal selbst hatte August Becker seine
Gruppe aufgebaut, — prunkvolle Decken und Schals mit groß-
zügigen Mustern gedeckt, die aus den einfachsten Elementen : Punkten,
Wellenlinien, Spiralen, ohne viel Vorzeichnung hingetupft und ge-
gossen erscheinen, auf schöner Seide, in fein abgestimmten Farben;
außerdem gab es eine Menge amüsanter Kleinigkeiten, nett mon-
tierte Körbchen, Mappen rc. in erstaunlicher Mannigfaltigket. Bei
einein der dargestellten Schals (Abb. 266 rechts) schimmern die ein-
zelnen Motive durcheinander, und es bleibt nur ein Eindruck von
rhythmisch belebter Fläche; ein ander Mal (Abb. 267) ist das
Ornament geometrisch gegliedert und erhält nur durch die Sprünge
und Zufälligkeiten der Technik seinen malerischen Reiz. A. Becker
war einige Zeit pilfslehrer an der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule
und lebt jetzt in StarnbergB)
Die Spitzenkunst durfte natürlich bei der Peerschau nicht
fehlen, sie war vielseitig und musterültig vertreten, sowohl durch
die Debschitzschule wie in der Sammlung unserer staatlich unter-
stützten Fachschulen für Spitzenklöppeln. Ganz neue Wege in der
Spitzentechnik schlägt Frau Gretel Dehn aus Karlsruhe ein. Sie
255. Kinderhäubchen;
von Hedwig Bai sch; violette Blumen
auf staubgelbem Grund. (*/4 d. w. Gr.)
l) Line Anzahl feiner Batikarbeiten hatte auch wieder die Verfasserin dieses
Artikels ausgestellt, deren Bescheidenheit nur die Schreibmappe S. (22 abzubilden
gestattete (Abb. 268) Die Schriftleitung.
Kunst und Handwerk. 63. Iahrg. Heft 4-
*6
Studium, das zu ganz eigenartig schönen Resultaten
führen und die einfachsten Stoffe veredeln kann. Der
Wert dieses Verfahrens für die Dekoration künst-
lerischer Frauenkleidung wird erst noch erkannt und
erprobt werden.
Unter den Arbeiten auf der Gewerbeschau waren
die interessantesten die von Anne Aurreck-Paagn.
Sie versteht es, den geheimnisvollen Reiz der java-
nischen Vorbilder zu erreichen, ohne von deren Mo-
tiven oder Farbenstimmungen abhängig zu sein, und
mit strenger Anordnung im ganzen die größte Freiheit
des Details zu verbinden. Sie hat in Wien studiert,
ihre eigentlichen Lehrmeister aber waren die javanischen
Arbeiten selbst und das »Standard Work« von
Rouffaer und Iuynboll, „Die Batikkunst und ihre
Geschichte (parlem)" woraus die meisten modernen
Batiker ihre Kenntnisse schöpften. Sie arbeitet in
Landsberg am Lech, unbeirrt von Modeströmungen,
und hat sich auch schon mit Glück in figürlichen Mo-
tiven für Wandschirme IC. versucht. Unsere Abb. 263 256. Handtasche; von Hedwig Baisch; mit bunter
u. 26^ zeigen zwei besonders reiche, schöne Schals und Kreuzstickerei. (V§ d. wirkl. Größe.)
ein Stück von einer Wandbespannung, wie sie solche
schon ähnlich zum Schmuck eines orientalischen Zimmers für einen hiesigen Sammler ausgeführt hat. In
anderer Art Phantasie- und temperamentvoll arbeitet Else Anacker-Naß aus Meiningen; Abb. 26% gibt
zwei von ihren Seidenschals wieder; den einen von äußerst ruhiger, vornehmer Wirkung, mit Motiven, die
das Tjanting, das Wachs-Gießkännchen der Iavanin, von selbst
hergibt, Linien und Punkte in sehr fein abgewogener Anordnung,
anmutig herabfließend. Die andere, minder ruhige Komposition
gefiel mehr durch das Ineinanderspielen der zarten Töne; außer-
dem zeigte sie originelle Blusen, perrenkrawatten, Sachets und
Taschen.
Nebenan iin Webereisaal selbst hatte August Becker seine
Gruppe aufgebaut, — prunkvolle Decken und Schals mit groß-
zügigen Mustern gedeckt, die aus den einfachsten Elementen : Punkten,
Wellenlinien, Spiralen, ohne viel Vorzeichnung hingetupft und ge-
gossen erscheinen, auf schöner Seide, in fein abgestimmten Farben;
außerdem gab es eine Menge amüsanter Kleinigkeiten, nett mon-
tierte Körbchen, Mappen rc. in erstaunlicher Mannigfaltigket. Bei
einein der dargestellten Schals (Abb. 266 rechts) schimmern die ein-
zelnen Motive durcheinander, und es bleibt nur ein Eindruck von
rhythmisch belebter Fläche; ein ander Mal (Abb. 267) ist das
Ornament geometrisch gegliedert und erhält nur durch die Sprünge
und Zufälligkeiten der Technik seinen malerischen Reiz. A. Becker
war einige Zeit pilfslehrer an der Düsseldorfer Kunstgewerbeschule
und lebt jetzt in StarnbergB)
Die Spitzenkunst durfte natürlich bei der Peerschau nicht
fehlen, sie war vielseitig und musterültig vertreten, sowohl durch
die Debschitzschule wie in der Sammlung unserer staatlich unter-
stützten Fachschulen für Spitzenklöppeln. Ganz neue Wege in der
Spitzentechnik schlägt Frau Gretel Dehn aus Karlsruhe ein. Sie
255. Kinderhäubchen;
von Hedwig Bai sch; violette Blumen
auf staubgelbem Grund. (*/4 d. w. Gr.)
l) Line Anzahl feiner Batikarbeiten hatte auch wieder die Verfasserin dieses
Artikels ausgestellt, deren Bescheidenheit nur die Schreibmappe S. (22 abzubilden
gestattete (Abb. 268) Die Schriftleitung.
Kunst und Handwerk. 63. Iahrg. Heft 4-
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