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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Editor]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

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Pudor, Heinrich: Gediegenheitswerke in Industrie und Kunstgewerbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0208

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Gediegenheitswerte in Industrie und Knnstgewerbe-

massiv Gold, Breite In Elfenbein vergold. Silber mit
IH mm. Gold. geschnitten. Delphin. ;».Iahrh.

Malereiartikel, Bronze-Imitationen, Gartenfiguren,
Glasbilder, Glasvasen, Gürtel, heiligen artikel, holz-
galanteriewaren, Kindermöbel, Kunstgußwaren,
Lackierwaren, Metallkurzwaren, Nippes, Osterartikel,
Porzellannippsachen, Puppen und Spielwaren (zum
großen Teil), Tafelaufsätze, Wagen, Zinkguß-
waren usw. Zum Teil liegt dabei der größte
Schaden noch immer in der Überladung mit Dekor,
wie beim Zinkguß. Die Aluminiumindustrie hat
sich bisher günstig entwickelt, aber auch sie sängt
jetzt, wenn sie daran geht, aus das Gebiet der Ge-
schenkartikel überzugehen, an, durch Überladung mit
Ornamenten geschmacklos zu wirken. Bemerkens-
werte Fortschritte hat in den letzten Jahren die Leder-
industrie gemacht. Schönung und Arisierung ist zwar
auch hier noch auf der Tagesordnung, aber der
Kunst- und Schönheitswert des Ledermaterials ist er-
kannt und wird mehr und mehr ausgenutzt und zum
Teil, wie von Georg hulbe, Hamburg, dann Heinrich
pfannstiel, Weimar, wird hervorragendes geleistet,
und auch auf der ganzen Linie der Offenbacher In-
dustrie ist der Durchschnitt ein guter.

In der Spielwarenindustrie steht die große Masse
noch immer auf dem Standpunkte wie vor dreißig
Jahren. Die neue Bewegung, die sich nun schon
über beinahe zwanzig Jahre erstreckt, ist spurlos an
ihr vorübergegangen. Zerbrechlichkeit und scheußliche
Farbe kennzeichnen noch immer das deutsche Spiel-
zeug, das in der Hauptsache nur durch Billigkeit
vorwärts gekommen ist. Nur vereinzelte schüchterne
versuche einer Spielzeugreform tauchen auf, wie
seitens der Münchener - Kindl - Baukastengesellschaft
m. b. h., der hessischen Spielwaren des Prof. Sutter,
des Deutschen Bilderbuches Verlag Joseph Scholz,
Mainz, der Münchner Künstler-Kaulitzpuppen und
Krusepuppen. Auch das neue Holzstoffspielzeug von
Hermann Tschinkl Selb, sei erwähnt. Tinen guten
Mittelweg zwischen der herkömmlichen und der Kaulitz-
puppe zeigt die Lharakterpuppe von Tuno und Otto
Dressel, Sonneberg. Dabei scheinen diese Bestrebungen
seitens der Händler so wenig Unterstützung zu finden, daß
man für die weitere Entwicklung wenig Hoffnung hegt.

Ebenfalls darnieder liegt im großen und ganzen
die Marmorwarenindustrie, die den süßlichen, kraft-
losen hautgoütgeschmack kultiviert und neuerdings
durch Buntheit zu ersetzen sucht, was ihr an Charakter
abgeht.

Eher zum Kunstgewerbe darf gerechnet werden
die Industrie der Beleuchtungskörper. Sowohl in
Glas als in Kristall. Es zeigt sich das Bestreben,
den Beleuchtungskörper immer mehr rund und plastisch
zu gestalten und zugleich weniger renommistisch zu

ZS» ». Z8p Zigeunerring; vergoldetes Kupfer.
Mittelstück Glas; von den Kästchen ringsherum tragen
vier in der Mitte ein von Korallen umgebenes Perl-
mutterscheibchen.

wirken als intim und dezent; deshalb wird gerade
in der einflammigen Kreme das Beste geleistet.

Die Metallindustrie leidet im allgemeinen an
der Sucht, imaginäre Werte vorzutäuschen, geringer-
wertiges Metall mit Edelmetallen zu „verblenden",
 
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