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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

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Messerer, Ernst: Franz Ringer
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https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0342

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Franz Ringer.

632. Entwurf zu einer Sonnenuhr (Fassadenmalerei).

auf der Landstraße" —, der sich mit gleichbleibender
Lebendigkeit um die vier Wände des Raumes zieht.
Die Abb. 628 u. 62Y können ja nur ein schwaches
Bild der großen malerischen Wirkung dieses eben-
falls aus Brettern ausgesägten und bemalten Frieses
geben. Die Zeichnung erinnert ganz an die Lieblich-
keit Richterscher Bilder. Die einzelnen Gruppen geben
eine aus innerem Grieben, Nacherleben, geschöpfte
Anschauung der Landstraßenpoesie, als unsere Väter
noch mit dem Ränzel auf dem Rücken „auf die Walz"
gingen, und als die Autos noch nicht alles Wander-
leben von der Landstraße hinweggeekelt hatten. Die
Darstellung des Straßenlebens war früher für die
Ausschmückung der Wirtsstuben ziemlich traditionell. |
Sie war allerdings keine bildliche, sondern eine pla- j
stische: Auf dem breiten Sims der Täfelung oder auf
einem Bordbrett alter Wirtsstuben standen und stehen
wohl noch heute, z. B. in Straß bei Ienbach, schön-
geschnitzte Holzmodelle reich bespannter Frachtwagen,
vierschrötiger Postkutschen, fahrender Krämer u. a.

Von erlesenem Stimmungsreiz ist auch die Som-
merhalle (Abb. 630 und 63 f), die Ringer für eine
Gartenwirtschaft in Solln entworfen hat. Ghrlich
bis in die Knochen, läßt er innen das Dachgestühl
unverschalt stehen und benutzt seine Konstruktion
gleich als schmückende Anterteilung des ziemlich
hohen Hohlraums. Das in blendendem Weiß
gestrichene Gebälk belebt er mit bunt bemalten,
durchbrochenen Scheiben, die in synimetrischer Ver-
teilung aus dem Sparrenwerk herabhängen, und gibt
den Glühbirnen originelle dreieckige Träger, denen

I die putzigen Blumenvasen-Füllungen einen festlichen
Ausdruck verleihen. Ganz ausgezeichnet ist die luftige
Schenke gelungen mit ihrem Farbenkontrast, ihren
in Gitterwerk aufgelösten Wänden und den pylonen-
I artigen Aierzapfen, die als architektonische Auf-
lösung nach oben zugleich in die schräge Dachstäche
überleiten. Das Äußere ist schlicht und freundlich
und dem Zweck entsprechend mit vielen Fenstern für
! Licht und Luft durchbrochen. Glücklicherweise kein
Abklatsch der Altmünchner Tanzpavillons, die unsere

633. Giebelfeld-Bemalung am Schulhaus in Pullach.
(Nach der Driginalskizze.)

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