Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 63.1912-1913

DOI Artikel:
Lory, Karl: München und die Provinz: Arbeiten der Firma E. O. Heydecker, Kempten i. U.
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7141#0386

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
München und die Provinz.

702. Wohnzimmerecke; von Leonh. kseydecker jr., Aempten. Eiche geräuchert, Altkupfer-Beschläge, Verglasungen aus

grünlichem Aathedralglas mit Bleifassung.

München und die Provinz.

-Arbeiten der Firma B. Ö Hexdecker,
Aempten t. A.

(von Dr. A. Zorx.

|er Begriff „Neudeutsches Runst-
gewerbe" hat sich, das darf man
wohl behaupten, heute bereits
durchgesetzt. Es ist in dieser Ein-
sicht neuerdings eine bemerkens-
werte Wandlung eingetreten: noch
vor Jahresfrist etwa galt es weder als fein noch als
modern in: besonderen Sinn des Wortes, derartige
nationale Elemente in die Aunstrichtung hereinzu-
tragen. Wer „an der Spitze marschieren" wollte,
muffte gewissermaßen international sein oder wenigstens
so tun, als ob er es wäre; aus angestammter deutscher
Höflichkeit wahrscheinlich, um die lieben Nachbarn
in ihrer Rückständigkeit nicht zu sehr zu beschämen.
Man sieht: beinahe der Hall Anton von Werner im
Aunstgewerblichen. Aber inzwischen hat man dann
in den Areisen, die allzeit am meisten Spürsinn haben

für das, was in der Luft liegen könnte, nun auch die
Parole ausgegeben: Deutschland müsse die zukünftige
Führung in der neuzeitlichen Wohnkultur haben:
man hat sich das Wort Tolberts zu eigen gemacht;
„Wir müssen Europa mit unserem Geschmack be-
kriegen und durch die Mode uns die Welt unter-
werfen."

Allein hier ist leider ein bedenkliches Wort ge-
fallen: „Mode!" Darum ist es uns wirklich nicht
zu tun, für uns handelt es sich um einen neuen
Stil. Die Diode ist ein Tyrann, der Stil bedeutet
die Freiheit. So war es von jeher und so wird es
bleiben. Daß sich z. B. die Mächtigen der Erde vor
mehr als tausend fahren runde oder Polygone
Mausoleen und Pofkapellen bauten, blieb im Norden
Mode; sie ging vorüber ohne hier für die Gesamt-
heit viel zu bedeuten. Aber die Romanik z. B. war
keine Mode, sie wurde Stil; darum hat sie sich auch
allenthalben frei entwickelt, nach den örtlichen und
nationalen Verschiedenheiten der Gebiete, in denen sie
heimisch wurde. Daß das neudeutsche Aunstgewerbe
örtliche, beinahe könnte man sagen ethnische Ab-
stufungen aufweist, das ist uns das sicherste Unter-

27<t
 
Annotationen