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Bayerischer Kunstgewerbe-Verein [Hrsg.]
Kunst und Handwerk: Zeitschrift für Kunstgewerbe und Kunsthandwerk seit 1851 — 76.1926

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Schmidt, Fritz: Adolf von Mayrhofen
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https://doi.org/10.11588/diglit.7093#0006

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A. VON MAYRHOFER

SERVICE, Silber gehämmert

Meister herausschälen, die diese ganze Zeit tätig durch-
lebt und ohne am Streit der Meinungen Schaden zu
nehmen, auf sicherer Bahn zu ganzem Können sidi em-
por gerungen haben. Adolf von Mayrhofer, dessen
60. Geburtstag unlängst Anlaß zu einem kurzen Hin-
weis auf sein Wirken gegeben hat, ist einer von ihnen
und sein Werden zu verfolgen lohnt sich um so mehr,
weil gerade er vom festen Boden tüchtigen hand-
werk 1 ich en Könnens zum formschaffenden Künstler
erwachsen ist. Ist doch sein Werdegang ein lebendiger
Beleg dafür, wie das enge Verbundensein mit dem
Wesen des Materials und der Arbeitsweise, so wie
es auch die Alten geleitet hat, auch heute, und im Strudel
kurzlebiger Strömungen vielleicht mehr als je, eine ver-
lässige Richtschnur bildet, um zwischen lockendem Irr-
tum und nüchterner Wahrheit den Weg nach aufwärts
zu finden. Man könnte sogar geneigt sein, daraus zu
entnehmen, daß ein starkes Talent der künstlerischen
Ausbildung und des allzu bereitwilligen Anschlusses
an die Tagesmeinungen eher entraten kann, als starker
sittlicher Antriebe. Wir meinen damitein lebendiges
Vorwärtsstreben, unbedingte Ehrlichkeit, die gegen
verwirrende Einflüsse sich mit klarer Sachlichkeit
und Überzeugungstreue zu schützen weiß, und eine
unerbittliche Selbstverantwortung, die allen Schein ab-
lehnt und nur das Ganze gelten läßt. Das sind Grund-
züge, die aus dem ganzen Schaffen Mayrhofers immer
wieder hervortreten.

Adolf von Mayrhofer entstammt einem altenTiroler
Adelsgeschlecht, das einst imZillertal ansässig gewesen
war. InMiesbach geboren, erhielt er seineSchulbildung
in München, und hier begann er 1873 seine Lehrzeit,
die er in der Hauptsache in der Zink= und Bronze^
warenfabrik Hörner verbrachte. Seiner Neigung zum
Bildhauerberuf konnte er nicht stattgeben, fand aber
bald am Ziselieren lebhaftes Interesse und betrieb die

Erlernung dieser Kunst mit ganzem jugendlichen Eifer.
Er besuchte auch die Ziseleurschule im Rosenthal, an-
fänglich noch unter dem alten Harrach, und errang dort
als jüngster Schüler den ersten Preis, so daß ihm der
Weg zur Kunstgewerbeschule geöffnet und ein Sti-
pendium zugesprochen wurde. Aber sein gestrenger
Meister drang auf Erfüllung der Lehrzeit und ließ ihn
nicht los. Und später kam er nicht mehr dazu. So be-
wegte sich Mayrhofers erste Ausbildung, obwohl sein
Talent nicht verkannt wurde, ganz im Handwerklichen,
die Fachschulausbildung, die er genoß, war nach heu-
tigen Begriffen recht dürftig und von künstlerischer
Ausbildung oder auch nur Anregung, war kaum die
Rede. Auch nach Beendigung der Lehrzeit wollte
Hörner die schon bewährte Kraft nicht freigeben, er
mußte erst im Klageweg dazu gezwungen werden und
der Bürgermeister Erhardt hat damals zugunsten
Mayrhofers eingegriffen.

Letzterer trat nun als Geselle in dieWerkstattLeyrer
ein und fand hier neben weiterer Ausbildung im Zi-
selieren neue Aufgaben. DieZiselierkunst fand damals
durch den Zeitstil und die vielen Aufträge für die
Königsschlösser ein reiches Betätigungsfeld. War es
bei Hörner vorwiegend Bronzeguß von zum Teil
monumentalen Ausmaßen, so trat jetzt Silber in
den Vordergrund und es galt, Detailarbeiten bis zu
den kleinsten Miniaturstücken auszuführen. Mayr-
hofer verstand es, in kurzer Zeit zu einer damals viel
bewunderten Höhe in dieser Handfertigkeit zu ge-
langen und die Arbeit ging ihm beispiellos rasch von
der Hand. So hat er in dieser Zeit die Bearbeitung
einer Figur, zu der seine Mitarbeiter sechs Wochen
beanspruchten, in ganzen sechs Tagen durchgeführt,
hatte es also in der Führung des Stichels bis zu hand-
schriftmäßiger Gewandtheit gebracht. Es war eine ar-
beitsreiche Zeit und die Eile der Aufträge ging so weit,

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